III. DAS PRINZIP DER SCHÖPFUNG

REALITÄT UND NATUR GOTTES

Göttliche Polarität

Gott der Schöpfer ist unendlich, unkörperlicher Geist und in keiner endlichen, sichtbaren Weise voll greifbar. Doch es gibt Schlüssel, mit deren Hilfe die Menschen Gott erkennen können.

Das Universum existiert im Rahmen einer spezifischen Ursache und eines bestimmten Zwecks, welcher gemäß den „Göttlichen Prinzipien“ Herz/Geist des Universums ist. Dieses Herz/dieser Geist ist Gott. Er wird indirekt oder symbolisch von der ganzen Schöpfung widergespiegelt. Sie ist Sein Körper oder Seine äußere Form. Doch am genauesten wird Gott in Mann und Frau offenbar, die das direkte Bild Gottes darstellen und sowohl geistige wie physische Fähigkeiten besitzen.

Alles in der Schöpfung existiert in Paarbeziehungen von männlich und weiblich, Innen und außen, Subjekt und Objekt, aktiv und rezeptiv. Einige Beispiele solcher Beziehungen sind männliche und weibliche Tiere, Pollen- und Stempel bei Pflanzenblüten, Protonen und Elektronen, die Sonne und die Planeten, Hitze und Licht, Ost und West, Nord und Süd. Alles schließt ein subjektives und ein objektives Element ein, die einander ergänzen. Da der Mensch dem Universum in bezug auf Polarität, Elemente, Strukturen und Funktionen ähnelt, stellt der Mensch einen Mikrokosmos dar.

Um einen Menschen nach seinem Ebenbild zu schaffen, erschuf Gott Mann und Frau (Gen 1,27). Somit existiert der Mensch als Bild Gottes in diesen beiden unterschiedlichen Ausformungen, die zusammen ein Paar ausmachen. Das zeigt, daß Gott in Polarität existieren muß. Er muß in Sich selbst die duale Charakteristik von Männlichkeit und Weiblichkeit enthalten, die in Seiner Natur in vollkommener Harmonie bestehen. Indem er Eva als Adams Gefährtin erschuf, vervollständigte Gott die Erschaffung des Menschen nach Seinem vollen Ebenbild. Adam und Eva waren dazu bestimmt, sich aufeinander zu beziehen und einander als Subjekt und Objekt, Inneres und Äußeres oder Aktives und Rezeptives (Gen 2, 18) zu ergänzen. Mann als Subjekt sollte Liebe (aktive, kreative Energie) und Eva als Objekt sollte Schönheit (antwortende, anregende Energie) verkörpern. Die Erschaffung des Menschen als Paar war die äußere und objektive Manifestation der Polarität Gottes selbst. Desgleichen hat jedes Individuum Geist und Körper Sowie Herz und Verstand.

In der Weit der Natur gibt es eine große Vielfalt bipolarer Aspekte und Kräfte, wie inneres/äußeres, unkörperlich/körperlich, vertikal/horizontal. Subjekt/Objekt, Ursache/Wirkung, Positivität/ Negativität, männlich/weiblich, Herz/Verstand. Güte/ Wahrheit. Liebe/Weisheit und andere. In all diesen Facetten der Schöpfung offenbaren sich Wirklichkeit und Eigenschaften Gottes als Polarität (Sung-Sang/Hyung-Sang). Gestützt auf diese universale Tatsache der Polarität und auf den biblischen Bericht (Gen 1,27) lehrt die Vereinigungstheologie. daß Gott als unendlicher Geist in ewiger, harmonischer Polarität existiert.(1)

Primärenergie

Laut den ,,Göttlichen Prinzipien“ ist Gott ewige, selbsterzeugende Energie. Er ist Erste Ursache und Quelle aller Energie. Diese Primärenergie Gottes interagiert in den Polaritäten von Männlich und Weiblich sowie Sung-Sang und Hyung-Sang. Das Geben und Nehmen zwischen ihnen bildet die Basis Seiner ewigen Existenz. Die Primärenergie entfaltet ihre Wirkung in der gesamten Schöpfung und bildet den Grund ihrer Existenz und ihres Fortbestehens. Gottes Energie zeigt sich im Prozeß von Geben und Nehmen, der bewirkt. daß alle Dinge in Beziehungen des Gebens und Nehmens existieren.

Geben und Nehmen

Alle Dinge bestehen in Paarbeziehungen von Subjekt und Objekt. Es gibt eine Grundstruktur des Aussendens und Empfangens zwischen Subjekt und Objekt, wo immer sie durch das Wirken der universalen Primärenergie in Beziehung treten. Dieses Grundmuster wird der Vorgang des Gebens und Nehmens (Wechselbeziehung) genannt. Geben und Nehmen bringt Energie hervor; die Energie für Existenz, Bewegung und Vermehrung. Wenn Geben und Nehmen erfolgt, werden Subjekt und Objekt eins. Dieser Zustand der Einheit fungiert als Grundlage der Wechselbeziehung, d.h. als Voraussetzung, damit Gottes Geist empfangen werden kann. Gott wirkt, wo immer Er Sein Spiegelbild oder diesen Grundlage der Wechselbeziehung vorfindet. Wenn Gott wirkt, wird Energie vermehrt. Die von Gott ausgehende Primärenergie ist vertikal, während die durch Geben und Nehmen von Subjekt und Objekt produzierte Energie horizontal ist. Somit manifestiert sich die Primärenergie im ganzen Universum in Form von Geben und Nehmen. Indem durch Abläufe des Gebens und Nehmens ständig Grundlagen der Wechselbeziehung gebildet werden, existiert die gesamte Schöpfung auf Dauer und hält ihre Bewegung aufrecht. Demzufolge bildet eine Grundlage der Wechselbeziehung die Basis jeder Existenz.

Es gibt keine Geschöpfe, die nicht die Polarität Gottes widerspiegelten. Es gibt keine Schöpfung, in der Gottes Geist nicht wirkte. Auf diese Art ist Gott allgegenwärtig. Wenn die Energie Gottes in einer einzigen Linie fortströmt und nicht zurückkommt, ist keine Schöpfung möglich; die Energie wird verschwendet. Doch wenn Seine Energie in einem Kreislauf vom Objekt her zurückkehrt, bringt sie die Schöpfung weiter. Die Erschaffung des Alls, die verschiedenen Naturphänomene, Bewegung und Veränderung ereignen sich durch Wechselbeziehungen zwischen zahllosen Subjekt-Objekt-Paaren.

So werden zum Beispiel Atome durch das Geben und Nehmen zwischen Protonen und Neutronen gebildet. Geben und Nehmen zwischen positiven und negativen Ladungen bringt den Fluß der Elektrizität hervor. Im Pflanzenreich produziert das Geben und Nehmen von Stempel und Pollen den Samen. Pflanzen brauchen den Kohlenstoff, der von den Mitgliedern des Tierreiches ausgeatmet wird, und geben ihrerseits Sauerstoff ab, den Tiere und Menschen zum Leben brauchen So geschieht Geben und Nehmen zwischen dem Pflanzen- und Tierreich ähnlich wie zwischen männlichen und weiblichen Tieren. Einatmung und Ausatmung, das Wirken der Venen und der Arterien, das Funktionieren des sympathischen und des parasympathischen Nervensystems sind Beispiele der Wechselbeziehung von Geben und Nehmen im menschlichen Körper. Im weiteren Umfang manifestiert sich Geben und Nehmen in Rotation und Umdrehung der Himmelskörper im Universum. Ebenso bildet dieser Vorgang das Fundament für alle Einheiten der Gesellschaft. Familien haben ein Geben und Nehmen zwischen allen Mitgliedern, Nationen zwischen Regierung und Volk, die ganze Welt zwischen den Nationen.

Ehemann und Ehefrau als unmittelbares Abbild der Polarität Gottes haben die Fähigkeit, eine vollkommen gegenseitige Beziehung zu bilden und untereinander das Geben und Nehmen der Liebe zu aktivieren. Der Zweck der Heirat ist es. einen Mann und eine Frau zu vereinigen, so daß sie Gott als eine Einheit widerspiegeln und für immer in einem vollkommenen Austausch mit Ihm stehen. In dieser Beziehungswirklichkeit bilden sie eine Dreieinigkeit mit Gott. In solch einer Ehe können Mann und Frau miteinander die Energie des Lebens erfahren, einander stimulierende Freude und Glück schenken. In der Vereinigungslehre wird solch ein Paar mit seinen Kindern das Vier-Positionen -Fundament genannt. Solche auf Gott ausgerichtete Familien werden zur Matrix, zur Urzelle des Reiches Gottes.

In anderen Glaubenswelten finden wir Konzepte, die dem der Polarität partiell ähnlich. In der griechischen Mythologie wurde Zeus als Himmelsvater verehrt, der in wesentlicher Beziehung zur Erd-mutter Demeter stand; die beiden standen sich in Ergänzung gegenüber. Die Kanaanäer verehrten Baal, den Sturmgott, und Ashera, die Fruchtbarkeitsgöttin. Später verehrten viele Hebräer Ashera als Königin des Himmels und Erdmutter in Verbindung mit Jahwe.(2)

Im Hinduismus ist Brahman das schöpferische Prinzip und die Ursache alles Existierenden. Das höchste Brahman wirkt durch Ischwara, den personalen Schöpfergott, in der Gestalt des Brahma, Wischnu oder Schiwa. Es besteht eine Polarität zwischen dem höchsten Brahman, der Ursache, und Seinen Manifestationen. Es besteht auch eine Polarität zwischen Seinen Manifestionen und deren weiblichen Gegenstücken. Das alte China glaubte stets, Tien (der Himmel) sei der Vater und Kun (die Erde) die Mutter aller Dinge. In Lao-tses Tao Te King steht Tao (wörtlich Weg) für den absoluten, göttlichen Grund, und Te steht für die Kraft der Tugend zur Entfaltung der göttlichen Möglichkeiten. Im 1 Ging wurde die Welt als Ausdruck des Großen Letzten (Tai-chi) gedeutet, manifestiert in der Dualität von Yin und Yang. Die Yin-Yang-Philosophie ist nicht dualistisch-antithetisch. Männlichkeit und Weiblichkeit kommen aus einer gemeinsamen Quelle und sind dazu bestimmt, sich gegenseitig zu ergänzen.(3)

In der Russischen Orthodoxie stellt Sophia (Heilige Weisheit) den weiblichen Aspekt der Gottheit dar. Als der Heilige Geist, der alle Menschheit und Natur durchdringt, ist sie die göttliche Immanenz parallel zum transzendenten Vatergott. Dieser weiblich göttliche Geist dient als Brücke zur Vereinigung von Gott und Welt.(4)

Für Swedenborg besteht Gott aus göttlicher Weisheit und Liebe, worin sich männlicher und weiblicher Aspekt Seines Wesens spiegeln. Swedenborg sah auch die Übereinstimmung zwischen der geistigen und der natürlichen Welt. Die fundamentale Polarität zwischen Mann und Frau in der Ehe offenbart für ihn den höchsten Ausdruck von Gottes Gesamtnatur.(5)

C.G. Jung enthüllte mehrere fundamentale Polaritäten in der menschlichen Seele: Vernunft und Instinkt, Bewußtsein und Unterwußtsein, vor allem aber die Polarität von männlich und weiblich, zwischen den Geschlechtern und innerhalb jeder Person. Jeder Mann hat ein wenig vom Weiblichen in seiner Seele (die Anima), und jede Frau hat ein männliches Element in sich (den Animus). Jung besteht darauf: Zur Ganzheit zu wachsen erfordert volle Akzeptanz dieser seelischen Polaritäten. (6)

Viele Religionen erkennen die Wechselwirkung von Sung-Sang und Hyung-Sang oder männlichen und weiblichen Elementen innerhalb der Gottheit an. ,,Die Göttlichen Prinzipien“ beschreiben allerdings in ganz eigener und dynamischer Art das Geben und Nehmen als Grundbeziehung, wie es sich in Gottes Schöpfung spiegelt. Durch die Wechselbeziehung dieser bipolaren Qualitäten werden Gottes kosmische Energie erzeugt, höchste Freude fühlbar und kraftvolle Kreativität sichtbar. Alles dies sind Widerspiegelungen der vollkommenen Harmonie von Gottes Weisheit und Liebe, des göttlichen Herzens und der göttlichen Intelligenz in ihrem Wirken.

DAS ZIEL DER SCHÖPFUNG

Die Vereinigungsprinzipien erklären das Ziel der Schöpfung in den Begriffen von Gottes innerstem Bedürfnis zu lieben und geliebt zu werden. Mit der Erschaffung von Adam und Eva nach seinem Ebenbild verband Gott die Absicht, dass sie zu vollkommenen Einzelpersonen reifen würden, die auf Gott ausgerichtet sind. Dann würde Er sie in der Ehe segnen. Gott fände dann in ihnen ein vollkommenes Objekt und einen Partner Seiner tiefen Liebe und Freude. Ohne diese Erfahrung ist Gottes Liebe unvollständig. Obwohl Er absolut vollkommen in sich selbst ist, kann Gottes Vollkommenheit nicht voll erfüllt werden, wenn Seine Liebe unvollständig bleibt. Das primäre Ziel der Schöpfung Gottes bestand darin, ein vollkommenes Gegenüber und einen Partner Seiner Liebe zum Leben  zu bringen.

Ein anderes wichtiges Ziel der Schöpfung lag für Gott in der Möglichkeit, Sich selbst In physischer Weise zu verkörpern. Die ,,Göttlichen Prinzipien“ entfalten eine sakramentale Theologie: der Mensch war erwählt, Gott als Gefäß Seiner Liebe und Tempel Seiner Gegenwart zu dienen, wie das Neue Testament bezeugt.(7) Mit anderen Worten, Gott, der unendliche Geist, erschuf endliche, menschliche Wesen nach seinem Bild, die Möglichkeit für Ihn, sich zu inkarnieren. Der Prolog des vierten Evangeliums besagt. daß das Wort Gottes von Anfang an dazu bestimmt war, Fleisch zu werden. Warum strebte Gott danach, inkarniert zu sein? Er wollte in der physischen Dimension der Existenz wohnen, um die volle Breite der menschlichen Erfahrung zu fühlen. Gott verlangte danach, in Körper und Seele des Menschen, auf physischer Ebene zu wohnen. Daher könnten wir sagen, daß Gott den Menschen als Seinen Leib erschuf.

Solch eine Sicht ist der etablierten christlichen Theologie nicht völlig fremd. Die griechischen Väter haben eine tiefe Inkarnationstheologie erarbeitet. Sie lehrten, daß das Ziel des Menschen in der Vergöttlichung (theosis) bestehe.(8) Gott wünsche, daß wir wie Er selbst seien. Christus sei gekommen, um uns zu befähigen, die Inkarnation Gottes zu sein. Somit hat die östliche Theologie als Gottes primäres Schöpfungsziel für den Menschen erkannt, daß er eine sichtbare, greifbare Manifestation der göttlichen Natur sei.

Nach den Vereinigungsprinzipien sollten Adam und Eva die ersten Verkörperungen des göttlichen Geistes werden. Als vollendete und wahre Eltern der Menschheit sollten sie als Prophet, Hoherpriester und König der menschlichen Familie dienen: Prophet, indem sie die Menschen über Gott unterrichten, Hoherpriester, weil sie als Vermittler Gottes dienen, und Herrscher, weil sie die Vertreter der göttlichen Autorität sein sollten. Auf diese Weise hätten sie das dreifache Amt Christi erfüllt, wie Calvin und Brunner es interpretieren. Wenn Gottes Plan mit dem ersten Paar voll erfüllt worden wäre, hätten alle nachfolgenden Menschen als Instrumente der fortgesetzten Menschwerdung Gottes gedient. Darin liegt das Ziel der Menschheit: eine sichtbare Manifestation Gottes und wahre Herrscher der ganzen Schöpfung zu werden.

Manche mögen hier die Frage aufwerfen, ob solch eine Inkarnationstheologie Gott Seiner Würde beraubt. Christen erkennen stets die radikale Transzendenz und Einzigkeit Gottes an. Doch die Theosis (Vergöttlichung) als das letzte Ziel des Menschen zu sehen, beraubt weder Gott seiner Autorität und Macht, noch beseitigt es die Unterscheidung zwischen Kreatur und Schöpfer. Gott wird durch die Inkarnation im Menschen in keiner Weise herabgesetzt. Vielmehr wird die Spannweite göttlicher Aktivität ausgedehnt, indem Gottes Gegenwart expandiert. Indem er einzigartig als Schöpfer bleibt, teilt Gott doch auf jede Weise das leben Seiner Söhne und Töchter, so daß Er in ihnen lebt und sich bewegt und Seinen Ort hat. Das Buch der Geheimen Offenbarung berichtet über das Kommen des Gottesreiches: ,,Siehe da, das Zelt Gottes bei den Menschen, und Er wird bei ihnen wohnen, und sie werden Sein Volk sein, und Gott Selbst wird bei ihnen sein und ihr Gott sein« (Offb 21, 3).

Wie kann sich diese ideale Gemeinschaft zwischen Gott und Mensch verwirklichen? Gott setzte Adam und Eva mit dem Wunsch in den Garten Eden, sie mögen zur vollen Bewußtheit Seiner Liebe gelangen. Hätten sie das Ziel der Schöpfung verwirklicht, wären sie die wahren Eltern einer glücklichen. harmonischen Menschenfamilie geworden. Mit ihren Nachkommen wären Adam und Eva Gottes Repräsentanten auf der Erde geworden (die Vier-Positionen-Grundlage), wodurch er Seine volle Souveränität über die Welt hätte ausüben können. In einem Wort sollten Adam und Eva als Wurzel einer Gott-zentrierten Familie dienen, die sich zu Sippe, Stamm, Nation und globaler Gemeinschaft ausgedehnt hätte. Ohne den Sündenfall wäre die ganze Erde ein Himmelreich geworden, ein Reich der Freude, Harmonie und Rechtschaffenheit. Es war diese Welt, die Jesus das Königreich Gottes nannte. (9)

DAS HERZ GOTTES

Auch wenn Gott stets unser universeller Vater ist, so kann man doch ehe persönliche Beziehung zu Ihm haben. Eine Theologie der Polarität stellt die Liebe in den Mittelpunkt. Reinhold Niebuhr beharrte darauf, daß Liebe im direkten Kontakt von Person zu Person bestehe und darauf beschränkt werden müsse.(10) Unsere Kommunikation mit Gott kann und sollte in solchem Kontakt von Herz zu Herz gründen. Darum wurde die höchste Gemeinschaft mit Gott mit der Einheit von Ehemann und Ehefrau verglichen.

In der Bibel heißt Herz die innerste Quelle der menschlichen Persönlichkeit, offen für Gott, inspiriert von Seinem Einfluß. Das Herz sucht Gott und vertraut Ihm. Das Wort Gottes wohnt im Herzen, und dort entfaltet sich der Glaube an Gott. Gott will dem Menschen ein neues Herz erschaffen und Sein Gesetz ins Herz schreiben.

Die Vereinigungstheologie legt grössten Wert darauf die zutiefst persönliche Eigenart Gottes zu betonen, den Gott des Herzens. Gott ist nicht einfach eine Kraft, die Gerechtigkeit schafft. Nicht nur der unbewegte Beweger. Nicht allmächtiger Wille. Nicht kosmische Ordnung und Naturgesetz. All diese Aspekte mögen etwas über Gott aussagen, doch offenbaren sie nichts von Seinem stärksten Charakteristikum: dem göttlichen Herzen.

In unserer Zeit finden es viele religiöse Menschen schwierig, an einen personalen Gott zu glauben. ,,Ist das nicht zu anthropomorph gedacht?“  fragen sie. Weil wir Personen sind, versuchen wir das ganz weite Universum in menschliche Begrifft zu fassen. Sicher übersteigt Gottes Natur bei weitem die unsere. Dennoch müssen wir Ihn mit dem höchsten gleichsetzen, das uns zugänglich ist. Wenn wir Gott als eine Person beschreiben, gestehen wir, daß Er das beste ist, das wir uns vorstellen können. (11) Hingegen tendieren die, die Gottes Personalität leugnen, oft dazu, Seine Natur in geringeren als menschlichen Maßstäben zu erklären: als unpersönliche kosmische Kraft zum Beispiel.

Wenn wir uns einmal dazu entschließen, Gott Eigenschaften wie die unseren zuzuschreiben, stoßen wir auf ein anderes Problem. Welche menschlichen Charakteristika sind die besten? Seit die alten griechischen Philosophen wurde die Vernunft als das Maß menschlicher Größe gewertet. Die Vernunft macht uns den Göttern verwandt, hieß es. Dies jedoch präsentiert sich als eine überaus intellektualisierte Definition des Selbst. Gibt es nicht etwa Größeres im Menschen als seine Denkfähigkeit?

Die „Göttlichen Prinzipien" verkünden, grundlegender als der Verstand sei das Herz. Nicht so sehr wie ein Mensch denkt, als wie er fühlt, macht einen Menschen wirklich menschlich. Wir werden mehr nach der Tiefe und Weite unserer Gefühle gelobt und beurteilt als nach dem Umfang unseres Wissens. Aus diesem Grund stellt das Neue Testament die Liebe an die Spitze der Tugenden, höher als sogar als den Glauben.

Von den großen modernen protestantischen Theologen war es Schleiermacher, der die Religion des Herzens und die Wichtigkeit der persönlichen Gottesbegegnung betonte. Er beschrieb Religion als etwas viel Lebendigeres denn Lehren und etwas viel Intimere denn ethische Grundsätze. Religion ist ,,eine Intuition und ein Gefühl für das All". Glauben bedeutet, eine lebendige Beziehung zu Gott zu haben. Der echte Gläubige wird „eins mit dem Unendlichen in der Mitte der Endlichkeit. Wir fühlen uns Gott so nahe, daß wir uns zur Gänze von Ihm abhängig fühlen, sagt Schleiermacher. (12)

Wenn das Herz den inneren Kern der menschlichen Persönlichkeit symbolisiert, dann sollte von Gott ähnlich gesprochen werden. Vor allem anderen ist Er ein Gott des Herzens. Unser Gottes Verständnis muß von einer Würdigung des menschlichen Fühlens ausgehen. Gott fühlt zumindest so intensiv, wie wir fühlen. Er ist zumindest so sensibel für das, was in der Welt vorgeht, wie wir es sind. Wenn er ein Gott des Herzens ist, dann erfährt Er die ganz Bandbreite der Emotionen von Einsamkeit und intensivem Kummer bis hin zu wundervoller Freude. Wenn Er ein vergebende Gott ist, dann wird auch Er durch Leid verwundet, Gott kann lieben und ebenso berechtigte Empörung ausdrücken. Weil Gott also ein Gott des Herzens ist, kann er von den Geschehnissen betroffen werden, die in Seiner Schöpfung vor sich gehen.

Die meisten Religionen der Welt haben dem Herzen Gottes ein gewisses Maß an Anerkennung gezollt: In ihrer alttestamentlichen Geschichte berichteten die Schreiber der Bibel nach dem Babylonischen Exil ausdrücklich, wie Gott die Menschen als Seine Kinder behandelt; Er sorgt sich um sie, Er versogt, nährt und führt sie. Doch oft antworteten sie nicht auf Gottes Anruf und lehnten sich gegen ihn auf. Dann wurde Gott enttäuscht und traurig in Seinem Herzen (Jes 2-3; Hos 2-4). Es reute Gott, die Menschheit erschaffen zu haben. Gottes Natur steht weit höher als die unsere. Nichtsdestoweniger müssen wir Ihn am Höchsten messen, das wir kennen. Wenn wir Gott als eine Person beschreiben, dann gestehen wir zu, daß Er Grund hatte, Bedauern zu fühlen, den Menschen erschaffen zu haben, als Er die Bosheit und Verdorbenheit des Zeit Noahs sah (gen 6,5f). Gott grämte sich auch darüber, den König Saul geschaffen zu haben,  als er Gottes Geboten nicht gehorchte (1 Sam 15,11).

Der Gott des Herzens läßt sich vom Flehen Seiner Gläubigen bewegen, mindert Seinen Ärger und ändert Seine Pläne (Gen 18,22-33; Ex 32,7-14). Er wird auch durch die Gewissensbisse und Reue von Menschen, wie etwa dem Volk von Ninive (Jon 3,3-10), bewegt und zieht seine Gerichtsdrohung zurück.

Das Herz Gottes, seine elterliche Angst und Freude sind höchst dramatisch und rührend ausgedrückt in Jesu Gleichnissen vom verlorenen Sohn, vom guten Samariter, vom verlorenen Schaf, von der verlorenen Münze, vom Richter und der hartnäckigen Witwe (Lk 15,18; Mt 18). So reflektiert die tiefste Ebene der jüdisch-christlichen Religion den Gott des Herzens.

In der modernen Theologie war es nicht allein Schleiermacher, der eine Religion des Herzens betonte, sondern auch Alfred North Whitehead. Seine Prozeß-Theologie betrachtet Gott von zwei Perspektiven: einer grundlegenden sowie einer folgernden. Gottes grundlegende Natur ist die Einheit aller möglichen Begriffe, die Summe aller ewigen Objekte. In seiner folgernden Natur ist Gott das Bewußtsein um das Verstehen und die Wertschätzung all der Aktualitäten der sich entwickelnden Menschheit.

Whiteheads bedeutendster Schüler, Charles Hartshorne, schrieb eine Arbeit über Gott als den liebenden Vater, der von den Aktivitäten seiner Kinder beeinflußt sein muß. Er ist angetan von Ihren Freuden und verletzt von ihrem Versagen. Wenn Gott personal ist, muß Er die ganze Sensibilität menschlicher Wesen aufweisen, ja sogar weit über dieses Maß hinaus sensibel sein. Da Gott die Realität des Fühlens ist, definieren Prozeß-Theologen den Menschen als ein Geschöpf des Fühlens. Somit wertet ein Trend in der modernen Theologie das Herz, die Liebe, die Sensibilität eines elterlichen Gottes höher als den transzendenten Gott der Allmacht und der absoluten Vernunft. Wir wollen nun betrachten, wie Vertreter verschiedener geistiger Traditionen den Gottes des Herzens priesen.

Von Zeit zu Zeit trifft ein Strahl göttlichen Lichtes die Erde. Solch ein Strahl ist sicherlich im 18. Jahrhundert in Podolien, einer Provinz Polens (jetzt Teil der Ukraine) angekommen - in der Person des Israel ben Eliezer, dem der Titel Baal Schem Tow (Meister des Guten Namens) verliehen wurde und der den Chassidismus, die mystische Bewegung des Judentums, ins Leben rief. Seit frühester Jugend fühlte sich Baal Schem Tow zu einsamer Kontemplation hingezogen. Als junger Mann in seinen Zwanzigern ging er ins Gebirge, um über die Wege Gottes und des Menschen zu meditieren. Bereits mit 36 Jahren war er ein anerkannter geistiger Lehrer und Heiler. Seine Persönlichkeit und sein Lebenszeugnis müssen höchst lebendig gewesen sein, denn sein reiner, gottinniger Geist lebt ungeschwächt im Chassidismus unserer eigenen Zeit weiter; tanzend und singend mit Gottes eigener Freude. Anders als die Rabbiner seiner Tage glaubte er, dass jeder Mensch - wie einfach und ungebildet auch immer - Gott direkt durch Gebet und Gottesdienst erreichen könne. Baal Schem Tow wandte sich nicht durch theologisches Debattieren oder Studium oder Riten an Gott. Vielmehr lehrte und lebte er ein totales Sicheinlassen auf Gott -eine freudige, ekstatische Erfahrung. In seinem ungehinderten Bewußtwerden des Göttlichen fand und verehrte Baal Schem Tow Gott überall. Im richtigen Geiste, so glaubte er, könne man Gott beim Schnüren der Schuhe ebenso nahe sein wie beim formellen Gottesdienst. Die Strahlkraft von Baal Schem Tows persönlicher Erleuchtung reicht bis in unsere Tage, und die erdnahe Intensität seines Lebens mit Gott überbrächt für die Chassidim weiterhin den Graben zwischen den Höhen religiöser Ekstase und der Realität des weltlichen Lebens. (13)

Im Hinduismus trat eine herzzentrierte Spiritualität besonders bei Sri Ramakrishna (1836-86) in Erscheinung. Als Jugendlicher sehnte er sich nach einer Vision der Göttin Kali und litt unerträgliche Qual. Aus Verzweiflung riß er ein Schwert vom Altar, um sein Leben zu beenden. In diesem Moment offenbarte sich Mutter Kali plötzlich. Während er in Bewußtlosigkeit fiel, erfuhr Ramakrishna eine Woge dichter Seligkeit. Mit ca. dreißig Jahren zog Rama-krishna seinen Geist vollständig von allen Gegenständen der Sinne und allen Gestalten ab und überstieg selbst die Welt der Götter und Göttinnen, um die Einheit mit Brahman zu erfahren. Drei Tage lang verweilte er in ekstatischer Trance. während er Samadi (Überberwusstheit)erführ. Darin verblieb nur noch die reine Existenz; alle Ideen von Subjekt und Objekt schwanden dahin.

Mit Hilfe eines Sufis wurde Rarnakrishna in die islamische Tradition eingeführt. Er betete fünfmal am Tag zu Allah, trug Muslimkleider und erlebte das Paradies des islamischen Glaubens. Nach Ablauf dreier Tage kam Allah in der Gestalt eines strahlenden alten Mannes zu Ramakrishna. Darin tauchte Allah ins Brahmam ein und war kein getrenntes Wesen mehr.

Als er ein Gemälde mit der Madonna mit dem Kind bewunderte, nahm Ramkrishna die plötzliche Belebung des Bildes wahr, Lichtstrahlen von Jesus und Maria traten in ihn ein und versetzten ihn in eine Trance. Vier Tage später, als Ramkrishna herumschlenderte, sah er Jesus sich ihm nähern. Jesus umarmte ihn und tauchte dann in ihn ein. Sofort fiel Ramakrishna bewußtlos in Trance, geeint mit Brahman.(14)

Die letzten Worte Sri Ramakrishnas waren: Wenn du dich unter andere Leute begibst, solltest du alle lieben. Frage nicht, wer an einen persönlichen Gott glaubt, wer an einen unpersönlichen Gott glaubt, wer ein Hindu, ein Christ oder ein Moslem ist. Solche Unterscheidungen bestehen, weil Gott verschiedene Menschen erschaffen hat, die ihn auf verschiedene Weise verstehen.. Wenn wir das wissen, sollten wir mit allen eng und in Liebe verbunden sein.(15)

Der wesentlichste Charakterzug des Buddhismus ist die Tugend des Mitleids. Diese Tugend wird am besten vom Bodhisattva (Erkenntnis-Sein) verkörpert. dessen Wesen Bodhicitta (Erkenntnis-Herz) ist. Dieses Bodhicitta ist in den Herzen aller empfindenden Wesen gegenwärtig, doch nur in Buddhas voll erwacht und aktiv. Das Bodhicitta ist wie das Mondlicht. Wenn der Mond mit seinem silbrigen Licht am klaren, wolkenlosen Himmel scheint, wird er von jedem Tropfen und jeder Wasserfläche auf der Erde reflektiert. Vielleicht sind manche Teiche schlammig, doch der Mond weigert sich nicht, sein makelloses Bild in ihnen zu spiegeln. So ist es mit dem Bodhicitta: wo immer etwas Herzenswärme existiert, da kann es sich ohne Fehl in seiner Herrlichkeit spiegeln.

Da die wesentliche Natur der Bodhisattvas Bodhicitta ist, sind sie große liebende Herzen voll Mitleid, Liebe und Bereitschaft, sich zu opfern, um empfindende Wesen aus ihrem Elend zu erheben.(16)

Mystiker der Muslime und Sufi-Heilige haben stets die Religion des Herzens betont. Mohammed soll die Offenbarung empfangen haben; ,,Meine Erde und Mein Himmel umfassen Mich nicht, aber das Herz Meines gläubigen Dieners umfaßt Mich. - Wenn du nach Mir suchst1 so suche in solchen Herzen. - Das Herz, in welchem die Strahlen des Mondes aufgehen, ist für den Mystiker das Öffnen der Tore der Offenbarung. - Der Glanz der ewigen Schönheit ist nicht außen, sondern innen. Das Herz ist der Thron Gottes und das Zentrum der göttlichen Offenbarung." (17)

Al-Ghazali teilte das spirituelle Leben ein in praktische Erfahrung (hingegebenes Handeln) und die direkte komtemplative, intuitive Erfahrung mit Gott. (18)  Ubaydullah Ahrar (13. Jahrhundert) betont:  ,,Die Vollkommenheit eines Sufi liegt in den guten Werken. Ekstase allein ist nicht genug, um vollkommen zu sein." (19)

Nach den Sufis war Mohammed vom Schöpfer bei seiner Auffahrt in den Himmel eingeladen worden, doch er wollte dort nicht bleiben und kam auf unsere Welt zurück, um der Menschheit zu dienen. Er sagt: ,,Menschen sind die Familien Gottes, und diejenigen, die von Gott am meisten geliebt werden, sind solche, die Seinen Familien am nützlichsten und hilfreichsten sind." Der Koran sagt: ,,Handle! Allah wird deine Handlungen sehen und so auch Sein Botschafter und die Gläubigen, und du wirst zurückgebracht werden zu Dem, der das Unsichtbare und Sichtbare kennt, und Er wird dir sagen, was du früher getan hast" (9,105).

Alt al-Hawas sagt: ,,Der vollendetste Heilige ist der, der in die Welt kommt, gute Werke tut und die Welt wieder verlässt, ohne unter den Menschen sehr bekannt gewesen zu sein."

Seraphim, der bekannteste Heilige Rußlands im 19, Jahrhundert, wurde mit achtzehn Mönch und lebte fünfzehn Jahre lang im Sarov-Kloster. Dann verbrachte er einunddreißig Jahre in völliger Abgeschiedenheit mit Gebet und Kontemplation im Wald und später im Kloster.

Wenn er krank war, wurde Seraphim von der Mutter Maria Sowie vom heiligen Petrus und Johannes besucht. Maria wandte sich zu den Aposteln und sagte über Seraphim: ,,Er ist einer von unserer Familie." Dann berührte sie den Kopf und die Seite des kranken Mannes mit ihrem Stab und heilte Seraphim auf der Stelle, wobei sie ihm eigene Heilkraft mitteilte.

Im Alter von sechsundsechzig Jahren gab er seine Abgeschiedenheit auf und kehrte als ein Seher, ein großer Heiler und geistiger Führer in die Welt zurück. Vier- bis fünftausend Menschen am Tag suchten ihn wegen geistlicher und physischer Hilfe auf. Er drängte seine Besucher, im beständigen Geist des Gebetes zu leben: ,,Ob ihr arbeitet oder in der Kirche steht, laßt immerwährendes Gebet auf euren Lippen und in euren Herzen sein. Solches Gebet wird euch Frieden, geistliche und körperliche Reinheit geben und euch helfen, im Heiligen Geist zu verweilen, der Quelle aller guten Dinge.“

Seraphim lehrte: ,,Wahre Hoffnung sucht nur das Reich Gottes... Das Herz kann keinen Frieden haben, bis es sich diese Hoffnung erworben hat. - Langeweile wird durch Gebet geheilt, durch Enthaltung von leerem Reden, durch Arbeit mit der Hand, gemäß unseren Kräften, durch Leben des Wortes Gottes und durch Geduld und nicht durch Kränkungen der anderen verwirrt zu werden. Ebenso vermeidet, über andere zu urteilen. Durch Nicht-Urteilen und Schweigen wird der Frieden der Seele bewahrt. Wenn ein Mensch in solch einer Geistesverfassung lebt, dann empfängt er göttliche Offenbarungen."21

Für Konfuzius sind die beiden höchsten Ideale: 1. Menschenfreundlichkeit (jen) zu praktizieren und 2. das Prinzip der kindlichen Treue zu verwirklichen, nicht allein den eigenen Eltern gegenüber, sondern auf jeder Ebene der sozialen Ordnung. Diese beiden Ideale sind im menschlichen Herzen verwurzelt. Für Mendicus, den späteren wichtigsten Schüler des Konfuzius, lauten die vier wesentlichen Tugenden der menschlichen Natur Menschlichkeit oder Mitleid (ren), Gerechtigkeit, Anstand und Weisheit. Sie alle sind im menschlichen Herzen verwurzelt. Für Konfuzius und Mendicus waren diese Gebote die Aufträge des Himmels. Mendicus lehrte, daß wir unsere menschliche Natur in Besitz nehmen, wenn wir unser Herz voll ausleben, daß wir dann um die (menschliche) Natur und den Himmel (Tien) wissen. Die Konfuzianer glaubten, dass das menschliche Herz natürlicherweise bereit ist, auf den Weg des Himmels zu antworten.

Andere Religionen und Theologien schätzen das Andachtsleben, die Herzensliebe, das Gefühl letzter Abhängigkeit, geistige Ekstase freudvolle Gottesliebe, begeistertes Zeugnis und mitfühlende Identifizierung mit Gottes Leiden hoch ein - womit Mitglieder der Vereinigungskirche vollkommen übereinstimmen. Doch Reverend Sun Myung Moon geht viel tiefer. In seinem tiefen geistigen Forschen entdeckte er das abgründige han (uralt verborgener Kummer ungelöster Schmerz und zurückgehaltene Empörung) des Himmlischen Vaters und die Ursachen davon. Er beschloß, diese Ursachen zu beheben, Gottes han, die kosmische Tragödie, zu entwirren und zu heilen. Dies sollte zu seiner Lebensaufgabe werden.

Was ist die Ursache der kosmischen ,“Tragödie? Der Abfall von Adam und Eva, verursacht durch ihre Verbindung mit dem betrügerischen Luzifer, war ein schwerwiegender Verrat an Gott durch drei. Der verschlagene, rebellische Erzengel beraubte Gott seiner Kinder, die sonst die intimsten, unmittelbarsten Objekte und Partner Seiner ewigen Liebe geworden wären. Dadurch hatte Er Seinen Halt auf der Erde verloren. Reverend Moon hat all seinen Feinden demütig gedient und so Satan dazu gebracht, sich freiwillig zu ergeben. So hat er durch Handlungen der Wiedergutmachung alles Gott zurückgebracht, was Satan Ihm geraubt hatte.

Wenn einer wahrhaftig das han des Himmlischen Vaters erfasst, kann er nicht mehr ruhen. Mit einem Gefühl äußerster Dringlichkeit und Bestimmtheit muß er andere Menschen aufwecken und erleuchten, sich in der kosmischen Schlacht zu engagieren. Das Ziel der Erlösung ist nicht bloß, göttliche Vergebung für persönliche Sünden zu erlangen und in den Himmel zu kommen. Die Vereinigungstheologie lehrt: Das wahre Ziel besteht darin, Gottes Leiden zu lindern und Seine universelle Souveränität wiederherzustellen.

PARTNERSCHAFT ZWISCHEN GOTT UND MENSCH

Der Prozeß des Gebens und Nehmens wird in der Bibel durch die Vorstellung eines göttlich-menschlichen Bundes illustriert. Gott schließt seinen Bund mit Noah, Abraham und Moses. Christen nennen ihre heiligen Schifften das Neue Testament, den Neuen Bund, im Gegensatz zum Alten Bund Gottes mit den Kindern Israels1 Die Idee des Bundes ist eine der Schlüssellehren der Heiligen Schrift.22

Was bedeutet es, einen Bund zu schließen? Oft ist ein Bündnis ein politisches oder militärisches Abkommen zwischen zwei Nationen. Jede Seite akzeptiert gewisse Pflichten als Gegenleistung für das Versprechen gewisser Vorteile. Als daher das weltliche Wort „Bund“ auf die Religion angewandt wurde, bezog es sich auf die Geben-und-Nehmen-Beziehung zwischen Mensch und Gott. Jede Seite willigte ein, einige ganz bestimmte Verantwortungen zu übernehmen, um einige bestimmte Vorteile zu erhalten.

In der Reformationszeit wurde die Wichtigkeit des Bundesgedankens wiederentdeckt.23 Von daher formulierten die Puritaner des siebzehnten Jahrhunderts die Bundestheologie, die das Prinzip des Gebens und Nehmens betonte. Diese Calvinisten gingen von vier Ebenen der Gegenseitigkeit aus:

Erstens: Eine Nation entsteht durch den Gesellschaftsvertrag zwischen Regierenden und Regierten. Die Regierung verspricht Schutz der natürlichen Menschenrechte und die Regierten geloben Gehorsam gegenüber der bürgerlichen Autorität. Zweitens: Eine Kirche entsteht als Resultat eines freiwilligen Vertrags zwischen Christus und seinem Volk. Jede Seite hat gewisse Privilegien wie auch entsprechende Verpflichtungen. Drittens: Es gibt soziale, moralische und religiöse Bindungen zwischen Ehemann und Ehefrau. Ehe sollte als ein feierlicher Bund betrachtet werden. Wie das Neue Testament nahe legt, kann die ehe mit der Einheit Christi und seiner Kirche verglichen werden. Viertens: Dieselbe Regel gilt schließlich auf der persönlichen Ebene für die Beziehung des einzelnen zu Gott. Nach den Bundestheologen bedeutet Christwerden: Einhaltung der göttlichen Gebote geloben, um ewigen Segen zu erlangen. In ihrem Denken Gott setzt sich auf jeder Ebene, vom Individuum bis zur Kirche, des Gesetzes des Gebens und Nehmens.

Obwohl die Bundestheologie die Würde der göttlich-menschlichen Partnerschaft  anerkennt, bediente sie sich einer eher geschäftlich und legalistisch klingenden Sprache. In einer früheren Epoche hatte Joachim von Fiore die Beziehung zwischen Gott und Mensch in personalen Begriffen ausgedrückt..24 Für Joachim besteht das Ziel der Geschichte in Freundschaft mit Gott. Wenn das Reich Gottes auf Erden anbricht, werden die Menschen die höchste und endgültige Form der Beziehung mit Ihrem Schöpfer erreicht haben. Beim Anbruch des messianischen Zeitalters werden die Menschen endlich „Freunde Gottes“ werden nicht Gottes Knechte, auch nicht seine Kinder, sondern seine Freunde sein. Vereinigungskirchenmitglieder würden Joachim’s Prophezeiung zustimmen, jedoch konktreter ausarbeiten, wie die Menschen Freunde und intime Partner Gottes werden können.

Das Vereinigungsprinzip hält dafür, daß Gott Adam und Eva nach ihrer Erschaffung drei Segen gab: 1. fruchtbar zu sein, 2. sich zu vermehren und die Erde zu bevölkern. 3. sich die Erde untertan zu machen und Herrschaft über die gesamte Schöpfung auszuüben (Gen 1,28).

Dieser dreifache Segen kennzeichnet Gottes ursprüngliches und fortdauerndes Ziel für die Menschheit. Diese Deutung der Rolle des Menschen erscheint als einzigartige Lehre der „Göttlichen Prinzipien“. Keine andere moderne Theologie, ob jüdisch oder christlich, hat sich so klar auf diese besondere Passage der Schrift konzentriert und daraus eine Lehre vom Menschen erarbeitet.

Doch was bedeutet dieser biblische Segen? Gottes erste Segnung bezieht sich auf die Vervollkommnung der Individualität des Menschen. Um all seine Möglichkeiten zu verwirklichen, muß das Individuum seinen Geist und seinen Körper miteinander in Einklang bringen. Die meisten Menschen erleben sich selbst in der gleichen Zerrissenheit, wie sie der heilige Paulus beschreibt: das Fleisch und Geist liegen im Krieg miteinander. Daher muß ein Mensch, wie Platon lehrte, seine Lebensweise anschirren, kontrollieren und leiten. Wir haben unseren Körper zu zähmen und zu disziplinieren, damit sie der Seele angemessen dienen können.

Zugleich war es aber fälsch, zu denken, Körper und Geist seien unvereinbare Gegensätze. Anders als manche anderen Religionen hat das Christentum sich niemals wirklich die dualistische Auffassung zu eigen gemacht, daß Fleisch und Geist natürliche Feinde seien. Wie die Vereinigungstheologie sagt, besteht das Ideal darin. eine frei fließende Wechselbeziehung zwischen den körperlichen und geistigen Aspekten der menschlichen Natur herzustellen. Wenn eine Person einmal Gott-zentriert ist, können Körper und Geist zusammenarbeiten, um ihr Leben zu bereichern und zu vervollkommnen. Für den einzelnen kommt wahres Glück aus der Errichtung einer dynamischen Grundlage der vier Positionen. Geleitet von Gott, interagieren Geist und Körper und bringen eine integrierte Persönlichkeit zustande. Die höchste Freude erwächst im für beide Seiten fruchtbaren Zusammenwirken der sichtbaren und der unsichtbaren Dimensionen der menschlichen Natur. Von Gottes Standpunkt her sollte jeder Aspekt unserer Natur mit Achtung behandelt, ihm Entfaltung ermöglicht und seine Fruchtbarkeit gefördert werden.

Natürlicherweise nimmt die Verwirklichung der individuellen Möglichkeiten Zeit in Anspruch. Vollständiges Gottes-Bewußtsein. um Schleiermachers Ausdruck zu verwenden. Ist niemals ein Akt des Augenblicks. Wie biblische Offenbarung und moderne Wissenschaft übereinstimmend lehren, stellt die Schöpfung einen Prozeß kontinuierlicher Entwicklung dar. Von daher spricht die Vereinigungstheologie von drei Stadien in der Vervollkommnung der ursprünglichen Natur des Menschen. Weil leicht mißverstanden werden kann, was das Vereinigungsprinzip mit vollkommener Individualität meint, möchte ich versuchen, diesen Gedanken hier zu verdeutlichen. Vollkommenheit bezeichnet nicht Ende des Wachstums. Das Leben eines Menschen kann immer noch weiter durch neue Erfahrungen angereichert werden, sowohl in diesem Leben wie auch im nächsten. Vollkommenheit ist daher kein statischer Zustand, sondern etwas dynamisches. Vollkommenheit zu erreichen heißt, die Erbsünde zu tilgen, das Haupthindernis zwischen dem Selbst und Gott. Vollkommen zu sein heißt, endlich frei zu sein, sein wahres Sein als Kind Gottes zu verwirklichen. Dann können wir John Wesleys Ideal der christlichen Vollkommenheit ausleben, nämlich Gott völlig hingegeben zu sein und in jeder Handlung diesen Glauben auszudrücken. Wenn ein Mensch Gott erlaubt, in seinem Herzen zu regieren, wird seine Natur so verwandelt werden, daß er keine anderen als gute und reine Handlungen vollbringen wird. Gottes Geist wird sein ganzes Sein durchdringen, wie der Blutstrom den ganzen physischen Körper versorgt.

Gemäß den „Göttlichen Prinzipien“ fühlt ein vollkommenes Individuum wie Gott fühlt, als ob Gottes Gefühle seine eigenen wären. Es ist völlig geeint mit Gottes Herzen. In uneingeschränktem Geben und Nehmen liebt es Gott mit seinem ganzen Herzen, mit Seele. Geist und aller Kraft. Daher vervollkommnet es seine eigene Menschlichkeit, indem es Gott ermöglicht, höchste Freude zu erfahren. Aufgrund ihres mystischen Erbes versteht die östliche Orthodoxie die Bedeutung dieser ersten Segnung. Was orthodoxe Theologen „Vergöttlichung" nennen.25 kommt der Lehre der „Göttlichen Prinzipien“ sehr nahe.

Die Vereinigungstheologie geht indessen über die meisten Formen der christlichen Gottesvermittlung hinaus, indem sie den höheren Wert von Gottes zweitem Segen betont. Wenn uns die Bibel lehrt, uns zu vermehren und die Erde zu füllen, heiligt sie die Ehe. Die Vereinigungstheologie erklärt dies damit, daß Gott in Polarität existiert und daher Mann und Frau zusammen in höherem Maße Seine dualen Wesenszüge spiegeln können. Jeder Partner erfährt größere Liebe und Freude, als er dies allein könnte.

In den „Göttlichen Prinzipien“ wird die Partnerschaft von Mann und Frau auch in Begriffen von Liebe und Schönheit ausgedrückt. Wenn eine Frau attraktiv ist. ruft sie Liebe von ihrem Partner hervor und umgekehrt. Weil Gott die Liebe selbst ist, ist er strahlend schön, wie Karl Barth in seiner Darlegung der göttlichen Herrlichkeit sagt. Der Mensch ist hingerissen von Gott, weil Gott so göttlich schön ist. Durch Seine gänzlich liebende Natur erfüllt Er uns mit Freude. Seine unvergleichliche Schönheit ist die Ursache Seiner unausschöpflichen Herrlichkeit.

Ähnlich beschreibt auch Pater Andrew Greeley in „Der Marien-Mythos“ (1977) Gott als leidenschaftlich zärtlich, verführerisch attraktiv, unwiderstehlich inspirierend und huldvoll heilend. Daher ist Er für alle Männer und Frauen unendlich anziehend und faszinierend. Wir finden Ihn unbedingt vertrauenswürdig, daher fühlen wir uns inspiriert. Ihm gegenüber vertrauensvoll und treu zu sein. Indem wir dankbar auf Seine Liebe antworten, werden wir in Seinen Augen sogar noch schöner.

Folgerichtig definieren die „Göttlichen Prinzipien" diese dynamische Wechselbeziehung zwischen Schöpfer und Geschöpf sowie zwischen Mann und Frau als Liebe und Schönheit. Solche Liebe und Schönheit sind zwei Aspekte einer einzelnen Beziehung. In einer gott-zentrierten Familie spiegeln daher die Beziehungen zwischen den Mitgliedern - Mann und Frau, Eltern und Kindern - die Liebesnatur Gottes wider. Mann und Frau werden sich der gegenseitigen Achtung und Zuneigung erfreuen. Beide werden durch die Bande der Treue und Loyalität geeint sein. Auf diese Welse vertieft das Vereinigungsdenken erheblich die Perspektive der Bundestheologie.

Gottes dritter Segen - die Herrschaft des Menschen über die Schöpfung - dehnt die Wechselbeziehung von Geben und Nehmen noch weiter aus. Gott schuf den Menschen als Mikrokosmos des ganzen Makrokosmos der Schöpfung. Der Mensch kann durch seine Vernunft. Vorstellungskraft und Sensibilität über das ganze Universum „herrschen“, eben weil er so innig auf seine Umgebung bezogen ist.

Was heißt aber: die Schöpfung „beherrschen“? Heutige Ökologen haben oft die jüdisch-christliche Tradition kritisiert, weil die rücksichtslose und dumme Ausbeutung der Natur durch eine derartige Ausdrucksweise gerechtfertigt werde.26 Einige empfehlen, den Gedanken der „Herrschaft" über die Schöpfung aufzugeben. Waren nicht die sogenannten primitiven Religionen weiser, indem sie die „Verwandtschaft allen Lebens" betonten? Sollten wir die Natur nicht wie eine Mutter behandeln, von der wir alle herkommen und der wir zärtliche Sorgfalt schulden? Hatte Albert Schweitzer nicht Recht, alle Ethik auf die alles einschließende „Ehrfurcht vor dem Leben" zu begründen?

Ebensowenig wie die Bibel verteidigt die Vereinigungstheologie eine Ausbeutung unserer natürlichen Umwelt. Natur ist nicht einfach eine Ansammlung von „Ressourcen", die gedankenlos benutzt werden können. Was die „Göttlichen Prinzipien" lehren, ist daß die Menschen eine volle Wechselbeziehung mit dem Universum als ganzem aufnehmen sollten. Wir sind dazu herausgefordert, eine Vier-Positionen-Grundlage mit der ganzen Schöpfung zu errichten, ausgerichtet auf Gott.

Das Hoheitsrecht des Menschen über die Schöpfung meint zwei Dinge. Negativ bedeutet es, daß wir durch die Welt nicht gebunden sind. Mensch sein heißt, fähig sein, die Begrenzungen unserer physischen Umwelt zu transzendieren. Wir können diese ändern, indem wir die Kräfte der Natur kontrollieren. Der Mensch übt Souveränität über die Schöpfung aus, indem er sie für seine eigenen Zwecke nutzt. Wie die Theologen des Zweiten Vatikanums vertreten, leben wir nun in einem ständig wachsendem Maße in einer selbstgeschaffenen Welt. Wir haben die Natur weitgehend dahin geformt, daß sie menschlichen Bedürfnissen entspricht.

Aber das menschliche Hoheitsrecht über die Schöpfung hat noch eine andere Bedeutung. Was ist an unserer gegenwärtigen Haltung gegenüber der natürlichen Welt falsch? Der bekannte Anthropologe Loren Eiseley konstatiert, daß die Menschen die Natur nicht wirklich erobert haben, weil wir uns selbst nicht erobert haben. Um uns selbst zu meistern und die Natur mit Weisheit zu nutzen, sagt er, müssen wir die tatsächliche Einzigartigkeit des Menschen verstehen. Der Mensch hat nicht überlebt, weil er zäh und stark ist. Er hat durch Zärtlichkeit überlebt. Wäre der Mensch im Herzen nicht ein Geschöpf der Zärtlichkeit gegenüber seinesgleichen, ein auf besondere Weise liebendes Geschöpf, hätte e längst seine Knochen den wilden Hunden überlassen. 27

Wie soll also der Mensch seine Hoheit über die Schöpfung ausüben? Wenn wir die Natur bloß zu unserem Vergnügen nutzen, ohne Rücksicht auf den Willen Gottes, mißbrauchen wir die Schöpfung. Wir müssen volle Wechselbeziehung mit dem Universum auf der Grundlage unserer Gottesliebe aufnehmen. Wenn wir die Natur für Gott nutzen, dankbar und anerkennend, wird sie verherrlicht.

Dadurch, daß der Mensch die drei Segen verwirklicht - und zwar vollkommene Einheit mit Gott auf der individuellen Ebene, eine auf Gott ausgerichtete Einheit mit seinem Ehepartner und Schutz und Sorge für die Schöpfung - bildet der Mensch eine kosmische Vier-Positionen-Grundlage. Dann wird der Mensch Gott gegenüber der Schöpfung repräsentieren. Die Schöpfung wird dann über den Menschen Gott dienen und Ihn verherrlichen. Auf diese Weise werden wir Menschen Mitgestalter unserer Partnerschaft mit Gott in Liebe und Verantwortung als Individuum, als Familie und als Menschheit im ganzen. Dieses Konzept einer theozentrischen Vier Positionen-Grundlage ist für das Verständnis der „Göttlichen Prinzipien" sehr zentral. Es handelt sich hier um einen charakteristischen Begriff, der in keiner anderen Theologie oder religiösen Philosophie zu finden ist. 28

DIE BEDEUTUNG DER FAMILIE

Im zwanzigsten Jahrhundert haben protestantische Lehren vom Menschen die Betonung auf die Bezogenheit und Verantwortlichkeit des Menschen gelegt. Ein Individuum wird eine reife Person durch seine Verbindungen zu anderen. Keiner kann wirklich durch sich selbst und für sich selbst bestehen. Die Menschen sind soziale Geschöpfe. Sie werden in eine Gesellschaft hineingeboren und werden von ihrer Gruppe geformt. Prozeß- und Befreiungstheologie betonen diese soziale Dimension des Menschen. Beide stellen sich gegen eine rein individualistische Deutung der menschlichen Natur. Wer wir sind und was wir tun. hängt von unserer Einbindung in das Leben einer Gruppe und deren Aktivitäten ab.

Die Neo-Orthodoxie hob die Verantwortungsnatur des Menschen hervor. Wir haben Verpflichtungen füreinander und sogar noch offensichtlicher gegenüber Gott. Als Bonhoeffer im Gefängnis darauf wartete, wegen seines Widerstands gegen die Nazis zur Hinrichtung geführt zu werden, verfaßte er ein Gedicht über die christliche Lehre vom Menschen. „Wer bin ich?“ fragte er. War er der angeklagte Kriminelle, der trotz seiner Gefangenschaft ruhig und stark blieb? War er ein Mensch, der mit seinen Häschern „freimütig sprach“, wie seine Wächter dachten? Oder war er die ruhelose, ärgerliche und müde Person, als die er sich selbst fühlte? Letztlich nichts von alledem. Mehr als alles andere gehörte er Gott. „Wer immer ich bin. Ich bin Dein, o Gott", bekannte er.29 Ein Christ erkennt, daß er Gott Loyalität schuldet. Da Gott den Menschen erschuf, ist der Mensch moralisch verpflichtet. Ihm zu dienen.

Auch Brunners Theologie der göttlich-menschlichen Begegnung war auf der Anerkennung unser fundamentalen Verantwortlichkeiten aufgebaut.30 Gott hat uns erschaffen, damit wir Seinen Willen ausführen. Daher fordert Er uns heraus. Seine Souveränität anzunehmen. Er zwingt uns zur Entscheidung für oder gegen Ihn. Zu glauben bedeutet, sich zur Treue gegenüber Gott verpflichten. unsere Egozentrik beseite zu lassen und gegenüber Seinem heiligen Willen gehorsam zu werden. Weil wir Menschen sind, sind wir berufen, unsere Verpflichtungen gegenüber Gott und unseren Mitmenschen anzunehmen.

Die Vereinigungstheologie trägt der menschlichen Bezogenheit und Verantwortlichkeit Rechnung, indem sie die Familie als Modell benutzt. Für die „Göttlichen Prinzipien“ stellt die Gott-zentrierte Familie das beste Beispiel dafür dar, wie Gott in der Geschichte wirkt. Gott erschafft Männer und Frauen, um das Zusammensein zu suchen. Ihre Vereinigung führt zu Fortpflanzung, persönlicher Erfüllung und sozialem Fortschritt. Als eine Basis von vier Positionen weisen die Familienbeziehungen, die Gott. Mann. Frau und Kinder zusammenbinden, das fundamentale Muster für alle lohnenden Formen menschlicher Verbundenheit auf. Von daher zeigen die „Göttlichen Prinzipien" die familienzentrierten Grundlagen für das kommende Gottesreich. Eine ideale Gesellschaft kann dann errichtet werden, wenn einmal eine wahre Gott-zentrierte Familie ins Leben tritt.

Wie kommen die menschlichen Beziehungsmuster und die menschliche Verantwortung in der Familie zum Tragen? Als Individuen leben und wachsen wir im Schoß einer Familie. Unsere Eltern lehren uns, was es bedeutet, wertvolle Personen zu sein. Unter ihrer Führung wachsen wir an Einsicht und Größe. Von ihnen lernen wir zu lieben und Verantwortung zu tragen. Daher haben die Antworten, die wir unserer familiären Umwelt geben, einen entscheidenden Einfluß auf die persönliche Reifung unserer Kinder. „Wie der Vater, so der Sohn“ oder „wie die Mutter, so die Tochter“, sagen wir. Wenn die Eltern dem Willen Gottes gemäß leben. werden die Kinder sie achten, ihnen gehorchen und ihrem Beispiel folgen. Gott bringt die Familienstruktur hervor und macht aus ihr ein Instrument zur Verwirklichung Seiner elterlichen Liebe und Autorität. Doch fast ebenso wichtig sind die Antworten, die wir unseren Vätern, Müttern, Brüdern, Schwestern und Kindern geben. Nur wenn diese Verwandtschaftsbeziehungen positiv und kreativ sind. ist es möglich, die volle Wechselbeziehung der Liebe mit Gott und unseren Mitmenschen zu manifestieren.31

Auch unsere soziale Verantwortung erlernen wir hauptsächlich in der Familie. Dadurch, daß wir unsere Eltern ehren und ihren Anweisungen gehorchen, lernen wir, unsere Pflichten Gott gegenüber anzunehmen. Durch die Erfahrungen der Beziehungen zu jedem Mitglied unseres Familienkreises lernen wir, uns auf die Gesellschaft zu beziehen. Mit wenigen Ausnahmen entwickelt sich und erblüht der natürliche Sinn eines Menschen für Verantwortung in der familialen Umgebung seiner ersten sechs Lebensjahre - oder aber er wird verkrüppelt. Aus diesem Grund liefert die Gott-zentrierte Familie die wichtigste Vier-Positionen-Grundlage für die Wiederherstellung der Persönlichkeit sowie der Gesellschaft.

Doch auch auf der individuellen Ebene besteht eine Vier--Positionen-Grundlage. Jede Person kann dadurch, daß sie ihr Leben auf Gott ausrichtet, eine kreative Wechselbeziehung zwischen ihrem Körper und Geist erfahren. Der Mensch hat die Fähigkeit verliehen bekommen, seinen Verstand und sein emotionales Leben zu koordinieren und zu harmonisieren. Wenn einmal ein Individuum seinen Körper und seinen Geist, seine Vernunft und sein Herz integriert hat. wird sein Leben produktiv, nützlich und glücklich. Auf der anderen Seite werden Männer und Frauen ohne Ausrichtung und Stabilität. Wirkungen der Hingabe des Lebens an Gott, tragische Opfer von Frustration, Langeweile und Depression. Wie eines der alttestamentlichen Sprichworte sagt: „Ohne Vision vergehen die Völker." Eine Gott-zentrierte Person ist daher zielgerichtet, energisch, idealistisch und hilfsbereit, weil sie eine Vision von Gottes Gegenwart und Zielsetzung hat.

Wenn zwei Gott-zentrierte Menschen sich in der Ehe vereinen, legen sie den Grund für eine Gott-zentrierte Familie. Gott-zentrierte Familien ermöglichen eine Gott-zentrierte Gesellschaft. In dem Maß, in dem sich deren Einfluß ausdehnt, ist der Weg für Gott-zentrierte Nationen und eine Gott-zentrierte Welt offen. Von daher betont die Vereinigungstheologie die Wichtigkeit des Individuums und der Familie als Stufen zur Verwirklichung des Guten im ganzen. Wenn Gott einmal die Möglichkeit hat, Seine direkte Herrschaft der Liebe über Individuen und Familien auszuüben, ist die grundlegende Arbeit für seine direkte Herrschaft über die ganze Schöpfung schon vollbracht.

Wie viele bemerkt haben, bestehen offensichtlich  Ähnlichkeiten zwischen der familienzentrierten Ethik der Vereinigungstheologie und der konfuzianischen Moral. Doch möchte ich hervorheben, daß Reverend Moon keineswegs bewußt eine synkretistische Verbindung zwischen Konfuzianismus und Christentum schaffen wollte. In Korea macht die konfuzianische Lehre einen normalen Teil des traditionellen Kulturmilieus aus. Vielleicht als Folge dieser Tatsache war Reverend Moon fähig, einen Aspekt der biblischen Offenbarung zu erkennen, der im christlichen Westen wegen der vornehmlich individualistischen Art des Protestantismus und des kirchenzentrierten Denkens des Katholizismus oft übersehen worden war. Jedenfalls wirft das familienorientierte Denken der Vereinigungstheologie ein neues Licht auf die jüdisch-christliche Lehre vom Menschen.

Die konfuzianische Lehre kann sehr hilfreich sein, ein neues Christentum hervorzubringen, das für unsere Zeit paßt. Die familien-orientierte Ethik vermeidet die Extreme des Individualismus auf der einen und die des Kollektivismus auf der anderen Seite. Wenn wir sorgfältig die Botschaft des Meister Kung studieren, vermögen wir vielleicht, die Schwächen zweier rivalisierender westlicher Philosophien zu korrigieren, die einerseits einen selbstzentrierten Libertinismus und andererseits eine rücksichtslose Entmenschlichung hervorgebracht haben.

Nach dem Konfuzianismus muß eine gültige persönliche wie soziale Ethik auf einem Verständnis der grundlegenden Rolle der Familie aufbauen. In der konfuzianischen Ethik schließt die Natur des Menschen fünf Große Beziehungen ein: die zwischen Regierendem und Untertanen, zwischen Vater und Sohn, zwischen Eheleuten, zwischen älterem und jüngerem Bruder, zwischen Freund und Freund. Was haben all diese Beziehungsmuster gemeinsam? Nach der Auffassung des Konfuzius ist es für ein Gelingen all dieser verschiedenen Beziehungsmuster nötig. Jen auszuüben. Jen ist auf viele Arten übersetzt worden, doch eine der besten Definitionen ist „Hochherzigkeit". Wie ein menschliches Wesen leben heißt, sich über das Verhalten wilder Tiere zu erheben. Es bedeutet, alle Menschen menschlich zu behandeln. Jen leitet uns an, mehr für das Wohlergehen der Gesellschaft zu leben als bloß an privatem Glück oder an selbstsüchtigen Vergnügungen interessiert zu sein. Jen wächst aus dem fundamentalen Gesetz der Gegenseitigkeit hervor. Da wir mit anderen zu leben haben, sollten wir lernen, jeden wohlwollend zu behandeln. Die Goldene Regel des Konfuzius lautet: „Tu nicht anderen, was du nicht willst, das man dir tue."

Der Konfuzianismus lehrt, daß die Lektionen über Achtung, Verläßlichkeit und Mitleid, die in der Familienatmosphäre gelernt werden, in der Gesellschaft als ganzer von Wert sind. Sie personalisieren und vertiefen die Bande, die die Menschen zusammenbinden, um zum gemeinsamem Wohl voranzuschreiten. So ist die kindliche Verehrung in der Familie die Grundausrüstung für eine stabile, gerechte und friedliche Gesellschaftsordnung.

Das besondere Verdienst des Konfuzianismus liegt heute darin daß er die Familie als Modell für die gesamte Gesellschaft nimmt.31

Im Westen sprechen die Menschen oft von der „Regierungsmaschinerie", als ob eine Nation unpersönlich, fast mechanisch reguliert würde. Oder sie beziehen sich auf das „Regierungsgeschäft", als ob die Gesellschaft eine bloß kommerzielle Angelegenheit wäre, in der lediglich Geld gesammelt und ausgegeben wird. Ist es nicht besser, die Gesellschaft als eine große Familie zu sehen? Dieses Denken schließt ein, daß wir alle Menschen mit derselben Zuneigung, Sorgfalt und Ehrerbietung behandeln sollten, mit der wir unsere Blutsverwandten behandeln. Die Gesellschaft mit solchen Augen zu sehen, wird den Weg für ein großes Bündnis des Gemeinwohls (ta tung) bereiten, einen Zustand weltweiter Harmonie und weltweiten Glücks. Aus diesen Gründen ist es wertvoll, die Ähnlichkeiten zwischen Vereinigungstheologie und konfuzianischer Weisheit anzuerkennen.

Es gibt jedoch zwei fundamentale Unterschiede zwischen Vereinigungstheologie und Konfuzianismus. Da sie auf dem biblischen Erbe aufbauen, steht in den „Göttlichen Prinzipien" Gott im Mittelpunkt und nicht so sehr der Mensch, wie es im konfuzianischen Humanismus oft der Fall ist. 33 Anders als die meisten Formen des Konfuzianismus. glauben Vereinigungskirchenmitglieder, daß das Ziel des Menschen nicht einfach familiärer Wohlstand, sondern Erfüllung des göttlichen Willens ist. Durch all unsere Beziehung mit anderen Menschen lernen wir von Gottes Liebe und vollziehen sie, wodurch wir Seine Freude auf jede nur erdenkliche Art und Weise vermehren. Am Familiemodell erkennen wir, wie Gott arbeitet, um den Grundentwurf für seine Schöpfung zu verwirklichen. Dasselbe Muster gilt für die weiteren Beziehungen in Sippe, Stamm, Nation und Weltgesellschaft.

In einer zweiten Hinsicht unterscheidet sich die Vereinigungstheologie vom Konfuzianismus; sie erläutert Gottes Pläne für die Menschheit am Modell des Zwecks von Adam und Eva. Sie waren geschaffen, um die Grundlage für eine Gott-zentrierte Familie zu bilden. Adam und Eva sollten die währen Eltern für eine rechtschaffene Menschheit sein. Wenn daher Gottes ursprünglicher Plan für die Schöpfung umgesetzt werden soll, ist es notwendig, daß ein neuer Adam und eine neue Eva als Gottes Vertreter eine zentrale Rolle spielen.

Natürlich ist der Konfuzianismus neben der Vereinigungsbewegung nicht das einzige ethische System, das die Wichtigkeit der Familie vertritt. Jede Gesellschaft, so haben Anthropologen herausgefunden, anerkennt, daß Gruppenstabilität und Solidarität von positiven Familienbeziehungen abhängen. Römische Ethiker wie Seneca betonten den Wert der Treue des Ehemannes, der Liebe der Frau und der kindlichen Achtung ihren Eltern gegenüber.34 In Nachahmung der hellenistischen Lehrer und Prediger seiner Zeit. fügte der heilige Paulus fast immer ethische „Hausregeln“ in seine Briefe an die christlichen Gemeinden ein. Darin wurden die verheirateten Paare ermahnt, einander zu dienen, und die Kinder angewiesen, ihre Eltern zu ehren.35 Im Hinduismus besteht eine der vier wesentlichen Stadien der Reifung eines Menschen in der Erfahrung der Ehe und der elterlichen Verantwortung.36 In diesem Sinne bestätigt die Vereinigungslehre einfach ein Ideal, das alle Kulturen für einen Ausdruck natürlichen Gesetzes und des Gottes der Natur hielten.37 Auch das Judentum hat die Tugenden des Familienlebens betont. Wie rabbinische Gelehrte berichten, waren die Juden stets sorgsam auf stabile und produktive Ehen bedacht.38 Dabei ging es ihnen nicht einfach um das Wohlergehen von Mann und Frau, sondern die Familie an sich war und ist für das Judentum von größter Bedeutung. Jahrhundertelang haben die Rabbis intensiven Familienzusammenhalt gepriesen.

Im Gegensatz zum Konfuzianismus, zum Judentum und anderen familienzentrierten Bekenntnissen betrachtet die Christenheit die Versöhnung mit Gott oft vorrangig als individuelle Angelegenheit. Glaube wird als eine tiefgreifend persönliche Begegnung mit Gott definiert. Wie Whitehead schrieb: Religion ist das. was der Mensch mit seiner Einsamkeit anfängt. Obwohl dieser Gedanke sehr wahr ist. legen die „Göttlichen Prinzipien" Wert darauf, daß Erlösung auch die Wiederherstellung der Familie bedeutet. Kierkegaard erkannte, daß der geistige Tod der tragischste Tod für den Menschen ist. Wer nicht liebt und nicht lieben kann, ist tot. Solche Individuen sind wirklich im höchsten Maße selbstverstrickt und elend. Wo sonst können sie lieben lernen außer in der Familie, die der natürlichste Kindergarten ist? Als Kind empfangen wir Liebe und Pflege von unseren Eltern. Diese Liebe ist weitgehend passiv und rezeptiv. Wenn jemand herangewachsen ist und in die Ehe eintritt, versteht er oder sie die Wichtigkeit der gegenseitigen Liebe. Wenn jemand zum Elternteil wird, liebt er bedingungslos und ohne daß er dafür etwas erwartet. Elterliche Liebe opfert sich. Auf diese Weise stellt eine gute Familie, besonders eine Gott-zentrierte Familie, auf natürliche Weise eine ideale Umgebung zum Erlernen der drei Grundformen der Liebe dar. Von daher beleuchten die „Göttlichen Prinzipien“ sehr stark die zentrale Stellung der Familie: nämlich, die Wiederherstellung der Liebe, was Gottes Ziel mit der Schöpfung erfüllen würde. Eine derartige Lehre scheint in unserer Zeit ziemlich neu zu sein.

LEBEN IN ZWEI WELTEN

Alle Religionen lehren, der Mensch sei ein Bewohner zweier Welten. Neben der sichtbaren Welt, die unseren körperlichen Sinnen offensteht, gibt es einen geistigen Bereich. Diese nicht-irdische Welt kann gefühlt und wahrgenommen werden, was bedeutet, daß sie ebenso real und wichtig ist wie der Bereich der gewöhnlichen sinnlichen Erfahrung. Wie zahlreiche objektive Studien zeigen,39 kann die Existenz dieses geistigen Bereiches mit Beweismaterial aus der Parapsychologie aufgezeigt werden. Sie machen eine reguläre Wechselwirkung zwischen der physischen und außersinnlichen Welt deutlich. Aus diesem Grund vergleichen die „Göttlichen Prinzipien" die Beziehung dieser Welten zueinander mit der Polarität von Geist und Körper.40 Wenn der Geist dazu bestimmt ist, den Körper zu leiten und zu kontrollieren, so soll die geistige Welt die physische Welt verwenden, um ihre höheren Ziele zu verwirklichen. Wie der Mensch seine vollen Möglichkeiten nicht verwirklichen kann, ohne sich mit Gott zu einen, so kann die sichtbare Welt nicht ihren wahren Wert gewinnen, wenn sie nicht eine positive und dauerhafte Beziehung mit der geistigen Welt unterhält.

Die Lehre der Vereinigungskirche über die geistige Welt könnte den Eindruck erwecken, hier vollziehe sich eine seltsame Abwendung vom konventionellen christlichen Denken. Zum einen behandeln die Theologen normalerweise die Lehre von der Bestimmung des Individuums als einen Teil der Eschatologie. Dagegen macht die Vereinigungstheologie den Glauben an die menschliche Unsterblichkeit zu einem wesentlichen Inhalt ihrer Schöpfungslehre. Wir leben nach dem Tod nicht einfach weiter. Von Anfang an und durch das ganze Leben hindurch leben wir in beiden Welten. Selbst wenn wir uns dieser Tatsache nicht bewußt sind, so sind wir doch von einer großen Wolke von Zeugen umgeben. Obwohl sie entkörperte Geistwesen sind. existieren sie um uns herum, beeinflussen unser Leben und leiten uns in den alltäglichen Angelegenheiten.

Die römisch-katholische sowie die orthodoxe Theologie bestätigen diese Wahrheit in ihrer Lehre von der mystischen Gemeinschaft der Heiligen. Der Katholizismus vertritt die Meinung. daß es einer dauernden Austausch zwischen der physischen Welt und der geistigen Welt gibt. Infolgedessen betonen sie die Wichtigkeit der Fürsprache der heimgegangenen Heiligen sowie ihre ständige Sorge um das geistige Wohl dieser Welt. Der ausgeprägte Marienkult (Mariologie) beruht auf dem Glauben, daß entkörperte Seelen an unserem Leben teilnehmen können und es auch tun. Katholiken lehren auch, daß jeder Mensch einen Schutzengel hat, der einen hilft, das Böse zu meiden und rechtmäßig zu handeln. Somit ist für den Katholizismus die Vorstellung einer unsterblichen Seele nicht auf die Lehre von den Letzten Dingen (Eschatologie) begrenzt, sondern spielt in vielen Aspekten der Theologie eine entscheiden de Rolle.

Darüberhinaus anerkennt der Katholizismus die Existenz und der irdischen Einfluß zahlreicher böser Geister. Anders als die meisten Formen des modernen Protestantismus lehrt die katholische Theologie eine sorgfältig ausgearbeitete Dämonologie. Statt das neutestamentliche Bild einer dämonenverseuchten Welt abzulehnen, akzeptiert die katholische Kirche die Tatsache dämonischer Besessenheit und hat stets Exorzisten ausgebildet, um solche Fälle zu behandeln.41 Da die Evangelien klar lehren, daß Jesus an die Macht der dämonischen Kräfte glaubte und der Exorzismus en wichtiger Teil seines Wirkens war, fühlen Katholiken, daß die Realität der bösen Geister als Grundtatsache theologischer Überlegungen angenommen werden muß.

Doch ist der Glaube an gute und böse Geister nicht unwissenschaftlich? Müssen moderne Christen nicht das überholte Weltbild der Evangelien entmythologisieren, wie Bultmann behauptet? William James, Harvard Psychologe und Philosoph, hat denen, die meinen, der Glaube an geistige Phänomene sei unwissenschaftlich, etwas sehr Gewichtiges zu sagen. Er führt aus, daß Wissenschaftler die mystischen Phänomene oft mit einer verächtlichen Mißachtung behandeln. Nichtsdestoweniger, so fügt er hin zu, sind die Phänomene da und liegen in großer Offensichtlichkeit überall auf der Oberfläche der Geschichte. Es spielt keine Rolle, welche Seite im Buch der Geschichte man aufschlägt: man finde Dinge wie Vorherwissen, Inspirationen, dämonische Besessenheit, Erscheinungen, Trancezustände, Exstasen, wunderbare Heilungen und okkulte Kräfte. Warum dann lehnen Wissenschaftler geistige Phänomene so heftig ab? Nach James deshalb, weil diese Fakten nicht leicht durch die mechanistische und materialistische Wissenschaftstheorie erklärt werden können, und weil diese Fakten die gängige wissenschaftliche Weltsicht aufzubrechen drohen.42 Seit James 1896 seine Ansprache an das Präsidium der Gesellschaft für parapsychologische Studien gehalten hatte, hat sich die Situation etwas verbessert. Später widmete er seine Gifford Vorlesungen unter dem Titel „Die Verschiedenheit der religiösen Erfahrung“ (Varieties of Religious Experience) einer Betrachtung der mystischen Phänomene. Und der Oxforder Zoologe Sir Alister Hardy kam etwa ein halbes Jahrhundert später in seinen Gifford Vorlesungen auf das Thema der parapsychologischen Erfahrungen zurück.43 Beide Wissenschaftler insistierten, daß geistige Phänomene für die Entwicklung einer überzeugenden natürlichen Theologie wichtig seien.

Im Gegensatz zur katholischen Billigung der Idee einer dauernden Beziehung zwischen Himmel und Erde sind protestantische Konservative geneigt, die beiden Bereiche zu trennen. Für die Fundamentalisten bedeutet das Suchen nach Einsicht in geistige Phänomene soviel wie Herumpfuschen in verbotenen Regionen, etikettiert als das Okkulte. Diese Haltung mutet recht seltsam an, da die Bibel voller parapsychologischer Erfahrungen steckt. Wie kann man die Visionen von Jesaja und Ezechiel. die prophetischen Traume von Joseph und Daniel, die Dämonenaustreibungen durch Jesus und die pfingstliche Gabe des Sprechens in fremden Sprachen übergehen? Jeder biblische Prophet beansprucht, übernatürliche Botschaften empfangen zu haben. Sowohl das Alte wie das Neue Testament berichten über Ereignisse mit Engelsbesuchen, die eine direkte Kommunikation zwischen dieser und der jenseitigen Welt zur Voraussetzung haben. Haben wir, wenn in der Vergangenheit derartige Erfahrungen gemacht wurden, logische Gründe, anzunehmen, daß sich ähnliches heute nicht ereignen könne? Durch ihre Lehre, daß körperliche und geistige Bereiche in Polarität zueinander existieren, bestätigt die Vereinigungstheologie die grundlegende Weltsicht der Heiligen Schriften. Wenn Protestanten die beiden Bereiche radikal trennen, haben sie sich von einer der Grundvoraussetzungen der biblischen Offenbarung losgesagt. Der talmudische und mystische Judaismus, der Hinduismus, der Buddhismus und der Islam glauben ebenfalls an regelmäßige Interaktion zwischen physischem und geistigem Bereich. Daraus läßt sich schließen, daß dies eine normale Begleiterscheinung der religiösen Erfahrung ist

Wenn der Mensch eine multidimensionale Persönlichkeit besitzt warum leugnen dann heute so viele die Existenz einer geistiger Welt? Der Hauptgrund findet sich darin, daß wir in den vergangenen Jahrhunderten gelehrt wurden, unsere Aufmerksamkeit aufs Physische zu lenken. Aus Protest gegen die exzessive Jenseitigkeit des Mittelalters hat sich der moderne Mensch auf die Verwirklichung des Glücks im Hier und Jetzt konzentriert. Daher haben Philosophen (wie Locke, Hume, Hobbes, Comte, Marx und Dewey und Wissenschaftler seit der Aufklärung eine mehr oder wenige materialistische Weltanschauung vertreten. Wir wollen die positiven Seiten einer solchen Vorgehensweise nicht leugnen. Durch die Konzentration auf diese Welt haben die Menschen große Entdeckungen in den Naturwissenschaften gemacht und soziale Reformen vorangetrieben.

Auf der anderen Seite wird dadurch das menschliche Bewußtsein auf die Wahrnehmung des Körpers und seiner Bedürfnisse eingeschränkt. Trotz der Tatsache, daß andere Wirklichkeiten überall um uns herum existieren, ignorieren wir ihr Dasein und ignorieren alle Anregungen, die von ihnen ausgehen. Es ist, als ob wir unsere Augen schlössen, um besser zu hören. Wir hören besser, das ist wahr, wenn wir nicht durch visuelle Empfindungen abgelenkt werden; aber wir schneiden uns selbst von lebenswichtigen Aspekten unserer Welt ab.

Infolge dieser Zusammenhänge hat es seit dem Zweiten Weltkrieg ein großes Wiederaufleben des Interesses an geistigen Erfahrungen und mystischen Phänomenen gegeben. Weite Kreise von Mensehen werden sich jetzt des Wertes bewußt, den das öffnen de inneren Sinne und die Ausdehnung unserer Wahrnehmung haben.44 Diese neue Suche nach Spiritualität legt Dimensionen der Realität frei, die früher nur wenigen Sehern und Medien bekannt waren.

Nach der Vereinigungstheologie ist der Glaube an die geistige Welt vernünftig; weil deren Existenz logisch von der universalen Tatsache der Polarität hergeleitet werden kann. Unsere materielle Welt erfordert ein geistiges Gegenstück. Da wir ebenso einen Geist wie einen Körper haben, muß eine objektive geistige Welt parallel zu physischen Umgebung existieren.

Medial begabte Menschen aller Religionen haben erkannt, daß die geistige Welt nicht völlig anders als unsere sichtbare Welt ist. Auch wenn die geistige Welt ihren Eigencharakter hat, gibt es eine fundamentale Ähnlichkeit zwischen dem Leben hier und unserer Erfahrung danach. Swedenborg betonte, daß die unsichtbare Welt mit der natürlichen Welt korrespondiere. Unsere irdische Vitalität und Kreativität setzen sich in einer anderen Dimension fort.

Medial begabte Menschen stimmen auch darin überein, daß das Leben nach dem Tode verschiedene Umgebungen bereithält, die zu den jeweiligen Stufen der individuellen Entwicklung passen. Dantes „Göttliche Komödie" zum Beispiel spiegelt die Erfahrung des mittelalterlichen Katholizismus, Hölle, Fegefeuer und Himmel spiegeln die Lebensweisen, an die Menschen sich im irdischen Leben gewöhnt hatten.

Somit gibt es nicht nur eine einzige Art des Lebens nach dem Tode für jedermann. Was einer im Jenseits findet, hängt von dem ab, was er hier auf Erden aus sich gemacht hat. Nach dem vierten Evangelium gibt es im Hause des Vaters viele Wohnungen (Joh 14,2). Dieser Vers bedeutet, wie uns die Bibelwissenschaftler sagen, daß der Himmel eine Vielzahl von Regionen oder Gebieten umfaßt. Der griechische Originalwortlaut in dieser Passage legt die Vorstellung nahe, daß das Jenseits eine Reihe von Herbergen oder Aufenthaltsplätzen für die Seele bereithalte. Der individuelle Geist wird sich nach dem Tod an seinem angemessenen Platz finden. Wir werden in der Wohnstätte erwachen, an die wir durch unsere größte Vorliebe gebunden sind, die unser irdisches Leben bestimmt hat.

Die „Göttlichen Prinzipien" bieten weitere Informationen über die geistige Welt. 45 Und was am wichtigsten ist, sie erklären Zweck und Hintergrund für die Kooperation der geistigen Welt mit den Menschen und für geistige Besessenheit hier auf der Erde. Zum Beispiel wird einem in Kunst oder Wissenschaft herausragenden Wunderkind Hilfe von einem längst verstorbenen Geistgenie zuteil. Wohltätige Geister helfen den Menschen, ihr Werk für Gott schneller voranzubringen und können im Gegenzug durch die Personen, denen sie helfen, auf eine höhere Ebene aufsteigen.

Im Gegensatz dazu kann ein rachsüchtiger Geist von jemandem Besitz ergreifen und ihn zwingen. Gewalttaten zu vollbringen. Niedrige Geister ergreifen Besitz von Menschen, um destruktive Handlungen auszuführen, womit sie ihrer tiefsitzenden Frustration und Bitterkeit Luft machen. In diesem Fall muß der Mensch dem bösen Impuls standhaft widerstehen und ihn überwinden. Sonst kann er sich nicht vom dämonischen Einfluß befreien.

Geister werden stets von Personen mit ähnlichem Temperament und ähnlicher Berufung angezogen. Es muß eine Basis der Gegenseitigkeit da sein, sei es bewußt oder unbewußt. Ferner findet in einer Epoche großer geistiger Umwälzung in der Geschichte dementsprechend ungewöhnlicher Zufluß von geistiger Aktivtät statt. Wir sehen also, wie eng die beiden Welten aufeinander bezogen sind und daß niemand dem Einfluß ihrer Wechselwirkung entkommt.

Im zwanzigsten Jahrhundert haben große Änderungen im  wissenschaftlichen Weltbild stattgefunden, die den Glauben an Realität der geistigen Welt erleichtern. Seit Isaac Newton hat sich die Wissenschaftler das Universum als eine große Maschine vorgestellt, die von unveränderlichen Gesetzen regiert werde. Mensch, hieß es, sei auf eine Welt von Raum und Zeit eingeschränkt, die ihn strikt begrenzt. Unsere menschliche Natur dachte man sich durch die Wechselwirkung von Erbanlagen und Umwelt als streng determiniert. Unsere Gedanken seien durch elektrische Wellen in unserem Gehirn verursacht, und unsere Gefühle würden durch das Funktionieren unserer Drüsen reguliert. Solch „wissenschaftliches" Weltbild hatte natürlich für die geistige Welt keinen Platz.

Diese materialistische Deutung seitens der Wissenschaft wird heute jedoch weitgehend in Frage gestellt. Im Lichte zeitgenössischer wissenschaftlicher Vorstellungen sind Tatsache und Einfluß geistigen Welt nun ziemlich annehmbar geworden. Zum einen sich unser Verständnis von der Natur der materiellen Welt  drastisch verändert. Frühere Wissenschaftler reduzierten die Materie auf winzige, feste, unzerstörbare Teilchen, aus denen alles Universum bestehe. Im Gegensatz dazu interpretieren moderne Wissenschaftler den physischen Bereich in Begriffen von unsichtbaren Energiemustern. Eine scharfe Trennung von Physischem und Geistigem gibt es nicht mehr.

Zweitens bietet die Tiefenpsychologie, besonders die C.G. Jungs, ein neues Menschenbild. Wir sind nicht einfach Geschöpfe des Raumes und der Zeit, geformt von Erbanlagen und Umwelt. Neben dem Einfluß der bewußten Gedanken und Gefühle ist jedes Individuum zutiefst von einem mächtigen Bereich des Unbewußten bewegt, der sich in Träumen enthüllt und In alten Mythologien beschrieben wird. Diese nicht-physische Welt ist Teil unserer Umwelt und betrifft in hohem Maße unsere Gesundheit wie unser sonstiges Wohlergehen. Das Unbewußte ist für Jung das geistige Reich. Ein Drittes: Seit ungefähr einem Jahrhundert sind wissenschaftliche Untersuchungen über parapsychologische Phänomene durchgeführt worden. Wie die sorgfältigen Studien der britischen und amerikanischen Gesellschaften für parapsychologische Forschungen zeigen, existiert eine geistige Dimension, verifiziert durch außersinnliche Wahrnehmungen. Hellsichtigkeit, durch Aussagen von Medien in Trance, durch Präkognition und außerkörperliche Erlebnisse. Schließlich: In der Anthropologie und vergleichenden Kulturstudien hat man begonnen, die Religionen der sogenannten primitiven Völker wohlwollend zu interpretieren. Man ist sich des universalen Glaubens an übernatürliche Mächte bewußt geworden, die mit dem Menschen in Kontakt stehen und sein Verhalten beeinflussen. Auf diese Weise unterstützen die moderne Physik, die Psychiatrie, die Parapsychologie und die Kulturanthropologie die Sicht der „Göttlichen Prinzipien", daß wir in zwei Welten leben.

Bedenken wir, was es bedeutet, nach Gottes Bild geschaffen zu sein. Sie und ich werden für immer leben. Was bedeutet Unsterblichkeit? Wir sind denkende Lebewesen und liebende Geschöpfe. Diese beiden Fähigkeiten zeigen unsere Verwandtschaft mit dem ewigen Gott. Sie geben uns Anteil an der unendlichen geistigen Welt. Wir werden für immer denken und lieben.

So wird unsere Weisheit ständig wachsen und unsere Liebe kann immer mehr bereichert werden. Das ist es, was Swedenborg lehrte. Es wird keinen scharfen Bruch zwischen dem diesseitigen und dem jenseitigen Leben geben. Was wir hier beginnen, setzt sich in gleicher Qualität fort und weitet sich unendlich aus. Der immer lebendige Gott erschafft jeden von uns, daß er und sie für immer mit Ihm Gemeinschaft habe.

Wenn also diese Welt schön ist, so ist es die geistige noch viel mehr. Wenn diese Welt gut ist, die kommende Welt ist es noch viel mehr. In unseren tiefsten Augenblicken sehnen wir uns danach, liebender, weiser und schöner zu sein. Die geistige Welt gibt uns Gelegenheit, diese Sehnsucht zu stillen. Daher ist die andere Welt ebenso dynamisch, ebenso lebendig und eine genauso große Herausforderung wie diese hier.

Zum 4. Kapitel  Die ursprüngliche Sünde

Anmerkungen
1 Die Göttlichen Prinzipien (1972). 35-44.
2 R. Patai. The Hebrew Goddess (1967).
3 William deBary u.a.(Hrsg.). Sorces of Chinese Tradition (1960). 96-99.
4 N. Zemov. The Russian Religious Renaissance of the Twentieth Century (1963), 283-308.
5 E. Swedenborg. The Divine Love and Wisdom (1763). Conjugal Love (1768); C( Sigstedt. The Swedenborg Epic (1952), 354-359.
6 V.S. de Laszio. Basic Writings of C.G. Jung (1959) 158-182. 496-544; A.B. Ulanov, The Feminine in Jungian Psychology and in Christian Theology (1971).
7 1 Kor 6,19. Ein Sakrament ist ein materielles Objekt, das göttliche Kraft übermit-telt..
8 V. Lossky. Orthodox Theology (1978). 136-137.
9 Die Göttlichen Prinzipien (1972).
10 R. Niebuhr, An Interpretation of Christian Ethics (1956). 97-123.
11 P.A. Bertocci, The Person God Is (1970). 17-37.
12 M. Redeker, Schleiermacher: Life and Thought (1973), 36-48.
13 Abba Eban, Heritage: Civilization and the Jews (1984, 218-220.
14 Claude A. Stark, God of All (1974),86f.
15 The Gospel of Sri Ramakrishna (1973).
16 D.T. Suzuki, Outlines of Mahayana Buddhism (1963). 298-301.
17 John Ä. Subham, Sufism (1970). 63-66.
18 N. Fatemi, Sufism (1976). 80-85.
19 Y. Nouri Ozturk, Sufi Thought (Istanbul 1974), 338.
20 Ebenda 364.
21 F. Jones, The Spiritual Instructions of St. Seraphim of Sarov (1973) 11.23-26.
22 W. Eichrodt, Theologie des Aken Testamentes (engl. Ausg. 1973).
23 W.A. Browm, „Covenant Theology” in: Hastings’ Encyclopedia of Religion and Ethics (l 924).
24 M. Reeves, Joachim of Fiore (1977) 1-29.
25 Vgl. P.B.T. Bilaniuk, The Mystery of Theosis or Divinization”. in: Studies in Eastern Christianity (1977) 1,45-67.
26 Vgl. Lynn White, The Historical Roots of our Ecological Crisis, in: David Eileen Spring, Ecology and Religion in History (1974).
27 L. Elseley, An Evolutionist Looks at Modem Man, in: R. Thuelsen and J. Kobler (Hrsg.). Adventures of the Mind (1960) 3 u.6.
28 Die Göttlichen Prinzipien (1972) 41-50.
29 D. Bonhoeffer, Widerstand und Ergebung. Briefe und Aufzeichnungen aus der Haft (engl.Ausg.1971), 374-348.
30 E. Brunner. Wahrheit als Begegnung (engl.Ausg. 1964), 18-30.
31 Deshalb beschreiben katholische Theologen die Familie als entscheidende Erschei-nungsform des „Naturgesetzes“ und die lutherische Theologie handelt von der Familie als Auftrag oder „Gebot“ von Gottes Schöpfung.
32 Vgl. Julia Ching, Confucianism and Christianity (1977).
33 Vgl. Liu Wu-Chi, A Short History of Confucian Philosophy (1955), 10.
34 Seneca (gest. 75 n. Chr.), ein Zeitgenosse des heiligen Paulus, war der typischste Ethiker seiner Zeit und der Lehrer des Kaisers Nero. Vgl. M. Hadas, The Stoic Philosophy of Seneca (1958).
35 Vgl. Kol 3.18-21; Eph 531-6.4.
36 Vgl. S. Radhakrishnan, The Hindu View of Life (1975), 59-66.
37 Vgl. die Unabhängigkeitserklärung: Unsere Freiheiten kommen von der Natur und vom Gott der Natur. Diese Satz im Geiste der Aufklärung zeigt, daß Ethik nicht lediglich soziale Sitten sind.
38 Der Babylonische Talmud stellt fest: „Wer kein Weib hat, lebt ohne Freude, ohne Segen und ohne Güte.“ Vgl. Encyclopedia Judaica (1971) Bd. 6, 1171.
39 Vgl. A. Angoff und D. Barth (Hrsg.), Parapsychology and Anthropology (1974); B. Shapin und L. Coly, The Philosophy of Parapsychology (1977).
40 Divine Principle (1973),57-58.
41 Vgl. M. Martin. Hostage to the Devil (1976).
42 W. James. The Will to Believe and Other Essays in Populär Philosophy (1956), 300-302.
43 A. Hardy. The Living Stream (1965); The Divine Flame (1966).
44 Vgl. die Werke von Morton T. Kelsey, Priester der Episkopalkirche und Religions-pädagoge an der University of Notre Dame: Encounter with God (1972); God. Dreams and Revelation (1974); The Christian and the Supernatural (1976).
45 Divine Principle (1973), 172-176.