IV. DIE URSPRÜNGLICHE SÜNDE

VERSCHIEDENE INTERPRETATIONEN DER SÜNDE

Um die christliche Lehre von der Sünde zu verstehen, ist es wichtig, ihre geschichtliche Entwicklung zu betrachten. Die jüdisch-christliche Tradition hat drei klassische Definitionen der Sünde hervorgebracht. Erstens wurde Sünde als eine bewusste Verletzung der geoffenbarten Gesetze Gottes interpretiert. Menschen sündigen, wenn sie den Geboten Gottes nicht gehorchen, die Er Moses gegeben oder als Neues Gesetz durch Jesus verkündet hat. Zweitens erklärten Paulus und Augustinus Sündhaftigkeit als korrumpierte oder gefallene Natur des Menschen. Wir sündigen, weil wir die lüsternen Kinder der rebellischen Ureltern Adam und Eva sind. Drittens wurde zur Reformationszeit Sünde als Status des Unglaubens neu definiert. Wir sündigen, weil uns das Vertrauen zu Gott fehlt.

Die fundamentalen Unterschiede zwischen diesen drei Lehren von der Sünde werden klar, wenn wir jede dieser Aussage im Lichte ihres Gegenteils betrachten. Wenn Sünde Ungehorsam gegenüber den göttlichen Gesetzen ist, dann ist ihr Gegenteil Rechtschaffenheit. Wenn sich Sünde in der gefallenen Natur des Menschen manifestiert, findet sich ihr Gegenteil in der ursprünglichen sowie der erlösten Natur des Menschen. Wenn schließlich Sünde Unglauben meint, dann ist ihr Gegenteil Glaube an Gott und Treue zu Ihm.

Seit der Reformation sind diese klassischen christlichen Lehren über die sündhafte Natur des Menschen in Frage gestellt worden. Die Renaissance hatte die Würde, die moralische Kraft und natürliche Schönheit des Menschen hervorgehoben. Diese optimistische Sicht der menschlichen Natur gewann in der Aufklärt noch an Gedankentiefe und Popularität. Das achtzehnte Jahrhundert als Zeitalter der Vernunft glaubte an die natürliche Güte des Menschen, an die souveräne Kraft der menschlichen Vernunft und an die Fähigkeit des Menschen, eine ethische Gesellschaftsordnung auf der Grundlage wissenschaftlicher Prinzipien zu schaffen.

Die Aufklärung höhlte durch verschiedene Annahmen das traditionelle christliche Verständnis der menschlichen Sündhaftigkeit aus: l. Der Mensch ist nicht eine gefallene Kreatur, sondern ein vernünftiges und moralisches Wesen, das sich selbst und seine Gesellschaft verbessern kann. (2). Gott brachte das Universum und den Menschen gemäß Seiner Weisheit hervor. Ebenso wie Seine natürlichen Gesetze die Bewegung der Planeten regieren, sind auch Seine moralischen Gesetze ausreichend. (3). Die Lehren der Kirche von der ursprüngliche Sünde, über die totale Verdorbenheit und die gefallene Natur haben keinen Wert, weil diese Vorstellungen auf alten hebräischen Legenden über Adam und Eva beruhen. (4). An die angeborene Verderbtheit und ererbte Verfallenheit des Menschen zu glauben widerspricht unserem moralischen Empfinden. Wenn wir vollkommen verdorben sind, können wir nicht für unsere Handlungen verantwortlich gemacht werden. Wenn wir von Natur aus sündig sind, sind unsere jeweiligen Sünden nur unausweichliche Folgen unseres Gefallenseins.

Biologen und Archäologen finden keinen Beweis dafür, daß die ursprünglichen menschlichen Wesen in einem Zustand der paradiesischen Unschuld und Seligkeit lebten, aus dem heraus sie fielen. Viele moderne Menschen können nicht an die Lehren von der Ursünde, von ererbter Schuld und völliger Verdorbenheit glauben, weil sie sowohl unvernünftig als auch unmoralisch erscheinen: l. Wenn wir für ererbte Schuld betraft werden, dann ist Gott ungerecht. Wir sind nur für unsere eigenen Handlungen verantwortlich. Für die Fehler unserer Vorfahren können wir nicht haftbar gemacht werden. 2. Die traditionellen Lehren über die Sünde widersprechen dem angeborenen Sinn des Menschen für persönliche Verantwortung. 3. Diese Sündigkeitslehren zeichnen ein ungebührlich pessimistisches Bild von der menschlichen Natur. Wir sind nicht vollkommen verdorben, weil wir viele gute Seiten haben, ebenso wie sündige Neigungen. 4. Wenn Gott uns moralische Gebote gibt, dann hat Er uns auch mit der Fähigkeit ausgerüstet, rechtschaffen zu leben. Gott selbst wäre ungerecht, von uns etwas zu verlangen, von dem Er weiß, daß wir es nicht halten können.

Herausgefordert durch den Optimismus der Renaissance und den Rationalismus der Aufklärung sahen sich christliche Denker genötigt. Alternativen zur Augustinisch-Calvinistischen Lehre der Sünde zu erarbeiten. Eine dieser Alternativen gründet auf einem evolutionären Menschenbild. Warum sündigen wir? Weil Menschen noch nicht aus ihren ererbten animalischen Charakterzügen herausgewachsen sind. Unser moralisches Versagen klärt sich als Überbleibsel unserer tierischen Vergangenheit. Wir werden erst allmählich wahrhaft menschlich. Professor F.R Tennant war einer der vielen, die diese Darwinistische Neuinterpretation von Sünde vertraten.l

Eine zweite Sichtwelse wurde von Soziologen und Sozialreformern in die Diskussion gebracht. Wir sündigen wegen der sündigen Strukturen und Bedingungen der Gesellschaft. Albrecht Ritschl behauptete zum Beispiel, es gebe ein wohlorganisiertes Reich des Bösen, das den Menschheitsträumen vom idealen Königreich Gottes entgegensteht. Um einen Satz von Reinhold Niebuhr zu zitieren: „ Wir sind moralische Menschen in einer unmoralische Seilschaft." Oder, wie Walter Rauschenbusch lehrte: Instituten aller Art - politische, ökonomische, rassische, kulturelle und religiöse - können die Individuen zur Sünde veranlassen, sie zu fortgesetztem Sündigen ermutigen und sie sogar blind machen für die Tatsache, daß sie Sünder sind. Diese Sicht hat viele Anhänger: die liberalen protestantischen Exponenten des Sozialen Eva ums (Social Gospel), christliche Marxisten, Vertreter der Theologie der Hoffnung und Befreiungstheologen.

Eine dritte Alternative stützte sich auf die neue Wissenschaft der Psychoanalyse. Nach Freud leiden wir an persönlichen und kollektiven Störungen verschiedener Form, weil wir triebhafte Wünsche verdrängen. Wir werden emotional schlecht angepasst und  sozial destruktiv, wenn wir die natürlichen biologischen Triebe eher verdrängen, als daß wir konstruktive Wege finden, sie auszudrücken. Was ist die sündenkranke Seele anderes als die ungesund neurotische Persönlichkeit unserer Zeit? Der Psychiater räumt daher irrationale Schuldgefühle fort, indem er ihre unbewußten Wurzeln aufzeigt, sozial bedingte Neurosen freilegt und die Menschen lehrt, sich an einer eher permissiven gesellschaftlischen Ethik zu orientieren.

Eine vierte Erklärung zum gefallenen Zustand der Menschen von den Existenzphilosophen vorgelegt, angefangen mit Kierkegaard. Warum sündigen wir? Wegen der tiefsitzenden Angst des Menschen. Unsere moralischen Verfehlungen rühren von einer furchtbaren ontologischen Furcht und Angst her. Gott schenkt uns Freiheit, doch Er befiehlt uns, Ihm zu gehorchen. Diese Forderung erfüllt uns mit Furcht. Wenn wir Gott gehorchen, fürchten wir, unsere Freiheit zu verlieren. Und wenn wir uns verweigern, fühlen wir uns schuldig. Infolgedessen sind wir in Angst. Wir fühlen uns wie aufgehängt über der Leere. Jeder ist sein eigener Adam. In der Furcht, unsere Freiheit herzugeben, trotzen wir Gott. Im Namen der Freiheit versuchen wir, uns an Seine Stelle zu setzen. Im Verlangen, frei zu bleiben, rebellieren wir gegen Gott und fallen unausweichlich. Wir sündigen, weil wir zur Freiheit verdammt sind. Aus Verzweiflung und Trotz entfremden wir uns von Gott und voneinander. Der Mensch liegt im Krieg mit sich selbst und mit jedem anderen. Infolgedessen fallen wir der Einsamkeit und Isolation anheim. Von Gott entfremdet, wird der Mensch lieblos und wahrhaft verloren. Dies, so sagen die Existentialisten, ist der gefallene Zustand eines jeden Menschen.

Diese Kurzübersicht enthüllt, wie verwirrt der zeitgenössische Mensch über seine eigene Situation ist. Christen sind über die Bedeutung der Sünde, deren Ursprung und Ausmaß uneins. Viele bekennen, daß Sünde ein unauflösliches Geheimnis geworden ist. Wir haben keine Klarheit mehr, wie die Sünde begann, wie tief sie die menschliche Natur verdirbt, oder wie sie geheilt werden kann.

Die Vereinigungstheologie beansprucht, ein neues Licht auf diesen sündigen Zustand aller Menschen zu werfen. Wir glauben, daß eine vernünftige Erklärung der biblischen Geschichte von Adam und Eva endlich vorliegt. Die „Göttlichen Prinzipien“ öffnen eine neue Sicht über die Ursünde und zeigen den Weg auf, wie Menschen zur ursprünglichen Einheit mit ihrem Schöpfer wiederhergestellt werden können. Auf diese Weise enthüllt die Vereinigungstheologie sowohl die Wurzel der existentiellen Entfremdung des Menschen wie deren Heilmittel.

MODERNE DEUTUNGEN DES SÜNDENFALLES

Die christliche Lehre vom Fall des Menschen ist traditionell der Genesis-Erzählung von Adam und Eva verbunden. Ihre historische Verläßlichkeit ist jedoch in zunehmendem Maße in Frage gestellt worden. Diejenigen, die die Geschichtlichkeit der Vorgänge im Garten Eden verneinen, tun dies aus zwei Beweggründe. Einmal ist es schwierig, die Erzählung von Adam und Eva modernen wissenschaftlichen Theorien in Einklang zu bringen. Zum andern haben gewisse Bibelwissenschaftler Zweifel an Genesiserzählung geweckt, indem sie diese im Licht der alten babylonischen und kanaanitischen Legenden interpretierten.2

So legt Brunner Wert darauf, daß die Wahrheit des Sündenfall nicht mit dem „Mythos" von Adam und Eva verbunden werden sollte. Die ganze Geschichte von Adam habe „eine Sicht von und Raum, die vergangen ist" zur Voraussetzung.3 Christen müssen ihre Lehre vom Sündenfall eher auf dem Neuen als auf dem Alten Testament begründen. Wenn wir eine christozentrische Sicht der ursprüngliche Sünde erarbeiten, können wir die Intellektuellen und theologischen Schwierigkeiten vermeiden, die mit dem mythologischen Weltbild der Genesis verbunden sind. Wenn jedoch die Genesiserzählung nicht auf historischen Ereignissen ruht, kann die Frage des Wann und Wie des Sündenfalles nicht historisch beantwortet werden.4 Angesichts all dieser Schwierigkeiten interpretieren manche moderne Theologen die Genesiszählung neu. Wir wollen einige Beispiele betrachten.

Nach Ansicht des Harvard-Theologen Gordon Kaufman(5) betont Genesiserzählung, daß der Sündenfall geschah, weil Adam und von der verbotenen Frucht des Baumes der Erkenntnis von Gut und Böse äßen. Für Kaufman ist dies eine symbolische Redeweise dafür, daß der Mensch ein Sünder wurde, als er einmal zwischen Gut und Böse unterscheiden konnte. Vor dem Essen der verbotenen Frucht lebte der Mensch in Einheit mit Gott. Warum blicken wir auf Gott? Um zu wissen, wie wir das Böse vermeiden und gutes Leben führen können. Als aber einmal der Mensch von dem Baum gegessen hatte, gab es für Gott keine ethische Notwendigkeit mehr. Der Mensch konnte alleine über das Wie seiner Handlungen entscheiden. Seither fühlte er sich moralisch autonom. Das Gewissen macht den Menschen unabhängig oder selbständig, daher ist Gott als Quelle ethischer Normen nicht notwendig.

Kaufman schreibt auch, daß der Sündenfall nicht vom Menschen allein, sondern durch seine Beziehung zur Schlange, einem Symbol der Natur verursacht wurde. Als der Mensch begann, Beziehungen zur Natur herzustellen, ohne auf Gott ausgerichtet zu sein, fiel er. Als ein autonomes Wesen zu leben, verspricht große Macht: Macht über die Natur und das eigene Leben. Wie frei, wie allmächtig fühlen sich die Menschen, wenn sie ihre Bindungen zu Gott abschneiden! Nietzsche drückte das so aus: Wenn Gott tot ist, können wir Übermenschen werden. So fielen die Menschen in Sünde, als sie die Natur von Gott trennten und ihre Welt als einen säkularen Bereich behandelten.

In der Geschichte vom Garten Eden hören wir von einem idyllischen Zustand. Mensch und Gott leben miteinander in einer personalen Beziehung von höchster Dichte. Es gab einen intimen Austausch von Angesicht zu Angesicht zwischen dem Schöpfer und Seinen Kreaturen. Adam und Eva waren nackt, aber ohne Scham. Dies zeigt symbolisch die vollkommen offene und ungehinderte Art der göttlichmenschlichen Begegnung.

Was sind die Folgen des Sündenfalles? Der Mensch lebt nun gemäß seinen eigenen Normen von Gut und Böse. Wir manipulieren die Natur zu unserem eigenen, selbstsüchtigen Vorteil. Wir werden nur von anthropozentrischen und utilitären Überlegungen geleitet. Unsere Gefallenheit entfremdet uns von Gott und macht uns einander zu Fremden. Wie Adam und Eva verstecken wir uns, wenn wir Gott hören und fürchten uns, Ihm von Angesicht zu Angesicht zu begegnen. Wir schämen uns dessen, was wir sind, und versuchen unsere Nacktheit zu bedecken. Abgeschnitten von Gott und einer natürlichen Beziehung zu den anderen Menschen, wird der Mensch von Angst gequält. Wir fühlen uns unsicher, ungewiß und rastlos. Wir werden von Schuld belastet und vom Gedanken an den Tod erschreckt.

Der Sündenfall des Menschen betraf die ganze nachfolgende Geschichte, schließt Kaufman. Jede Generation bleibt in den Haltungen und Erfahrungen ihrer Vorgänger gefangen. Infolgedessen werden wir von Ängsten, Frustrationen und Fehlern der Vergangenheit belastet. Durch einen Menschen kam die Sünde in die Welt und durch sie der Tod, so daß sich der Tod auf alle Menschen ausbreitet (Rom 5.12).

Einige Schüler Kierkegaards bieten eine völlig andere Erklärung des Sündenfalles an. (6) Nach dieser Sicht war es nicht ethische Autonomie, sondern Sichverlassen auf spekulative Erkenntnis, die Adams und Evas Verbannung aus dem Paradies verursachte. Die Schlange verspricht, daß uns die Vernunft Gott gleich macht. Als Adam und Eva einmal diese Vorstellung akzeptierten, erkannten sie, daß sie nicht länger im Paradies leben konnten. Der Mensch glaubte an die Lüge der Schlange, daß durch das Essen der verbotenen Frucht „eure Augen geöffnet werden, und ihr wie Götter sein werdet, und Gut und Böses erkennt".

Auf welche Weise sind wir verdammt, wenn wir die Ansprüche de Vernunft anerkennen? Einmal, indem wir mit weit geöffneten Augen in die Schöpfung blicken und entdecken, daß nicht alles gut ist, wie es die Genesis ausdrückt. Die Vernunft verdirbt uns den Glauben, daß alles sehr gut ist, was Gott geschaffen hat. Die Vernunft erklärt, das alles Existierende einen Anfang und ein Ende hat. Existieren heißt, unvollkommen sein, dem Verfall unterworfen und verdammt zum Sterben.

Drittens: Was kann die Vernunft entdecken? Nur Ideen, leblose Abstraktionen. Die Vernunft vergißt die Menschen aus Fleisch und Blut zugunsten von Begriffen wie Wahrheit, Güte und Schönheit. Die Vernunft ist kalt und unpersönlich; aber das Leben geht in Besondere, ist warm und individuell. Darum stand Kierkegaard, Hegels Philosophie des reinen Geistes so feindlich gegenüber. De Hegelsche Idealismus preßte alles Blut, alle Leidenschaft aus den Menschen heraus. Die Vernunft ist die Ursünde, denn sie zerschneidet das Leben durch logische Analyse und verwandelt blutvolle Individuen in logische Kategorien.

Viertens zerstört die Vernunft auch das ethische Streben des Menschen. Der Rationalismus verwandelt Moralität in ewige Gesetze. Die moralischen Rationalisten mahnen: „Du mußt dies tun, jene darfst du nicht tun." Die Ethik wird durch Verpflichtungen definiert. Der Mensch hat keine Wahl mehr. Er ist zum Gehorsam gezwungen.

Kurz. die Existentialisten identifizieren den Sündenfall des Menschen mit seinem Sichverlassen auf die Vernunft, weil die Vernunft völlig antireligiös ist. Die Vernunft betont die Gedanken des Menschen, die Religion seine Gefühle. Die Vernunft geht am Individuellen vorbei zugunsten des Allgemeinen, doch der Glaube bejaht den einmaligen Wert jedes einzelnen. Die Vernunft preist die Notwendigkeit; der Glaube bekräftigt die Freiheit. Glauben heißt, nichts für unmöglich bei Gott zu halten. Weil der Mensch durch theoretisches Wissen verführt wurde und weiterhin verführt wird, ist er gefallen.

Eine dritte Interpretation des Sündenfalles hat ihre Wurzeln in der christlichen Gnosis, ist aber wieder von Nikolai Berdjajew und Paul Tillich aufgegriffen worden. Nach Berdlajew (7) versinnbildlicht der Garten Eden den prähistorischen Zustand des Menschen. Eden bezieht sich auf die unbewußte, fast vegetative Seligkeit, die der Mensch erlebte, bevor er Gut und Böse voneinander unterscheiden konnte.

Einst lebten wir in einem goldenen Zeitalter der Unschuld und Harmonie. Wir waren damals eins mit der Natur und in Gemeinschaft mit Gott. Die Vertreibung Adams und Evas aus dem Garten Eden symbolisiert die Tatsache, daß der Mensch sich nun von Gott entfernt fühlt, und daß der Kosmos nun vom Menschen getrennt zu sein scheint. Das Paradies war Seligkeit, während unsere gegenwärtige Lage ein Zustand der Trennung, der Angst und des Kampfes ist. Als der Mensch Bewußtsein erlangte, wurde er vom wahreren Grund seines Wesens abgeschnitten. Wenngleich aber der Sündenfall eine Tragödie war, so war er doch notwendig und wohltätig. Der Mensch verwarf die Ganzheit und das Glück des Paradieses, um sein Schicksal in den innersten Tiefen zu erforschen. Er fiel aus der Harmonie und Seligkeit und wählte das tragische Leben der irdischen Existenz, um seine Möglichkeiten zu verwirklichen.

Das Essen der Frucht vom Baum der Erkenntnis vertrieb den Menschen aus dem Paradies. Doch Wissen ist gut und befähigt den Menschen, den Sinn im Leben zu entdecken. Unser Leben jenseits von Eden ermöglicht uns, uns in den Zustand des Bewußtseins zu erheben und zu einer höheren Existenzform zu gelangen. Der „Mythos" des Falles erniedrigt den Menschen nicht, sondern erhebt ihn vielmehr zu wundervollen Höhen. Da wir die Freiheit haben zu fallen, haben wir auch die Fähigkeit, uns wieder zu erheben. Die Möglichkeit des Übels ist eine notwendige Bedingung zur Erlangung des Guten. So stelle der Mythos des Sündenfalls eitlen Mythos von der potentiellen Größe des Menschen dar.Da wir frei sind, sind wir berufen, Schöpfer neuer Werte zu sein. Wir sind frei darin, daß wir fähig sind, freiwillig mit Gott zusammenzuarbeiten und so neue Werte schaffen. Wir sind dazu berufen, schöpferische Geschöpfe zu sein. Unsere kreative Aktivität soll uns ein dynamisches Erleben der Ewigkeit vermitteln.

Der Mensch denkt an das gewesene und an das kommende Paradies. Daher verbindet die Bibel den Mythos des goldenen Zeitalters in der Vergangenheit mit der messianischen Hoffnung auf ein tausendjähriges Reich in der Zukunft. Indem er seinen Pfad der Tragödie und des Heroismus geht, ist der Mensch unterwegs vom ursprünglichen Eden, wo Freiheit unbekannt war, zu einem Paradies, wo es ein Wissen um Freiheit gibt. Das Paradies wird durch menschliche Kreativität erreicht werden. So ist die christliche Offenbarung vor allem eine Botschaft vom Reich Gottes, von der Endzeit, vom Neuen Himmel und einer Neuen Erde.

Tillich versteht die Sündenfall-Erzählung als eine mythologische Beschreibung des Übergangs vom essentiellen zum existentiellen Sein. Er meint, alle Menschen seien sich der Entfremdung von ihrer wahren Natur bewußt. Doch der Sündenfall beziehe sich nicht auf ein Ereignis, das irgendwann einmal passierte. Was der Fall symbolisiert, sei die allgemeine menschliche Situation. Die Menschen seien gefallen, weil sie alle von sich selbst, vom anderen und von Gott entfremdet sind. Die menschliche Verstrickung schließe drei Formen der Selbstzerstörung ein: Unglaube, Stolz und Begierde. Ihretwegen fühlten wir uns mit persönlicher Schuld belastet und erleben die tragischen Folgen der Existenz.(8)

SÜNDENLEHRE IM NEUEN TESTAMENT

Die Synoptiker

Bei Markus, Matthäus und in der Apostelgeschichte des Lukas bezieht sich Sünde eher auf die Quelle des Bösen und nicht so sehr auf bestimmte Handlungen. Die Menschen sind eine Brut giftiger Schlangen, deren Herzen mit dem Bösen erfüllt sind (Mt 12.34). Markus 7,21. zählt zwölf Übel auf (an erster Stelle steht die Unzucht), die im Herzen ihren Ursprung haben und den Menschen unrein machen. Sünde schließt die Herrschaft Satans über den Menschen ein. Die Qumran-Rollen vom Toten Meer lehren, daß die Menschen dem Gesetz des Belial (Satan) unterworfen sind, und die Synoptiker deuten Jesu Sendung als eine Konfrontation mit der Macht Satans. Petrus beschreibt Jesu Dienst als „Gutes tun und Heilen aller, die unter der Macht des Teufels waren“ (Apg 10,38). Paulus predigte den Heiden, damit sie sich abwendeten „von der Macht Satans und zu Gott bekehren und... mit den Geheiligten am Erbe teilhaben- (Apg 26.18).

Die Johanneischen Schriften

Fast überall im Johanneischen Schrifttum lesen wir eher über „Sünde" als über „Sünden". Die Sünde bezieht sich dort auf eine Macht, die den Menschen von Gott wegzieht in einen Zustand totaler Entfremdung. Jesu messianische Rolle besteht darin, die Sünde der Welt hinwegzunehmen (Joh 1.29), durch Verleihung des Heiligen Geistes. Der Geist errettet die Christen vom Reich des Bösen. Die Einheit mit Gott durch die Taufe mit dem Geist zerstört im Menschen die Möglichkeit der Sünde ( l Joh 3,5-9). Der Kontrast zwischen dem Sünder und dem vollkommenen Gläubigen ist ebenso groß wie der Unterschied zwischen Licht und Finsternis, Wahrheit und Falschheit, Leben und Tod.

Der erste Johannesbrief zeigt den Unterschied zwischen dem Christen und dem Sünder auf (3,3-10). Der Sünder akzeptiert Satans Herrschaft und handelt entsprechend. Der Christ dagegen ist von Satan befreit, wie sein Verhalten zeigt. Er ist der Herrschaft Satans entkommen. Daher ist der, der Sünden begeht, vom Teufel (8.44). Er ist ein Sklave (Joh 8.34), dessen Vater der Teufel ist. Wie die Gerechten unter der Führung des innewohnenden Geistes leben, so gestatten sich die Sünder, von Gottes Gegner verführt werden. Wir sind entweder ein Kind Gottes oder des Bösen, wir leben entweder im Licht oder in Dunkelheit.

Paulus und die Paulinen

Das Paulinische Schrifttum kennt eine ähnliche dualistische Theologie wie Johannes. Wie das vierte Evangelium glaubt Paulus an die personifizierte Macht des Bösen: „Belial“ (2 Kor 6.15) oder „der Böse" (2 Thess 2,8). Er führt die Herrschaft Satans bis zu Adam zurück (Rom 5.14), wie der erste Timotheusbrief sie Eva zuschreibt (2, 14). Paulus war mit Sündenregistern vertraut, die in heidnischen wie jüdischen Kreisen seiner Zeit populär waren. So nennt das „Testament der zwölf Patriarchen“ sieben Arten von moralischen Irrtümern, wovon der erste der in Körper und Sinne eingesäte „Geist der Unzucht" (Testament von Rüben 3,2-8) ist. Philo beschreibt 140 Laster, die in der „Lust“ ihren Ursprung haben. Wie die Griechen hebt Paulus die sexuellen Sünden hervor. Er betont „unsere sündigen Leidenschaften“ (Rom 7,5), besonders wenn er die weitverbreitete Unmoral im Römischen Reich anprangert. Dies wird auch aus der Art ersichtlich, in der er die „Gier"(10) mit „Unzucht“ und „Götzendienst" gleichsetzt. Für Paulus stellt Götzendienst die Quelle der sexuellen Unordnung unter den Heiden und ihrer „unnatürlichen Praktiken“ dar (Rom 1.24ff).

Viele Leser des heiligen Paulus fühlen, daß er die letzte Quelle der Sünde im Fleisch des Menschen ansetzt. Aus diesem Grund führte der „Paulismus“ ganz natürlich zum markionitischen Dualismus, Gnostizismus, syrischen Enkratismus(11) und zur ägyptischen Einsiedler- und Klosterbewegung. Paulus stellt fest, daß „das Begehren des Fleisches“ (Rom 8.7) gegen Gott ist. Vor allem das Fleisch ist der Ort, wo Leidenschaften erregt werden: es ist die Brutstätte der Sünde. Weil der Mensch fleischlich ist, steht er wie ein Sklave im Sold der Sünde (Rom 7.14). Daher kann Paulus über unseren „sündigen Leib“ (Rom 6,6) schreiben. Seine allgemeine Position ist sehr klar: „Sorgt nicht so für euren Leib, daß die Begierden erwachen“ (Rom 13,14).

Weder griechische Dualisten wie Plato noch Christen wie Paulus glauben, daß es unmöglich sei, die Begierden des Fleisches zu beherrschen. Daher konnte Paulus den Korinthern sagen: „Der Leib ist aber nicht für die Unzucht da, sondern für den Herrn, und der Herr für den Leib....Wißt ihr nicht. daß eure Leiber Glieder Christi sind?...Wißt ihr nicht, daß euer Leib ein Tempel des Heiligen Geistes ist, der in euch wohnt und den ihr von Gott habt?... Verherrlicht also Gott in eurem Leib!“ (l Kor 6,13-20).

Höchst bedeutsam ist, wie Paulus die Sünde personifiziert. In den Kapiteln 5 bis 8 des Römerbriefes spricht er vierzigmal davon, daß alle Menschen durch die Sünde regiert werden. Die Sünde hat durch Adam Zugang zum Menschen gefunden, hat sich durch das Menschengeschlecht verbreitet und steckt sogar unsere materielle Welt an. Die Macht der Sünde wirkt durch das Fleisch des Menschen, erregt die Begierde und zeigt sich in zahllosen Handlungen der Gesetzlosigkeit. Die Sünde verführt den Menschen (Rom 7,12), wie die Schlange Eva verführte. Die Sünde wurde daher der Herrscher dieser Welt. Der Mensch kann von Satans Tyrannei nur durch die Gabe des lebensspendenden Geistes Gottes befreit werden.

DIE ERBSÜNDE BEI AUGUSTINUS

Der heilige Augustinus entwickelte die Ausführungen des Paulus über die Sünde weiter und systematisierte sie. Er wird oft als der Vater der Erbsündenlehre gepriesen oder getadelt. Seine Moraltheologie war stark von den Kontroversen mit zwei rivalisierenden Gruppen, den Pelagianern und den Manichäern, beeinflußt. Die Anhänger des Pelagius lehrten, daß Gott den Menschen gut geschaffen habe, und daß, wenn wir fallen, dies wegen unserer persönlichen Sünden geschehe. Die Kinder werden sündenlos geboren und wie Adam fallen sie wegen ihrer freiwilligen bösen Handlungen aus diesem ursprünglichen Stadium der Unschuld. Daher gibt es keine ursprüngliche Sünde, die die menschliche Natur verdarb und keine von unseren Eltern ererbte Sünde.

Schüler des persischen Propheten Mani vertraten die entgegengesetzte Lehre: Sie lehrten, daß unsere Seelen wegen unserer Körperlichkeit in einem feindlichen materiellen Bereich eingeschlossen seien und unser Leben beständig durch fleischliche Gelüste verdorben werde. Wir sehnen uns nach Erlösung von der fleischlichen Gebundenheit. Gerettet werden heißt, sich von allem sexuellen Verkehr zu enthalten oder wenigstens keine Kinder zu zeugen. Die besten Männer und Frauen praktizieren vollständigen Zölibat.

Augustinus erklärte, daß die Pelagianer mit der Lehre von Gott dem Schöpfer begännen und die Notwendigkeit der Erlösung minimalisierten. Auf der anderen Seite fingen die Manichäer mit der Lehre vom rettenden Gott an und leugneten die fundamentale Gutheit der Schöpfung. Als ein nordafrikanischer Bischof, der um den institutionalisierten Katholizismus besorgt war, sah Augustinus, wie die Pelagianer die Gründe für die Kindertaufe abschwächten, während die Manichäer das Sakrament der Ehe leugneten. Daher versuchte Augustinus, eine Theologie auszuarbeiten, die sowohl die gefallene Natur des Menschen als auch die Güte des Schöpfers anerkannte. Dabei betonte er zwei Aspekte der ursprünglichen Sünde: den Stolz des Menschen und seine Begierde. Protestantische Theologen haben im allgemeinen den ersten Faktor hervorgehoben, während katholische sich mehr des zweiten bewußt waren.

Wenn die beiden grundlegenden Formen der Liebe - „caritas“ und „cupiditas“, ständig miteinander im Kampf liegen, wie können wir dann ihre Beziehung vom Standpunkt Gottes aus verstehen? Wie können wir, die Begierde des Menschen mit dem Sakrament der Ehe vereinbaren? Das war Augustinus' Problem.

Im Jahre 418 n.Chr. schrieb Augustinus einen wichtigen Traktat über die ursprüngliche Sünde, den er einem verheirateten Paar zusandte, das sich getrennt hatte, der Mann, um Abt in einem palästinensischen  Kloster und die Frau, um eine Nonne zu werden. In seinem Büchlein legte Augustinus dar, daß die Gnade der geistlichen Wiedergeburt die Schuld der Befleckung durch fleischliche Zeugung wettmache,(12) Warum fielen Adam und Eva? Nicht einfach deshalb, weil sie der Begierde zum Opfer fielen, sondern weil sie Gottes Gebot nicht gehorchten. Als Adam und Eva einmal Gott nicht gehorcht hatten, verloren sie die Kontrolle über ihre Körper. Die Wollust kam von der Sünde.

Augustinus führte die Begierde sowohl „auf die Schlauheit des Teufels wie auf die Zustimmung des Willens des Menschen“ zurück. Evas Verführer „gab dem Weibe die Ursache der Wollust ein“.(13) Dies machte sie zur Sklavin der Begierde. Als Sünder wurden Adam und Eva die Beute der ungeordneten sexuellen Impulse. Gott war nicht gegen Adams und Evas Ehe. Seine Worte „Seid fruchtbar und mehret euch“ zeigen, daß Er einen „Segen über die Fruchtbarkeit der Ehe“ gab. Wenn Gottes Absicht nicht die Verehelichung Adams gewesen wäre, dann hätte er ihm eher einen anderen Mann als eine Frau als Gefährten gegeben, sagt Augustinus. Doch die eheliche Vereinigung des ersten Paares sollte ohne lüsterne Begierde stattfinden. Sie erröteten und schämten sich, weil sie der Wollust des Fleisches erlegen waren. Infolgedessen wurden ihre Kinder mit der Befleckung der Sünde durch das ungeziemende Begehren der Eltern geboren.

In einem früheren Traktat über die Ehe (401 n.Chr.) legte Augustinus dar, daß Adam und Eva in der Reinheit des Paradieses früher oder später geheiratet hätten, Gottes Gebot der Fruchtbarkeit gehorsam. Doch ihre Vereinigung wäre frei von allem sinnlichen Vergnügen gewesen. Mit ihrer Vernunft und ihrem Willen, Kinder zu haben, hätten sie ihre Körper völlig unter Kontrolle gehabt.

Augustinus' Sicht vom Leben im Garten Eden vor dem Fall beeinflußte sein Verständnis von der Zukunft des Menschen im Paradies. In ihrem künftigen Zustand werden die Menschen von aller verdorbenen fleischlichen Begierde, die zur Sünde führte, frei sein. Wenn das Königreich Gottes auf die Erde kommt, wird jede Neigung zur Sünde von der menschlichen Natur weggenommen sein.

Zugleich aber weigerte sich Augustinus, die Gültigkeit der Ehe zu leugnen. Wohl ist die Ehe durch Begierde befleckt. Auch ist wahr, daß wegen der sündigen Aspekte des sexuellen Aktes alle Kinder in Sünde empfangen werden und die Schuld Adams und Evas erben. Doch ist die Ehe kein Übel. Das Kind, das aus dem sexuellen Akt hervorgeht, stellt ein schöpferisches Werk Gottes dar. Das Gut der Ehe ist durch die böse Anwesenheit der Wollust nicht hinweggenommen.

Augustinus verdient dafür, daß er den sexuellen Faktor in Adams Sündenfall anerkennt, Lob; ebenso, daß es ihm bewußt ist, daß die Begierde noch immer die Wurzel der gegenwärtigen Sündhaftigkeit des Menschen ist. Doch wie viele, die den Sündenfall sexuell interpretierten, folgerte Augustinus, daß der Mensch zu seiner Erlösung die Sexualität überwinden müsse. Er setzte daher voraus, daß Sexualität per se eine Sünde sei. Gerade in diesem Punkt ist Augustinus Lehre über die ursprüngliche Sünde von vielen Christen angegriffen worden. Vielleicht war er noch zu sehr von seiner früheren manichäischen Erziehung beeinflußt. Nach Ansicht der „Göttlichen Prinzipien" verkannte er die ursprüngliche göttliche Absicht, Adam und Eva zu Eltern einer weltweiten Familie zu machen, ausgerichtet auf Liebe zu Gott und füreinander. Während Katholiken glauben, daß der Zölibat höher steht als die Ehe, vertreten Protestanten, daß ein Vater oder eine Mutter ein ebenso geheiligtes Leben führen kann wie ein zölibatärer Priester. Immerhin, bis zum Kommen des Reiches Gottes behält Augustinus Recht mit seiner Mahnung an alle Männer und Frauen, ihr Unterscheidungsvermögen einzusetzen.

DIE WIRKLICHKEIT SATANS

Traditionell haben christliche Theologen das Konzept von Satans Einfluß verwendet, um den Sündenfall des Menschen zu erklären. Doch seit der Aufklärung haben immer mehr Christen versucht, die ursprüngliche Sünde sowie die gefallene Natur der Menschheit ohne Bezug auf das Werk einer personalen dämonischen Kraft zu erklären. So spielt Satan in den Theologien von Schleiermacher, Ritschel, Barth, Brunner, Tillich, Reinhold Niebuhr, Teilhard de Chardin oder bei den modernen Prozeß-Theologen fast keine Rolle mehr. Eine bemerkenswerte Ausnahme findet sich im Denken des zeitgenössischen deutschen Theologen Helmut Thielicke.(14)

Im Übereinstimmung mit Luther beschreibt Thielicke die Geschichte als das Schlachtfeld, auf dem Gott und Anti-Gott um die Herrschaft über die Welt kämpfen. Dies bedeutet, daß wir uns der Realität des Dämonischen stellen müssen, sagt er. Doch dazu müssen wir zuerst aufhören, die Idee des Bösen als ein rein akademisches Problem der philosophischen Spekulation zu betrachten. Das Dämonische ist keine Idee, sondern eine äußerst bedrohliche Macht, der jeder in seinem täglichen Leben begegnet. Das Dämonische kann nicht in einer unbeteiligten, objektiven Weise verstanden werden. Man muß vielmehr sehen, wie das Dämonische nach uns greift, unser Leben betrifft und uns heimsucht. Darüberhinaus müssen wir uns klarmachen, daß etwas in uns selbst existiert, woran das Dämonische einen Anhaltspunkt findet. Wir werden uns der dämonischen Gegenwart bewußt, weil wir alle von ihr angesteckt sind. Besonders in einer Epoche der sozialen Unordnung und des Mangels an persönlicher Beherrschung wie der unseren wird die Realität des Dämonischen in all ihrem Schrecken sichtbar. So muß jeder, der die Geschichte verstehen will, dei Existenz dämonischer Kräfte Rechnung tragen.

Das Dämonische existiert nicht irgendwo außerhalb von uns selbst, sondern sitzt aktiv in uns. Wir müssen nicht nach außen auf andere Menschen oder auf die natürliche Welt schauen, sondern nach innen, ins menschliche Herz, um Satan zu entdecken. Dann werden wir finden, daß wir seine Sklaven sind, und daß er die Kontrolle über die Welt des Menschen hat.

Nach dem Neuen Testament ist Satan nicht einfach ein poetischer Name für die unpersönliche Tatsache des Bösen. Wir treffen ihn vielmehr als eine Person an, als eine bewußte Macht mit Willen, Absicht und Fähigkeit, seinen Einfluß geltend zu machen. Wenn es wahr ist, daß jeder Mensch einen übernatürlichen Erzfeind hat, dann schwebt jeder von uns in großer Gefahr. Der Feind ist in dich und mich eingedrungen. Wir können uns nicht einfach zurücklehnen und philosophieren. Wir müssen aufstehen und kämpfen, um nicht zerstört zu werden. An Satans persönliche Existenz zu glauben heißt für jeden von uns, ihm von Angesicht zu Angesicht als persönlichem Feind zu begegnen.

Satans Ziel ist, die Menschen von Gott zu trennen. Dies ist die Hauptfunktion des Teufels, die er auf zweifache Weise ausführt. Zum einen setzt er uns als Ankläger des Menschen in eine schiefes Verhältnis zu Gott. Zweitens versucht er den Menschen dazu, so zu handeln, daß dieser selbst den Beweis für seine Anklagen bringt. Um dies zu tun, manipuliert Satan unsere Verwundbarkeit zum Sündigen. Er deutet eine angeborene Tendenz der menschlichen Natur aus: unsere Offenheit für die Versuchung. Weil wir menschlich und potentiell sündig sind, kann Satan in uns eindringen und seinen Willen ausführen. Thielicke stellt fest: Weil ich Sünde in mir habe, gebe ich dem Teufel einen Anspruch auf mich.

Was ist Satans Ansatzpunkt in der menschlichen Natur? Ich selbst, mein Ehrgeiz, Stolz, meine Leidenschaften und Egozentrik. Der Teufel wohnt im Herzen aufgrund der Selbstliebe eines Menschen. Wir sind nicht bloß Sklaven eines äußeren Herrn, sondern seine willigen Untertanen. Durch unsere Selbstliebe liefern wir uns der satanischen Sklaverei aus. Wir selbst sind verantwortlich. Zur gleichen Zeit entdecken wir, daß wir im Griff einer feindlichen Macht sind, die so stark ist, daß wir ihren Einfluß auf uns nicht brechen können.

Da Sünder unfähig sind. sich durch ihre eigenen Anstrengungen zu befreien, suchen sie Erlösung durch Gott. Die Macht der teuflischen Versklavung muß durch eine äußere Kraft gebrochen werden, die Satan überlegen ist. Diese Erlösung ist erreicht, wenn die Souveränität des Teufels über den Menschen durch Gottes Gesetz ersetzt worden ist. Daher muß der gefallene Mensch entscheiden, ob er Sklave Satans bleiben oder ein gehorsamer Diener Christi werden will. Das heißt, in letzter Instanz geht es darum, wem wir Gefolgschaft geloben. Nur der Herr kann uns befreien, und Er kann es nur, wenn wir uns Ihm mit völliger Loyalität überantworten.

Satan, so legt das Neue Testament dar, ist unser Gegner; und er ist ein mächtiger Gegner, weil er ein gefallener Engel ist. Als Engel kennt er Gottes Strategie. Er weiß wohl, daß Gott Sein Reich auf Erden errichten will. Da er einst Luzifer war, ein Erzengel am himmlischen Hof, hat Satan die Fähigkeit, sich selbst als Engel des Lichtes zu verkleiden. In allem, was er tut, versucht er, Gott nachzuahmen und als Freund der Menschheit aufzutreten.

Daher bleiben die wahren Absichten Satans seinen Opfern verborgen. Er arbeitet anonym und tritt inkognito auf. Der Teufel wird niemals sagen: „Ich lehre dich, wie man sündigt“ Stattdessen sagt er zum Menschen: „Ich will dir etwas Interessantes, Vergnügliches oder Bereicherndes zeigen.“ Er handelt derart, daß wir glauben, unsere eigenen Wünsche auszudrücken, und einfach zu tun, was wir wünschen. Deshalb zieht er es vor, uns von hinter den Kulissen zu versuchen, zu manipulieren und zu ermutigen. Satan vollbringt sein effektivstes Werk als der unsichtbare, doch fast unwiderstehliche „Zeitgeist".

Aus diesem Grund wird der Teufel als Fürst der Finsternis beschrieben. Als Macht der Finsternis verdunkelt und entstellt Satan die Wirklichkeit. Im Dunkel werden die Menschen verwirrt, oft unnütz erschreckt und können manchmal nicht die wirklichen Gefahren sehen. Nachdem der Teufel des Menschen wahre Situation verdunkelt hat, scheinen menschliche Werte und moralische Nonnen nur noch Schatten zu sein und als das einzig Wirkliche treten konkrete wirtschaftliche, politische und materielle Macht in den Vordergrund. Von Gottes Licht abgeschnitten, werden wir ängstlich und mißtrauisch gegen andere, was zu gesellschaftlichem Chaos führt.

Das letzte Ziel des Teufels ist nicht einfach, Verwirrung oder Zwietracht unter Menschen zu säen, sondern sie zu versklaven. Wenn wir einmal dämonische Kräfte angerufen haben, merken wir, daß wir sie weder kontrollieren noch vertreiben können. Wir stehen in ihrem Bann. Wenn wir sündigen, unterwerfen wir uns also dieser Teufelsmacht. Wenn wir Gott nicht länger die Treue halten, betreten wir Satans Reich. Wir müssen wählen: entweder geben wir uns einzig Gott hin, oder wir verkaufen uns an Satan.

Wenn ein Mensch sündigt, tritt ein fremder Geist in ihn ein und beginnt, sein Opfer hinunter zu ziehen. Daher unterschied Jesus in seiner Exorzistentätigkeit immer zwischen den besessenden Dämonen und den Personen, die sie beherbergten. Satan hält die Menschen gegen ihren Willen gefangen, selbst wenn sie anfangs noch selbst dafür verantwortlich waren, die Dämonen eingeladen zu haben. Daher war Jesu Sendung zweifach: gegen Satan zu kämpfen und für den Menschen zu streiten. Sein Ziel war es, den Menschen „zu sich selbst“ zu bringen, zu einem von Gott nach Seinem Bild geschaffenen Bürger des Himmelreiches. Infolgedessen wurde der Messias als Erlöser und Retter der Menschen beschrieben, buchstäblich der Befreier des Menschen.

Luzifer

Da Luzifer ein lateinisches Wort ist, behaupten manche, es könne nicht der Name des Erzengels gewesen sein, der Eva im Garten Eden verführte. Doch Origines von Alexandria (185-254 n.Chr.) gebraucht diesen Namen, den er Jes 14,12 entnahm, und im folgenden Jahrhundert verwendete Hieronymus den Namen Luzifer bei der Übersetzung der griechischen Bibel ins Lateinische. Von da an wird Luzifer allgemein benutzt.

Der zeitgenössische Wissenschaftler Rabbi Leo Jung argumentiert, daß der jüdische und der christliche Satan verschieden seien. Der jüdische Satan sei ein Diener Gottes und nicht sein Feind. Satan lebe mit anderen Engeln im Himmel und gehorche treu den göttlichen Befehlen. Das Alte Testament kenne keinen Fall der Engel, keine ursprüngliche Sünde der ersten Menschen, keine Vertreibung der aufständischen Engel aus dem Himmel in die Unterwelt und keine Feuerhölle als Aufenthalt Satans. Diese Züge des Neuen Testamentes fehlten im Alten Testament völlig. Daher bestehen jüdische Gelehrte darauf, daß das Neue Testament einen radikalen Bruch mit dem jüdischen Monotheismus und der hebräischen Religion bringe.(15)

Doch das Spätjudentum entwickelte klare Vorstellungen über den gefallenen Engel, seine Verführung Evas, die ursprüngliche Sünde und den Kampf zwischen dem Fürsten dieser Welt und Gott. Dieses spätjüdische Schrifttum verbindet also das Alte und das Neue Testament.

Warum gelangte das nachexilische Judentum zu solch einem starken Glauben an Satan als gefallenen Erzengel? Das babylonische Exil war eine derart furchtbare Katastrophe für das Judentum, daß es ein tiefes Bewußtsein für die Bedrohung durch das Böse hervorrief. Während der letzten Phase des Exils verbrachten die Juden unter der Herrschaft von Persern, die als zoroastrische Dualisten an einen kosmischen Kampf zwischen dem guten Gott des Lichtes und dem bösen Götzen der Finsternis glaubten. Diese Vorstellung beeinflußte die Juden in hohem Maße bei der Entwicklung ihrer Lehre von Satan. Da eine Armee nach der anderen die ganze Welt von Kleinasien bis Indien aufwühlte und ruinierte, begannen die Juden zu glauben, daß Satan der Fürst dieser Welt sei. Kurz vor dem Auftreten Jesu war das Alte Testament mit Ideen und Erkenntnissen aus Babylonien, Persien und dem alten Griechenland neu gedeutet worden.

Der Schreiber von Jesaja 14 mag den Fall des babylonischen Königs mit dem Morgenstern oder der Venus, dem hellsten Gestirn am Himmel, verliehen haben. Im Lateinischen hieß dieser Stern Luzifer. Allmählich haben Juden und Christen den Morgenstern von Jesaja mit dem gefallenen Engel Luzifer gleichgesetzt.(16)

DER SÜNDENFALL IN DER VEREINIGUNGSTHEOLOGIE

Die Genesis beschreibt den idealen Zustand des Menschen als eine Zeit der sorgenfreien Unschuld, des Friedens, der Harmonie und Freude. Dieser ursprüngliche Zustand Adams und Evas leitete sich von ihrer innigen Verbindung mit Gott her. Um auszuführen, wie angenehm die anfängliche Situation war, verglich der biblische Autor die Stellung des Menschen im Leben mit einem Privatpark, der den persischen Eroberern für ihre Erholung vorbehalten war. Das heißt, der Garten Eden war ein Paradies, von Gott zur Erholung und Freude Seiner selbst und Seiner königlichen Gäste geschaffen. Der Mensch wurde - in der Sprache dieses Bildes - geschaffen und in Gottes Privatpark angesiedelt, als Zeichen der besonderen Stellung des Menschen. Wie der persische König nur seinen Lieblings-Höflingen erlaubte, sich in seinen prächtigen herrschaftlichen Gärten zu ergehen, so war Adam und Eva das hohe Privileg zuteil geworden, ihr Leben in Gottes eigenem Privatpark zu genießen. Der Schreiber der Genesis wollte den riesigen Unterschied zwischen dem ursprünglichen Zustand des Menschen und seiner gegenwärtigen Lage deutlich machen. Unter Verwendung vertrauter Bilder stellte er die Annehmlichkeit, Lieblichkeit und das Entzücken eines vornehmen Lebens im mittleren Osten dem harten, sorgenvollen Leben eines typischen Bauern und Beduinen gegenüber. Das, so teilt uns das Buch Genesis mit, ist der Unterschied zwischen dem menschlichen Leben vor und nach dem Fall.(17)

Zwei Bäume im Garten Eden

Nach dem hebräischen Erzähler enthielt dieser herrliche Garten zwei wundervolle Bäume, die in der Mitte des Paradieses wuchsen, wo die vier großen Flüsse der alten Welt zusammenflossen. Einer von ihnen war der Baum der Erkenntnis von Gut und Böse, der andere der Baum des Lebens. Zahlreiche Studien wurden von modernen Wissenschaftlern gemacht, die zeigen, wie der Glaube an diese Bäume die frühe Religion, Kunst und Mythologie des Menschen prägte.(18)

Das Alte Testament vergleicht oft den rechtschaffenen Menschen mit einem Baum. In der Eröffnungshymne des Buches der Psalmen (1,1-3) lesen wir: „Wohl dem Mann, der nicht dem Rat der Frevler folgt... Er ist wie ein Baum, der an Wasserbächen gepflanzt ist.“ Ähnliche Bezüge kann man in der Sammlung der Sprüche finden: „Die Frucht der Gerechtigkeit ist ein Baum des Lebens" (Spr 11.30). „erfülltes Verlangen ist ein Baum des Lebens" (13.12) und „eine sanfte Zunge ist ein Baum des Lebens“ (15,4). Weil also dieser Vergleich zwischen einem gottvollen Menschen und einem starken, tiefverwurzelten Baum im Hebräischen so gängig war, war es natürlich, die göttliche Weisheit mit einem Baum des Lebens zu vergleichen, der die segnen wird, die fest zu Ihm halten (Spr 3.18). In Übereinstimmung mit diesen Vergleichen interpretiert die Vereinigungstheologie den Baum des Lebens im Paradies als den idealen Mann. Was war Adams Bestimmung in Gottes Augen? Zu wachsen, zu blühen und zu reifen, nahe beim Schöpfer zu leben und auf diese Weise seine Möglichkeiten als Mann zu erfüllen und überreiche Frucht zu bringen.

Da Jahwe Eva als Adams Gefährtin, Helferin und Partnerin schuf, gab es in Eden einen zweiten Baum, der Ihr Lebensziel darstellte. Die ideale Frau wurde durch den Baum der Erkennt von Gut und Böse symbolisiert. Was ist das weibliche Ideal? Frau ist bestimmt, die liebende Partnerin des Mannes, seine weise Ratgeberin, treue Gefährtin und die Mutter Ihrer Kinder zu sein. Der Baum der Erkenntnis von Gut und Böse symbolisiert die Liebe Evas. Wenn daher Adam und Eva gewartet hätten, bis sie gewesen wären und Gott ihre Vereinigung gesegnet hätte, hat sie als Gottes sichtbare Vertreter dienen können. Sie hätten würdige Nachkommen hervorgebracht und würden nun als die wahren Eltern der ganzen Menschheit dastehen. Somit trug der Baum der Erkenntnis von Gut und Böse nur solange verbotene Früchte solange Adam und Eva noch unreif waren.

Als sich das erste Menschenpaar ohne göttlichen Segen vereinigte. wurden ihre Augen unter den Gefühlen der Scham und Schuld geöffnet. Statt Gottes Vertreter zu werden, versuchten sie, totale Unabhängigkeit und Autarkie geltend zu machen. Statt Gott repräsentieren, wurde der Mensch Sein Rivale, ein blinder Re1 gegen Gottes wohltätige Herrschaft.

Evas Liebe war nicht im eigentlichen Sinn eine verbotene Frucht. Sie, Eva, war dazu geschaffen, sich mit Adam zu erfreuen. Körperliche Liebe ist gedacht als eine der kostbarsten Gaben Gottes, sofern ein Paar In der heiligen Ehe gesegnet worden ist.

Die sexuelle Interpretation des Sündenfalles

Viele Wissenschaftler haben dargelegt, daß die Erzählung u den Sündenfall in der Genesis in der jüdischen Religion bis in dem babylonischen Exil eine sehr untergeordnete Rolle spie Doch sie zog beträchtliche Aufmerksamkeit in endzeitllchen und anderen Zirkeln während der zwischen-testamentlichen Periode auf sich. Seit Beginn des Christentums ist die Eden-Erzählung sehr unterschiedlich interpretiert worden. Die Ursache der Vertreibung von Adam und Eva aus dem Paradies wurde dem einfachen Ungehorsam gegenüber einem göttlichen Gebot zugeschrieben, dem prometheischen Trotz Gott gegenüber. Stolz, Aufruhr einer anmaßenden Suche nach Wissen, dem Streben des Menschen nach Gottgleichheit - oder einem Akt der Wollust. Die sexuelle Auslegung des Sündenfalles war eine von mehreren Interpretationen, die von rabbinischen Kommentatoren, apokalyptischen Schriftstellern, frühchristlichen Sektierern und mehreren modernen Bibelwissenschaftlern vertreten wurde.(19)

Für einige kritische Bibelwissenschaftler enthält der Bericht in Genesis 3 eine israelitische Attacke auf die Art des religiösen Synkretismus, der während und nach dem Reich Salomons herrschte.(20) Nach dieser Sicht übte der Schreiber der Garten-Eden-Erzählung Kritik an dem kanaanitisch-hebräischen Fruchtbarkeitskult, der zu seiner Zeit populär war.

Im gesamten Nahen Osten wurde der Schlangengott als Gottheit des sexuellen Genusses, der Gesundheit, Weisheit und Fruchtbarkeit verehrt.(21) Nun, was bietet die Schlange in der Genesiserzählung an? Sie sagt Eva, daß sie wisse, wie die Menschen wie Götter werden könnten. Gemäß der kanaaitischen Mythologie und unter Voraussetzung des synkretistischen Baal-Jahwe-Kultes, hat der Schlangengott die Macht, die Gaben der sexuellen Ekstase, der Fortpflanzung, der Gesundheit und Unsterblichkeit auszugießen.

Doch für den Jahwisten war die Schlange kein wohltätiger Gott, sondern ein Versucher und Betrüger. Für ihn verdirbt die sexuelle Gottheit den Menschen, verführt ihn zur Sünde und verursacht seine Vertreibung aus dem Garten des Paradieses. Mit anderen Worten, der kanaanitische Gott wird der Teufel des Jahwisten.

Genesis 3 mißt außer der Schlange dem Baum der Erkenntnis, den Gott in die Mitte von Eden gepflanzt hatte, große Bedeutung bei. Die Wendung ,,Erkenntnis von Gut und Böse" hat wenigstens elf mögliche Bedeutungen. Im hebräischen und anderen Sprachen des Nahen Osten kann ,,erkennen" sexuellen Besitz der Frau durch den Mann bedeuten. Andere sexuelle Elemente der Erzählung sind: 1. Die verbotene Frucht könnte aphrodisische Eigenschaften gehabt haben. 2. Das Feigenblatt wurde, mit religiös- sexuellen Orgien assoziiert. 3. Adam und Eva überkam eine körperliche Scham und sie bedeckten ihre Intimbereiche 4. Eva wird ,,die Mutter aller Lebenden" genannt. 5. Als Teil der Strafe für die Sünde werden Schmerzen bei Schwangerschaft und Gebären genannt. 6. Schließlich die Schlange.

All diese Elemente deuten darauf hin, die die Edenerzählung in Zusammenhang mit dem kanaanitischen Fruchtbarkeitskult steht. Zu beachten ist jedoch, daß Genesis 2. 27ff eindeutig sagt, daß Adam und Eva als Partner geschaffen waren. Was der Jahwe verdammt, ist außerehelicher sexueller Verkehr. Und das gen ist es, was die kanaanitischen Fruchtbarkeitskulte als Teil ihres Gottesdienstes praktizierten, wofür sowohl weibliche wie männliche Prostituierte verfügbar waren.

Zusätzlich zu dem Angriff auf die kultische Schlangenverehrung und die unmoralischen sexuellen Praktiken der Fruchtbarkeitskulte mag der Jahwist ein Drittes lehren: Die kanaanitische Mythologie und ihr hebräisches Gegenstück, die Genesiserzählung, setzen voraus, daß der Mensch wie Gott werden könne. Damit versuchte die Schlange Eva. Die Menschen erleben durch den Sex all die Lust und Macht von Mit-Schöpfern mit dem göttlichen Schöpfer. Wie der Herr der Stürme(22) die nackte Erde befruchtet und sie zu einer überreichen Ernte veranlaßt, so befruchtet der Mann seine Gefährtin, Kinder hervorzubringen. Was der Gott und Seine göttliche Partnerin(23) auf der kosmischen Ebene vollbringen, können ein Mann und eine Frau gleicherweise hier auf der Erde tun.

Im Gegensatz dazu lehrte der Jahwist, daß die Menschen niemals göttlich werden können, weil Gott stets Jenseits unserer Reichweite ist. „Meine Gedanken sind nicht eure Gedanken, und ei Wege sind nicht meine Wege - Spruch des Herrn“ wie der Prophet verzeichnet (Jes 55,8). Wenn wir darüberhinaus durch sexuelle Ekstase wie die Götter werden wollen, werden wir die tragisch Ergebnisse solcher Anmaßung kennenlernen. Frauen werden die Wehen der Geburt fühlen; und die Männer werden lange Stunden unter schweren Lasten zu arbeiten haben, nur um sich und ihre Lieben zu nähren und zu kleiden. So warnt der Jahwist seine Leser, niemals zu versuchen „wie Gott“ sein zu wollen, sondern sich vielmehr demütig dem Herrn droben zu unterwerfen, der allein, ohne Wenn und Aber, die Dinge in den Händen hält.

Diese alte Schlange, der Teufel

Das Vereinigungsprinzip interpretiert die Identität der Schlange im Garten Eden im Lichte der neutestamentlichen Lehre von Satan. Wie viele jüdische Rabbiner im ersten und in späteren Jahrhunderten führen die neutestamentlichen Verfasser den Ursprung des Bösen auf die Verführung Evas durch den Erzengel Luzifer zurück. Freilich haben viele Bibelwissenschaftler aufgezeigt, daß die Vorstellung vom Satan beträchtlicher Entwicklung und Verfeinerung innerhalb des Alten Testamentes und des vorchristlichen jüdischen Denkens unterlag. Das gleiche gilt von der hebräischen Lehre über Gott. Von daher kann man sehen, daß das menschliche Verständnis vom gefallenen Engel Luzifer allmählich klarer wurde. Je mehr man über Gott weiß, desto klarer kann man die Realität seines Gegners erkennen.

Was motivierte Luzifer, den Fall Adams und Evas zu bewirken? Der Erzengel war auf Adam eifersüchtig geworden. Zu gleicher Zeit fühlte er sich leidenschaftlich von Eva angezogen. Vor der Erschaffung des Menschen scheint Luzifer der wichtigste Engel am himmlischen Hofe gewesen zu sein. Manche Rabbiner lehrten, daß Gott dem Luzifer als Seinem Hauptratgeber ursprünglich die Aufsicht über die Welt übertragen haben soll. Auf jeden Fall wurde der Erzengel auf Adam neidisch, als er erführ, daß Gott ihm die Herrschaft über die Erde versprochen hatte. Das apokryphe Buch „Ekklesiastikus", ein Teil der in der Frühkirche benutzten Septuaginta-Bibel, vertritt die Ansicht, daß Satan Eva aus Neid versucht hat. Daher haben die meisten Christen Luzifers Handeln auf seinen verletzten Stolz zurückgeführt. Der Erzengel fühlte sich auf den zweiten Platz degradiert. Er fühlte, ganz zu Unrecht, daß Gott seinen früheren Dienst übersehen habe und Seine Liebe dem unbedeutenden Adam zuwandte. Daher warnen viele Kirchenväter, daß Stolz die schlimmste Todsünde sei.

Aus Neid plante Luzifer, Adam in den Augen Gottes in Mißkredit zu bringen und seine eigene bevorzugte Stellung vor Gott wiederzugewinnen. Dies war, so glaubte er, möglich, wenn er Eva besitzen und Adam durch sie kontrollieren könnte. Nach der Vereinigungslehre hätte daher ohne Beteiligung Luzifers der Sündenfall nicht stattfinden können.

Wie stellt diese Sicht sich im Vergleich mit modernen Interpretationen des Falls dar? Zum einen stimmt sie nicht mit denjenigen überein, die - wie Tillich - lehren, daß der Sündenfall wegen der Endlichkeit des Menschen sowohl natürlich als auch unvermeidlich war. Die gefallene Situation aller Menschen ist nicht auf einen Fall aus dem Bereich des Geistes in den Bereich geschaffener Existenz zurückzuführen. Eine ältere Version dieses Gedankens finden wir bei Origines. Anders als Origines und die späteren christlichen Platoniker glaubt die Vereinigungstheologie nicht, daß die Menschen fallen, wenn ihre reine Seele in die Materie verstrickt oder eingesperrt wird. Zweitens stimmen die „Göttlichen Prinzipien" mit Schleiermacher und seinen Nachfolgern nicht überein, daß die Sünde ihren Ursprung in einem natürlichen, notwendigen Konflikt zwischen der sinnlichen Natur des Menschen und seinen geistigen Zielen habe. Das heißt, wir sind nicht gefallen, weil es schwierig war, unser fleischliches Begehren zu meistern. Drittens sind wir auch nicht einfach aufgrund der sexuellen Begierden Sünder, wie Gnostiker, Markion und andere Dualisten behauptet haben. Diese drei Interpretationen des Falles setzen mehr oder weniger voraus, daß die Schöpfung ein Fehler war, und daß narürlich sein soviel wie sündig sein bedeutet. Für Vereinigungskirchenmitglieder wie für rechtgläubige Christen im allgemeinen ist an erster Stelle als Ursache der existentiellen Entfremdung des Menschen von Gott Satan verantwortlich zu machen.

Luzifer wollte, daß Gott Seine Liebe Adam und Eva durch ihn geben sollte. Der Erzengel entschied sich daher, gegen Gott zu rebellieren und Adams Stellung zu usurpieren. Diese Infragestellung der Weisheit Gottes und die offene Revolte gegen Ihn degradierte Luzifer, den Engel des Lichtes, zu Satan, Gottes Gegner. Als es ihm gelang, Adams Position an sich zu reißen, vereitelte er den göttlichen Schöpfungsplan.

Der geistige und der physische Sündenfall

Was war die ursprüngliche Sünde, die Adam und Eva begingen und die sie von Gott trennte? Rabbi Leo Jung schrieb eine sorgfältige Studie über die jüdischen, christlichen und islamischen Kommentare zum Sündenfall. Er kam zu dem Ergebnis, daß im jüdischen Midrasch die Schlange den Menschen zur Sünde verführte, weil sie Adam als Strafe fürs Essen der verbotenen Frucht den Tod bringen wollte. Doch das Hauptziel der Schlange war nicht der Tod Adams, sondern der Besitz Evas. Weil die Schlange sah, wie sehr Adam und Eva einander liebten, begehrte sie Eva. All die Geschichten, die von einem Ehebruch der Schlange mit Eva sprechen, haben eine gewisse Grundlage in der jüdischen Tradition, so Rabbi Jung.(24)

Ein Beispiel aus „Abot de Rabbi Nathan" aus dem zweiten Jahrhundert: „Zu jener Zeit überlegte die böse Schlange in ihrem Herzen und sagte: »Da ich nicht vermag, Adam zum Fall zu bewegen. will Ich gehen und Eva zu Fall bringen.» Sie ging, saß neben ihr und sprach viel mit ihr... Was plante die böse Schlange in dem Moment? Ich werde hingehen und Adam erschlagen und sein Weib heiraten, und ich werde König über die ganze Welt sein und werde stolz umhergehen und mich königlicher Genüsse erfreuen.“

Ähnlich in „Pirke de Rabbi Eliezer“: „Samael (der böse Engel) ritt auf der Schlange und kam zu ihr (Eva) und sie empfing...“ Im „Sohar" steht geschrieben: „ Samael kam zu Eva, steckte sie mit Begierde an, und sie wurde schwanger und gebar Kain.“ War Kain dann das wirkliche Kind des Satans? Nein, sagt die „Yalkut Hadash“: „ Samael sandte den Geist, die Seele Kains aus. Adam wurde sein körperlicher Vater. Der von Samael geschaffene Geist hatte keinen Körper, bis Adams Same Abhilfe schuf.“(25)

Nach den alten jüdischen Kommentatoren wurde also die Schlange, ein sehr kluges Tier oder eine Verkleidung des bösen Engels, neidisch auf Adams Glück oder auf Adams Ehre unter den Engeln oder auf seine Herrschaft über die Tiere, oder sie verliebte sich in Eva und wünschte, ihre Liebe zu gewinnen. Was immer der Grund war, sie überredete Eva zu einer Beziehung und brachte Gottes Fluch auf sie herab. Die Schlange selbst wurde von einer aufrechten Kreatur mit Händen und Füßen zu einem kriechenden Reptil. Wie man sieht, gibt es Variationen in den alten rabbinischen Erzählungen vom Fall. Nichtsdestoweniger findet Dr. Jung, hier werde nichts Fremdes in den Geist von Genesis 3 und die Originalerzählung eingeführt und alle Variationen demonstrierten Treue zum biblischen Text.(26)

Die Vereinigungstheologie bietet eine kohärente Beschreibung der ursprüngliche Sünde, die in etwa diesen flehen rabbinischen Interpretationen ähnelt. Luzifer war von Gott dazu geschaffen, Sein Diener zu sein, während die Menschen zu Seinen gläubigen Kindern erschaffen worden waren. Dieser Unterschied im äußeren Status verwirrte den Erzengel, der auf Adam eifersüchtig wurde. Ferner beneidete er Adam und Eva, weil sie den Vorteil einer körperlichen Dimension hatten, und er fühlte sich wegen seiner anscheinenden Degradierung auf den zweiten Platz in seinem Ansehen vor Gott gekränkt. Auf der anderen Seite fühlte Luzifer wachsende Liebe zu Eva. Anstatt diesem Verlangen zu widerstehen oder neue Kraft bei Gott zu suchen, unternahm der Engel das Abenteuer, sie zu verführen, obwohl er wußte, daß solch ein Handeln in direktem Widerspruch zu Gottes Willen stand. Eva ging auf Luzifers Werben ein. Ihre Handlung wird in den „Göttlichen Prinzipien“ der geistige Fall genannt.

Als Ergebnis ihrer Unzucht fühlten beide Partner überwältigend Furcht. Luzifer fürchtete sich, weil er willentlich Gottes natürlich Ordnung, das Prinzip der Schöpfung, verletzt hatte. Eva war ebenfalls von dem, was sie getan hatte, in Schrecken versetzt. Sie wurde sich voll bewußt, daß Luzifer nicht ihr richtiger Gefährte war und daß sie als Partnerin Adams geschaffen worden war. Sie entdeckte auch, daß sie von dem rebellischen Geist des Erzengel gefangen und regelrecht besessen war.

Man mag fragen, ob Eva wirklich sexuelle Beziehungen mit Luzifer haben konnte. Die Bibel wie die Literatur jeder großen alte Kultur nimmt an, daß Menschen hier und jetzt Kontakt mit Geistern haben können. Wie die chinesische, indische, griechisch-römische und hebräische Literatur berichtet, besitzen Geister dieselben Kräfte der sinnlichen Wahrnehmung und des Genusses wie menschliche Wesen.(27) Die ganze Geschichte hindurch sind sexuelle Beziehungen zwischen Geistern und Menschen vorgekommen. Solch ein männlicher Geist wird ein Inkubus genannt und sein weibliches Gegenstück ein Sukkubus. Mit dem geistige Fall ist also nicht einfach eine eingebildete Beziehung zwischen Luzifer und Eva gemeint. Es war nicht bloß Ehebruch in Evas Herzen, sondern tatsächlich sexueller Verkehr, der sie an Leib und Seele veränderte. Ihre Vereinigung wird geistiger Fall genannt, weil der männliche Partner ein Geistwesen war.

Nach dem geistigen Fall kam der physische Fall von Adam und Eva. Der erste führte zum zweiten. Nachdem Eva festgestellt hatte, daß sie mit Luzifer gesündigt hatte, sehnte sie sich danach, Gottes Gunst wiederzuerlangen. Da sie feststellte, daß Adam ihr wahrer Partner war, verführte sie ihn dazu, sich mit ihr zu vereinigen. Gott wollte, daß Adam und Eva Mann und Frau würden, doch erst dann, wenn sie die eigentliche Ebene geistiger Reife erlangt hätten: ein Gott-zentriertes Leben. Bevor ihr ganzes Wesen auf die Liebe zu Gott ausgerichtet war, waren sie unfähig, sich miteinander in rechter Weise zu vereinen. Weil sie die Vereinigung unreif vollzogen, daher ohne Gottes Segen, verletzten sie Seinen Willen. Warum war dieser Akt sündig? Liebe oder Sexualität an sich ist nicht schlecht. Doch werden sie sündig, wenn sie mißbraucht oder fehlgeleitet werden.

Die Satan Eva befleckte, so befleckte Eva den Adam und beide verloren in diesem Augenblick ihren Status als Kinder Gottes und wurden Diener Satans, des gefallenen Luzifer. Adams und Evas Abstammung von Gott wurde abgeschnitten, sie fielen weit unter die Gestaltungsstufe, indem sie der Herrschaft Satans anheimfielen.

Adams Fall vereitelte Gottes Schöpfungsziel vollständig. Wenn Adam Evas Versuchung widerstanden hätte, hätte sich das ganze Bild geändert. Gott hätte noch durch Adam arbeiten können, um Eva wiederherzustellen oder eine andere Frau erschaffen können, die ihren Platz eingenommen hätte. In diesem Sinn schrieb Anselm: Hätte nur Eva gesündigt und nicht Adam, wäre es nicht für das Menschengeschlecht als ganzes, sondern nur für Eva nötig gewesen, verlorenzugehen; denn Gott hätte eine andere Frau schaffen können und durch sie Sein Ziel verwirklichen können.(28)

So richteten Adam und Eva ihr Leben statt auf Gott auf sich selber aus. Satan hatte einen Anspruch auf sie gewonnen, und sie waren Gottes Liebesherrschaft völlig entfremdet.

Nach den „Göttlichen Prinzipien“ wurde die ursprüngliche Sünde auf alle Nachkommen Adams übertragen und kann nur weggenommen werden, wenn der Messias kommt, um die ursprüngliche Abstammung des Menschen als Kind Gottes wiederherzustellen. Ihrer Sünde bewußt, schämten sich Adam und Eva dessen, was sie getan hatten. Daher verbargen sie ihre intimen Körperteile und versteckten sich vor Gott.

Wie verhalten sich die „Göttlichen Prinzipien“ zur alten rabbinischen Vorstellung vom Sündenfall? Erstens, sie stimmen denen zu, die die Schlange mit dem aufständischen Engel gleichsetzen. Zweitens, sie tragen dem sexuellen Aspekt des Sündenfalles Rechnung, den viele moderne Kommentare ignorieren. Drittens, sie unterscheiden sorgfältig zwei Teile der Genesiserzählung: den geistigen und den körperlichen Sündenfall. Für die Vereinigungslehre - wie für traditionelle Christen - sind alle Menschen Kinder Satans und jeder erbt die Ursünde durch Adam. Schließlich erklärt diese Sicht des Sündenfalles, warum der Begriff der Begierde solch eine wichtige Rolle im christlichen Verständnis der Ursünde und Erbsünde spielte.

Hätte Gott den Sündenfall verhindern können?

Wenn Gott allmächtig, allwissend und allgütig ist, warum schützte er Adam und Eva nicht irgendwie davor. Seine Pläne mit der Schöpfung zu verderben? Dies war stets eins der dornigsten Probleme der Theologen. Einige sagen, Gott habe den Sündenfall kommen sehen, doch Er habe ihn erlaubt, um den Menschen für ein höheres Gut vorzubereiten: die Segnungen der Erlösung. Andere sagen, daß Gottes Allmacht nicht absolut und Seine Macht durch die Freiheit, die Er dem Menschen gegeben habe, begrenzt sei. Nach dieser Sicht müssen Mensch und Gott zusammenarbeiten, um das Ziel der Geschichte zu verwirklichen. Eine dritte Gruppe von Theologen vertritt die Ansicht, daß das genaue Verhältnis zwischen Gottes Macht und unserem freien Willen ein Geheimnis sei, jenseits menschlichen Begreifens. Wir müßten daher glauben, als ob alles in Gottes Händen läge, während wir handeln müssen, als ob alles von uns selbst abhinge.

Die Vereinigungstheologie schlägt vor, dieses Problem der Theodizee im begrifflichen Rahmen von vier Faktoren abzuhandeln; menschliche Freiheit, die Macht der Liebe, die Unreife Adams und Evas zur Zeit des Falles und die innere Würde des Menschen als Herr der Schöpfung. Betrachten wir zuerst den freien Willen des Menschen. Wir besitzen Wahlfreiheit, weil wir nach dem Bild Gottes geschaffen sind. Wenn wir menschlich sind, sind wir verantwortlich für unsere Handlungen. Wenn wir keinen freien Willen haben, werden wir bloße Roboter, Marionetten, die von außen gegängelt werden. Dies zu glauben hieße, die Christenheit dem Fatalismus zu übergeben, wie Calvin und andere zugestanden haben. Daher ist es wichtig, die menschliche Freiheit ebenso wie die göttliche Souveränität festzuhalten.

Gott erschuf den Menschen dazu, volle Liebe auszudrücken und sich vollkommenen Glückes hier und im Jenseits zu erfreuen. Daher schuf er die Macht der Liebe so absolut, daß sie sogar seinen Willen verletzen kann. Sie kann die Macht des Naturgesetzes ebenso überrollen wie die gesellschaftlichen Konventionen. Liebe kann den Menschen blind machen und ihn zur Selbstzerstörung treiben. Oder aber sie kann ihn dazu beflügeln, für Gottes Sache in den Tod zu gehen. Da Gott die Kraft der Liebe so unbegrenzt gestaltete, war es für Luzifer, Adam und Eva, möglich, Gottes Schöpfungsplan zu verderben.

Wann fand nun der Sündenfall statt? Es hat zwei traditionelle Antworten von jüdischen, christlichen und islamischen Denkern gegeben. Einige Theologen wie Augustinus nahmen an, daß Adam und Eva schon vollkommen waren, als sie die Ursünde begingen. Gott schuf das erste Paar nach Seinem Bild. Dies könnte bedeuten, daß sie die Menschheit in ihrem höchsten Potential repräsentierten: körperlich schön, moralisch gut und geistig gesegnet. Da Adam und Eva im Paradies weilten, waren sie in jeder Weise geeignet, in Gottes Gegenwart zu leben. Diese Sichtweise hebt den schockierenden Charakter ihrer Sünde hervor. Nachdem sie soviel Freude genossen hatten, verdienten sie gerechterweise die Vertreibung aus Eden und ewige Verdammung für sich selbst und ihre Nachkommen.

Eine andere christliche Interpretation wurde von Klemens von Alexandrien und Iräneus geliefert. Adam und Eva waren unreif, als sie von Luzifer verführt wurden. Wären sie reife Erwachsene gewesen, hätten sie Gottes Gebot gehorcht, der Sünde widerstanden und wären der Begierde nicht zum Opfer gefallen. Mit dieser Sicht stimmt die Vereinigungstheologie überein, wie auch Petrus Lombardus, Hugo von St. Viktor, Alexander von Hales, Bonaventura, Duns Skotus und später die franziskanischen Scholastiker.(29)

Klemens von Alexandrien schrieb:

„Der Erlöser kam zu Menschen, die in ihren Gedanken verirrt waren, zu uns, deren Geister infolge des Ungehorsams gegenüber den Geboten verdorben waren, weil wir Liebhaber des Sinnengenusses waren und vielleicht auch, weil der erste Mensch unseres Geschlechtes seine Zeit nicht abwartete und die Vorzüge der Ehe vor der rechten Zeit erstrebte und in Sünde fiel, indem er nicht die Zeit des göttlichen Willens abwartete.(30)

„ Und wenn die Schlange den sexuellen Verkehr von den unvernünftigen Tieren hernahm und Adam überredete, Sexualität mit Eva zu haben, als ob das erstgeschaffene Paar solche Einheit nicht von Natur aus hätte, wie manche denken, so ist das Gotteslästerung gegen die Schöpfung... Doch wenn die Natur sie zur Fortpflanzung wie die unvernünftigen Tiere anleitete, so waren sie doch getrieben, dies schneller zu tun als recht war, weil sie noch jung waren und durch Täuschung vom Wege abgelenkt wurden. So traf sie Gottes Urteil, weil sie nicht auf seinen Willen warteten.“

Nach Irenäus waren Adam und Eva noch nicht völlig reif, als der Sündenfall geschah. Sie existierten in einem einfachen, unreflektierten Zustand träumender Unschuld und hatten gerade den Prozeß ihrer vollen Menschwerdung erst begonnen. Da sie nicht voll entwickelt waren, ist leicht zu sehen, warum sie der Versuchung der Schlange erlagen und in Sünde fielen. Durch diesen Fall wurde der Mensch zum Knecht Satans. Dies unterbrach des Menschen reguläre Entwicklung zur Vollendung hin.(32) Nach der Vereinigungslehre schenkt Gott durch sein Schöpfungsprinzip dem Menschen alle Führung, die er zu seinem Wachstum auf Vollendung hin braucht. Dieses Prinzip gewährt jedem von uns ein genügendes Maß an Freiheit, um verantwortlich zu handeln. Daher beherrscht Gott nicht völlig unseren Reifungsprozeß. Damit der Mensch sein Potential verwirklicht, muß er selbstgesteuert und selbstmotiviert sein.

Zur Zeit ihre Falles hatten Adam und Eva nur die Spitze ihrer Wachstumsphase erreicht. Das heißt, sie waren Heranwachsende, kaum aus der Kindheit heraus. Wäre das erste Paar voll reif gewesen, dann hätten sie Gott so innig geliebt, daß keine Versuchung sie von Ihm hätte abwenden können. Als Eva der Werbung des aufrührerischen Erzengels erlag und Adam sich dann vorzeitig mit ihr vereinigte, waren sie noch unter Gottes indirekter Herrschaft.
Gott konnte keine direkte Herrschaft über sie ausüben, bevor sie Vollkommenheit erreicht hatten. Hätten Adam und Eva einmal die Reife erlangt, hätte nichts ihre unbedingte Liebe zum Schöpfer brechen können. In diesem Stadium und erst in diesem hätte Gott Seine unendliche Liebe frei über sie ausgießen können. Bis zu der Zeit war die Liebe unserer ersten Eltern unvollkommen und konnte fehlgeleitet werden. Aus diesen Grund sollten ein Mann und eine Frau erst dann volle Liebeseinheit erfahren, nachdem ihre jeweilige Liebe zu Gott unbedingt geworden ist. Ohne erst die Gottesliebe zu vervollkommnen, sind wahre Zuneigung, Sorge und Einheit mit einem anderen Menschen fast unmöglich, wie es die Eheprobleme unserer Zeit deutlich zeigen.

Der letzte Aspekt: Adam war erschaffen, Herr der Schöpfung zu sein. So besaß er eine potentielle Würde über alle anderen Geschöpfe hinaus. Um voll für eine solche Position qualifiziert zu sein, mußte er sich ganz auf seine eigenen Kräfte und sein Urteil verlassen können, indem er sein Herz nach dem Bilde Gottes vervollkommnete. Gott wartet, bis ein Mensch gelernt hat, sich selbst zu beherrschen, bevor er ihm die Herrschaft über die ganze Welt anvertraut. Auf diese Weise will Gott, daß der Mensch an seinem Schöpfungswerk teilnimmt. Adam mußte selbst handeln. Aus diesen Gründen war es für Gott unmöglich, den Fall zu verhindern.

Die Auswirkungen des Sündenfalles

Bevor wir uns der spezifischen Position der Vereinigungstheologie zuwenden, wollen wir kurz vier andere christliche Sichtweisen betrachten:

1. Die griechischen Väter betonten den Fluch des physischen Todes über Adam und Eva, als sie aus dem Paradies verwiesen worden waren. Seitdem der Mensch gefallen ist, ist er den Verwüstungen der Zeit und des Verfalls unterworfen. Dennoch sehnt er sich nach Unsterblichkeit. Das Christentum verkündet, daß das Verwesliche unverweslich werden kann, daß der Tod durch die Einheit mit Gott besiegt werden kann. Daher war es Christi Ziel, der Menschheit die Wiedervereinigung mit dem Vater zu bringen.(33)

2. Der römische Katholizismus vertritt die Ansicht, daß aufgrund des Sündenfalles von Adam und Eva ihren Nachkommen der ursprüngliche Zustand der Gerechtigkeit und Heiligkeit fehlt. Die menschliche Natur entbehrt ihrer ursprünglichen übernatürlichen Gaben, und die Fähigkeiten des Menschen sind durch den Makel von Adams Schuld erheblich geschwächt. Die ursprüngliche Sünde wird vom ersten Paar an alle Männern und Frauen durch den Akt der Zeugung weitergereicht. Ihre Wirkungen werden im menschlichen Unwissen über sein wahres Ziel und über die zerstörerische Macht seiner Leidenschaften gesehen.(34)

3. Der reformatorische Protestantismus malt ein weit düstereres Bild vom gefallenen Zustand des Menschen. Infolge des Sündenfalles sind alle Menschen völlig verdorben. Der Mensch ist so vollständig von seinem Schöpfer entfremdet, daß er ewige Strafe verdient. Wenn ein kleiner Bruchteil der Menschen Gottes gerechtem Zorn entkommt, so ist dies einzig seiner ungeschuldeten Gnade zu danken und hat nichts mit Werken der Gerechtigkeit zu tun. Da der gefallene Mensch „unfähig ist, nicht zu sündigen", ist alles, was er denkt und tut, das Werk eines verdunkelten Geistes und eines pervertierten Willens. So sind wir, um Jonathan Edwards zu zitieren, alle „Sünder in den Händen eines ärgerlichen Gottes“.

4. Liberale Theologen reagierten auf die reformatorische Sicht, indem sie die Geschichtlichkeit des Sündenfalles leugneten, ebenso das Faktum der ursprüngliche Sünde wie die Vorstellung von dem verdammenswerten Zustand des Menschen. Anstatt in einer bestimmten Vergangenheit aus dem Paradies zu fallen, hat der Mensch sich allmählich moralisch, kulturell und religiös entwickelt, um Gottes Schöpfungsziel zu erfüllen. Gott wird uns nicht richten, außer für unsere persönlichen Sünden. Obwohl wir nicht in einer idealen Gesellschaft leben, können und sollten wir sie verbessern. Als Individuen sind alle Menschen aufgerufen. Kinder Gottes zu werden und für die Verwirklichung des Reiches Gottes auf Erden zu arbeiten. Warum sind wir dann Sünder?

a) Weil wir bis zu einem gewissen Ausmaß noch nicht frei von unserer tierischen Vergangenheit sind.

b) Wenn wir Produkte einer unvollkommenen sozialen Ordnung sind.

c) Weil wir von schlechten Beispielen beeinflußt sind.

d) Weil wir darin versagen, unsere höchsten Ideale zu leben.

Doch keiner dieser Mängel, so betonten die liberalen Christen, muß auf den Fall Adams zurückgeführt werden, auf die Ursünde oder die ererbte Verdorbenheit des Menschengeschlechtes.

Wie verhält sich die Vereinigungstheologie zu diesen vier Positionen? Anders als die östliche Orthodoxie und einige Katholiken betrachtet sie den körperlichen Tod des Menschen nicht als Fluch, der wegen Adams Sündenfall verhängt wurde. Die Bibel setzt nicht voraus, daß der physische Tod eine Strafe Gottes sei. Er sollte als ein natürlicher Prozeß verstanden werden. Jeder muß sterben; doch der Tod selbst enthält keine Schrecken, weil jeder von uns eine unsterbliche Seele hat. Daher betrifft die entscheidende Frage den künftigen Zustand der Seele mehr als den Tod des Körpers.

Wie die östliche Orthodoxie, die römischen Katholiken und die reformatorischen Protestanten erkennen wir die unwiderstehliche Macht des Bösen. Adam und Eva fielen wegen der Versuchung des Erzengels. Weil sie sich mit ihm durch ungeordnete sexuelle Liebe vereinigten, wurden ihre Nachkommen Kinder des Satans, und die ganze Welt fiel unter seine Herrschaft.

Was bedeutet das, Kinder Satans zu sein? Die „Göttlichen Prinzipien“ lehren, daß wir durch eine blutsmäßige Abstammung sowohl geistig als auch körperlich an Satan gebunden sind. Nicht nur symbolisch, sondern im wörtlichen Sinne. Obwohl dazu bestimmt, Kind Gottes zu sein, leidet der Mensch an Entfremdung und an fehlgeleiteter Liebe. Dieser Zustand dauert an, trotz aufrichtiger Anstrengung des Menschen, rein und gut zu sein. Warum? Wegen der Ursünde, die ihm unbekannt ist, an der er aber nichtsdestoweniger trägt.

Durch die ursprüngliche Sünde sind die Menschen nicht völlig des freien Willens, der Vernunft und der natürlichen Gaben beraubt. Doch wenn es keine Ursünde gegeben hätte, könnten Menschen ihren freien Willen, ihre Vernunft und alle natürlichen Gaben gebrauchen, um eine weit schönere und prächtigere Welt zu gestalten.

Nur wer entdeckt hat, was Satan dem ersten Menschenpaar und ihren Nachkommen angetan hat, kann die ursprüngliche Sünde überwinden und die göttliche Abstammung und Verwandtschaft wiederherstellen. Auch wenn es möglich ist, sich selbst zu einem gewissen Grad von satanischen Elementen zu läutern, stand der Weg zum Endziel der Vollendung niemals offen. Daher haben nicht einmal die höchsten Heiligen ihr Ziel der vollkommener Einheit mit Gott erreichen können.

Nachdem er den Sündenfall des ersten Paares verursacht hatte, arbeitete Satan daran, seine Macht auszudehnen und seinen Zugriff auf die Menschheit zu verstärken. Er tut dies auf zweierlei Weise: Einerseits klagt er die Menschen beständig an, die Gebote des Schöpfers mißachtet zu haben. Andererseits versucht er ohne Unterlaß, die Menschen zu ködern, seine Agenten zu werden. Infolgedessen hat sich die Zahl der Untertanen Satans vervielfacht. Aus Satans Macht über die Menschheit resultieren daher die Übel.

Was sind die Auswirkungen des menschlichen Sündenfalles? Von der Wurzel des Lebens und des Glückes abgeschnitten, leidet der Mensch fortan unter Einsamkeit, Ruhelosigkeit, Angst und Todesfurcht. Die Suche, unser geistiges Vakuum zu füllen, war vergeblich. Wir sterben vor Hunger nach Wahrheit und echter Liebe. Von Gott entfremdet, erleben wir endlosen Haß und Krieg. Zusätzlich zu all diesen menschlichen Wirren besteht gegenseitige Feindschaft zwischen Mensch und Natur. In einer aus den Fugen geratenen Welt dienen wir nicht mehr als Fürsorger der Natur, und sie ist nicht mehr unsere treue Dienerin. Wie Paulus schrieb: „Denn wir wissen, daß die gesamte Schöpfung bis zum heutigen Tag seufzt und sich ängstigt" (Rom 8.22).

Doch die schlimmste Folge des Sündenfalls ist seine Wirkung auf Gott. Sein ursprüngliches Schöpfungsziel wurde völlig vereitelt. Indem sie Gottes Liebe mißachteten, versagten Adam und Eva nicht nur darin, Seine köstlichste Freudenquelle zu sein, sondern wurden die Quelle unsagbaren Schmerzes. Indem Gott Seinen Wohnsitz im menschlichen Heizen verlor, wurde Gottes gütige Herrschaft über die Schöpfung schwer beschädigt. All dieses geschah wegen der verräterischen Rebellion von Luzifer, Adam und Eva. Durch ungezählte Jahrhunderte hindurch lebte Gott in der Agonie eines gebrochenen Herzens. Wie tief sind Seine Bestürzung, Seine Bitterkeit und Sein Kummer gewesen, wie lange dauerten sie an!

Die traditionelle Theologie ignorierte dieses Leiden Gottes, das durch den Sündenfall ausgelöst wurde. Nach der Prozeß-Theologie jedoch handelt Gott von Seinem folgerichtigen Gesichtspunkt aus in und an der Welt kreativ. Durch ihr Werden wird Er bereichert - sowohl durch das, was sich erfüllt, als auch durch die Tragödien. Wie Whitehead Gott beschreibt, ist Er der Mit-Leidende. der von den Handlungen Seiner Schöpfung betroffen wird.

Warum blieb die Tatsache des überwältigenden Leidens Gottes bisher dem Blick verborgen? Einige zeitgenössische christliche Denker wie Moltmann machen dafür die Lehre vom leidenslosen, weil unveränderlichen Gott der griechischen Metaphysik (35) verantwortlich. Es gibt weit wichtigere Gründe, würden Vereinigungstheologen sagen. Zunächst einmal wurde die Tragik des Sündenfalles sorgfältig vor uns vorborgen, weil Satan in hohem Maße von unserer Unwissenheit profitiert. Zweitens blieb uns die volle Wirkung des Sündenfalls auf Gott deswegen verborgen, weil Gott nicht imstande war, die Tiefe Seines Leidens voll zu offenbaren. In den Prophezeiungen von Hosea und Jesaja, in einigen Psalmen und Parabeln Jesu erkennt man einen Hauch von Gottes schmerzendem Herzen. Doch dies alles läßt kaum das göttliche Leiden ahnen.

Wir Menschen finden, daß wir unsere tiefsten Gefühle nicht jedem enthüllen können. Die meisten Menschen würden, so meinen wir, gar nicht verstehen, worüber wir sprechen. Dasselbe gilt für Gott. Er könnte seinen Schmerz nur jemandem enthüllen, der genau begriffen hat, was Satan getan hat und welche Wirkung das auf Gottes gesamten Plan hatte.
Was ist dann das letzte Ziel des Messias? Die unerträgliche Last wegzunehmen, die jetzt das göttliche Herz erdrückt. Es geht nicht nur darum, eine leidende Menschheit, sondern auch einen gepeinigten Gott zu befreien. Wenn einmal Gott frei ist, Seine liebende Souveränität über die Schöpfung auszuüben, wird Seine große Freude einen kosmischen Frühling hervorrufen: Das ganze Universum wird strahlen vor Glück und Harmonie.

Zum 5. Kapitel Jesus: Sendung und Schicksal

ANMERKUNGEN
1 F.R. Tennant war zu Beginn dieses Jahrhunderts anglikanischer Theologe an der Universität von Cambridge.
2 A.S. Rappoport und R.Patai, Myth and Legend of Acient Israel (1966), Bd.l.
3 E. Brunner, Dogmatik (engl. Ausg. 1952). Bd. II,89.
4 Brunner. a.a.O. 100.
5 Gordon D.Kaufmann, Systematic Theology: A Historicist Perspective (1968), 352-364.
6 Siehe Lev Shestov, Kierkegaard and Existential Philosophy (1969), l-28; 127-138;247-249.
7 N. Berdjajew. The Destiny of Man (1960) 23-44.
8 P. Tillich. dt. Ausgabe: Systematische Theologie. Bd. II (1958) 35-38.
9 Abhandlung von Abel und Kain, XXXII.
10 Gier - Verlangen nach mehr, Lüsternheit. Das Verlangen von Adam und Eva nach dem verbotenen Baum wird als „Lüsternheit“ beschrieben (Gen 3.6).
11 Enkratismus: Glaube, daß der Körper böse ist; vgl. Tatian, ein früher Kirchenvater.
12 Über die Erbsünde 37.
13 Augustinus, a.a.O. 45.
14 H. Thielicke, Der Mensch in Gottes Welt (engl.Ausg. 1967), 163-198.
15 L.Jung, Fallen Angels in Jewish, Christian and Mohammedan Literature (1974).
16 E. Lanston. Satan. A Portrait (1977).
17 Vgl. H. Rencken, Israel’s Concept of the Beginning (1964).
18 E.O.James, The Tree of Life. an Archeological Study (1966).
19 R. Gordis, The Word and the Book (1976) 75-83.
20 J. Alberto Soggin, Old Testament and Oriental Studios (1975) 88- I I I.
21 Karen R. Joines, Serpent Symbolism in the Old Testament (1974).
22 Der kanaanitische „Baal“ war ein Sturmgott.
23 Baal und Aschera oder Jahwe und Aschera.
24 L Jung. Fallen Angels in Jewish, Christian and Mohammedan Literature (1974) 69-78.
25 Jung. a.a.O. 73-74; 78-79.
26 Jung, a.a.O. 76. 27Vgl.Gen 6,1f.
28 Anselm. Über die jungfräuliche Empfängnis und die Erbsünde, Kap. 9.
29 L. Lercher. Institutiones Theologicae Dogmaticae. Vol. II, 359.
30 Über die Ehe. XIV, 94.
31 Klemens v. Alex. a.a.O. XVII. 102-103.
32 Siehe J. Gonzalez, A History of Christian Thougt (1970) Vol. l, 165-169.
33 Vgl. J. Meyendorff. Byzantine Theology (1974). 143-149.
34 Vgl. Thomas von Aquin, Summa Theologica.
35 J. Moltmann. Der gekreuzigte Gott (engl. Ausg. 1974),267-274.