Anhang: Historische Informationen zu den angeführten Personen aus dem Bertelsmann Lexikon
und anderen Quellen

Ausführliche Zusatzinformationen zu Apostel, Kirchenlehrer und Heilige http://www.heiligenlexikon.de
sehr ausführliche Infos unter: http://www.bautz.de/bbkl/
bzw. unter  www.google.com

 Kapitel 1 - Die 12 Jünger Jesu
 Kapitel 2 - Zentrale Persönlichkeiten des Alten Testamentzeitalters
 Kapitel 3 - Persönlichkeiten, die das Christentum repräsentieren
 Kapitel 4 - Repräsentanten einzelner Kirchen und christlicher Religionsgemeinschaften
 

Kapitel 1 - Die 12 Jünger Jesu

1) Petrus, aramäisch Kephas
[beides heißt "Fels"],  Jünger und Apostel Jesu, von Haus aus Simon, Sohn des Jona, Fischer am See Genezareth. In der Überlieferung der Evangelisten ragt er aus dem Kreis der Jünger Jesu schon früh hervor. Nach Ostern erschien er neben Jakobus und Johannes als Führer der Urgemeinde in Jerusalem, unternahm aber auch selbständige (Missions-)Reisen, die ihn bis nach Rom führten. Hier fand er nach kirchlicher Überlieferung 64 oder 67 unter Nero den Märtyrertod (Kreuzigung mit dem Kopf nach unten); man vermutet sein Grab unter der Peterskirche. Unter seinem Namen sind die Petrusbriefe überliefert.  Nach römisch-katholischer Lehre war Petrus der erste Bischof von Rom; sein durch Jesu Verheißung (Evangelium des Matthäus 16,19) begründeter Vorrang im Kreis der Apostel ging auf seine Nachfolger in diesem Amt über (Papst). - Heiliger (Fest: 29. 6. "Peter und Paul").

2) Andreas,
 Apostel, Bruder des Petrus, Fischer, nach der Überlieferung von Jesus berufen, soll in Skythien gewirkt und den Kreuzestod (Andreaskreuz) erlitten haben. Patron Russlands; Fest: 30. 11.

3) Jakobus
Jünger Jesu, Sohn des Zebedäus und Bruder des Jüngers Jesu Johannes. Um 44 n. Chr. wurde er von Herodes Agrippa hingerichtet. Sein Grabmal in der Kirche von Santiago de Compostela  (Spanien) wurde ein bedeutender Wallfahrtsort des Mittelalters.

4) Judas
Jünger Jesu, Sohn des Jakobus, vielleicht mit Thaddäus oder Lebbäus identisch (Evangelium des Lukas 6,16).

5) Johannes, Sohn des Zebedäus, Bruder des Jakobus des Älteren, Jünger Jesu, spielte in der Urgemeinde eine hervorragende Rolle, soll später in Ephesos gewirkt haben und nach Patmos verbannt gewesen sein; gilt nach der Überlieferung als Verfasser des Johannesevangeliums, der Johannesbriefe und der Apokalypse. Heiliger (Fest: 27. 12.).

6) Philippus
einer der Jünger Jesu, Apostel; vielleicht aus Bethsaida und aus Täuferkreisen; wird als Märtyrer verehrt (Fest: 3. 5.).

7) Matthäus,
 im Neuen Testament in allen Apostellisten genannter Jünger Jesu, der nach der Überlieferung mit dem Zöllner Levi identisch ist. In frühchristlicher Zeit galt Matthäus als Verfasser des Matthäusevangeliums  . Als Symbol für Matthäus ist ein Engel verbreitet. Fest: 21. 9.

8) Simon Kananäus,
Simon der Eiferer, Simon der Zelot, Jünger und Apostel Jesu, nach der Legende Märtyrer in Persien. Heiliger (Fest: 28. 10.).

9) Thomas,
einer der zwölf Jünger und Apostel Jesu; zweifelte zuerst an der Auferstehung Jesu ("ungläubiger Thomas"); gilt als Apostel Indiens und in gnostischen Kreisen als Verfasser eines Thomasevangeliums. Heiliger (Fest: 3. 7.).

10) Bartholomäus, einer der 12 Apostel Jesu, der nach der Legende in Indien u. a. Ländern des Ostens missioniert hat und als Märtyrer gestorben sein soll; Heiliger; Fest: 24. 8.

11) Thaddäus,
Lebbäus, Jünger und Apostel Jesu; Judas.

12) Jakobus Bruder Jesu,
Apostel und Haupt der Gemeinde in Jerusalem. Er trug den Beinamen "der Gerechte". Jakobus gehörte zu den Vertretern eines strengen Judenchristentums. 62 n. Chr. ist Jakobus gesteinigt worden.

Jakobusbrief, Epistel des Neuen Testaments, nach der Tradition von Jakobus dem Jüngeren, dem Bruder Jesu, verfasst. Die Verfasserschaft ist umstritten.
 
 

Kapitel 2 - Zentrale Persönlichkeiten des Alten Testamentzeitalters

1) Abraham, der dem Stammvater Israels von Jahwe verliehene Ehrenname (1. Buch Mose 17); der erste der 3 Erzväter, wanderte nach dem Alten Testament von seinem Wohnsitz in Ur (Babylonien) oder Haran (Nordwestmesopotamien) nach Kanaan (1. Buch Mose 12-25).
(Abraham [hebräisch, "Vater der Menge", aus Abram, "hochwürdiger Vater"], männlicher Vorname; arabisch Ibrahim.)

2) Isaak, im Alten Testament Sohn Abrahams und Saras, einer der israelitischen Patriarchen, Vater Jakobs und Esaus.

3) Jakob,

im Alten Testament zweiter Sohn Isaaks; zählt zu den Patriarchen. Sein Beiname Israel, den er aufgrund seines Ringens am Jabbok erhielt (1. Buch Mose 32), dient im Alten Testament als Gesamtbezeichnung für die Glieder des 12-Stämme-Verbands, die sich damit als seine Nachkommen ausgeben.

4) Joseph
im Alten Testament Sohn des Patriarchen Jakob, von seinen Brüdern nach Ägypten verkauft, rettete das Land vor der Hungersnot, zog seine Familie nach und begründete damit den Aufenthalt Israels in Ägypten.

5) Mose
[ägyptisch], Moses,  im Alten Testament der Empfänger der Offenbarung Gottes (Jahwes) am Sinai, der Vermittler des Gesetzes (10 Gebote) und der von Gott beauftragte Führer des Volkes Israel beim Zug von Ägypten bis ins Ostjordanland (um 1225 v. Chr.). Die geschichtliche Überlieferung im Alten Testament ist weithin von alten Sagenstoffen durchsetzt. Die 5 Bücher Mose (Pentateuch) sind nach ihm benannt, aber nicht von ihm verfasst.

6) Josua,
Sohn des Nun, Nachfolger des Moses in der Führung der israelitischen Stämme nach Palästina. Das biblische Buch Josua berichtet über die Landnahme Israels; die Geschichtlichkeit des Berichts ist umstritten.

7) Samuel,
biblische Gestalt, im Alten Testament dargestellt 1. als Prophet, Seher oder Gottesmann (1. Buch Samuel 9; 10; 15; 19,18-24); 2. als Richter Israels, d. h. als Träger des obersten Amts der Rechtsprechung vor der Einführung des Königtums in Israel (1. Buch Samuel 7,15-17; 8,1-3; 12,1-5); 3. als ein wirkungsvoller Prediger, der die Philister durch ein Gotteswunder besiegte (1. Buch Samuel 7); 4. als Priestergehilfe am Zentralheiligtum des israelitischen Stämmeverbands, der Lade (1. Buch Samuel 1; 3); 5. als Initiator des Königtums in Israel (1. Buch Samuel 8-12; 13; 15; 16,1-13). Diese Häufung von verschiedenartigen Ämtern und Funktionen auf Samuel ist von der historisch-kritischen Forschung als das Ergebnis eines überlieferungsgeschichtlichen Wachstumsprozesses erkannt worden. Dass Samuel kurz vor dem Aufkommen des Königtums in Israel (ausgehendes 11. Jahrhundert v. Chr.) als Verfechter der Jahwe-Religion eine bedeutende Rolle gespielt hat, wird historisch wohl zutreffen. Wahrscheinlich hat Samuel auch am sakralen Akt der Königsproklamation Sauls mitgewirkt. - Nach Samuel als dem angeblichen Verfasser sind das 1. und 2. Buch Samuel des Alten Testaments benannt (historisch unhaltbare jüdische Tradition).

8) David,
 israelitischer König, * um 1040 v. Chr., † um 965/64 v. Chr.; Schwiegersohn und Nachfolger Sauls, zuerst Truppenführer unter Saul (Sage von David und Goliath), nach dem Tod Sauls König von Juda, später auch von Israel; unterwarf die Philister, eroberte Jerusalem und machte es zur Hauptstadt der durch Personalunion geeinten Reiche. Das von ihm gegründete Großreich umfasste Syrien und Palästina. Die sich an seine Dynastie knüpfenden messianischen Hoffnungen haben die jüdische Religion bis ins Neue Testament stark beeinflusst. David gilt als Verfasser vieler Psalmen.

9) Salomo
[hebräisch schelomo, von schanlôm, "Friede"], Salomon, König von Israel und Juda 965-926 v. Chr., Sohn Davids und der Bathseba; konnte das von seinem Vater geschaffene Großreich im Wesentlichen erhalten. Der Modernisierung der Verwaltung diente die Einteilung des Reichs in 12 Verwaltungsbezirke oder Gaue. Fronarbeit wurde nicht nur von den unterworfenen Völkern, sondern auch von den Israeliten verlangt, was zusammen mit den alten Spannungen zwischen den Nord- und Südstämmen den Anlass zur Reichsspaltung nach dem Tod Salomos (926 v. Chr.) gab. - Salomo erweiterte und befestigte Jerusalem und erbaute den Jerusalemer Tempel. Hand in Hand mit dem Ausbau der wirtschaftlichen und politischen Beziehungen zum Ausland ging die Öffnung gegenüber fremden Kulturen und Religionen. Von besonders nachhaltiger Wirkung war die Übernahme der altorientalischen Weisheit, die wahrscheinlich zu Recht Salomo zugeschrieben wird (Sprüche Salomos; Prediger Salomo und Weisheit Salomos).

Im Alten Testament spiegelt sich eine zwiespältige Haltung gegenüber der Regierung Salomos: einerseits Stolz auf Wohlstand, gesicherten Frieden und internationales Ansehen, andererseits offene Kritik an seiner Religionspolitik und versteckte Kritik an der brutalen Verfolgung der Gegner sowie an der Verpflichtung der Israeliten zum Frondienst.

10) Elias
[hebräisch, "Jahwe ist Gott"], Elia, alttestamentlicher Prophet, um 870 v. Chr., stand mit Elisa (Elisäus), seinem Schüler, als Bindeglied zwischen den frühisraelitischen Prophetenbruderschaften und den späteren Schriftpropheten, gewann im Frühjudentum als Vorläufer des Messias besondere Bedeutung.

11) Nehemia,
jüdischer Hofbeamter des persischen Königs Artaxerxes I., von ihm zweimal (445 und 430 v. Chr.) zur Organisation der jüdischen Kultgemeinde nach Jerusalem entsandt. Das Buch Nehemia stammt vom Verfasser der Chronikbücher, enthält aber u. a. eine Denkschrift Nehemias.

12) Hesekiel [-kiel], Ezechiel,
der letzte der sog. großen Propheten, der wahrscheinlich nur im Babylonischen Exil wirkte (593-571 v. Chr.).

13) Jesajas, Jesaja, Isaias,
einer der vier sog. großen Propheten im Alten Testament; wurde 735 v. Chr. oder 746 v. Chr. berufen und wirkte bis kurz nach 701 v. Chr.; griff stark in die politischen Ereignisse seiner Zeit ein, indem er sich warnend und beratend an die Könige von Juda wandte. - Vom Buch Jesajas gehen die Kapitel 1-39 auf Jesajas zurück; in Kapitel 40-55 ist das Buch eines zweiten Propheten angefügt, der um 550 v. Chr. am Ende des Exils in Babylonien wirkte (Deutero-Jesajas); er verkündete vor allem den Messias als König. Die Kapitel 56-66 enthalten die Sammlung von Worten eines anonymen Prophetenkreises (Trito-Jesajas) aus der Zeit um 530 v. Chr. nach der Rückkehr des Volkes aus dem Babylonischen Exil.

14) Jeremias,
Jeremia, einer der sog. großen Propheten des Alten Testamentes, * um 645 v. Chr.; wirkte in Jerusalem von rund 627 bis 585 v. Chr., verkündete den Untergang Judas als Strafgericht Gottes, deswegen während der Belagerung als Hochverräter gefangen gehalten. Nach der Eroberung Jerusalems durch die Babylonier von den Deportationen (597 und 587 v. Chr.) verschont, wurde Jeremias nach der Ermordung des mit ihm befreundeten Statthalters Gedalja nach Ägypten verschleppt.
Das Buch Jeremias bietet in seinen Sprüchen und Bekenntnissen den innigsten und persönlichsten Ausdruck prophetischer Frömmigkeit. - Die fünf sog. Klagelieder Jeremiä über den Untergang des jüdischen Staates und Jerusalems stammen nicht von Jeremias.

15) Daniel
[hebräisch, "Gott ist Richter"], Held der Erzählung des Buches Daniel (Kap. 1-6) und Seher der 4 Gesichte (Kap. 7-12); soll um 540 v. Chr. in Babylon gelebt und das Buch Daniel verfasst haben, das aber erst zwischen 170 und 164 v. Chr. entstanden ist.

3. Kapitel - Persönlichkeiten, die das Christentum repräsentieren

1) Paulus,
hebräisch Saulus,  Apostel, der bedeutendste Missionar des Urchristentums, * um 10 n. Chr. Tarsus in Kilikien, † um 64 als Märtyrer in Rom; aus jüdischer Familie, aber schon von Geburt an römischer Bürger. Wahrscheinlich in Jerusalem im Gesetz unterwiesen, war Paulus ein leidenschaftlicher Verfechter des jüdischen Gesetzes und verfolgte die Christen. Um 33-35 kam er, wohl aufgrund einer Vision (Damaskuserlebnis), zum christlichen Glauben. Unmittelbar nach seiner Bekehrung begann Paulus mit seiner Missionstätigkeit. Erste Station war das Gebiet südöstlich von Damaskus (Arabien). Nach zwei Jahren unternahm er eine Reise nach Jerusalem; eine mehrjährige Missionstätigkeit in Syrien und Kilikien folgte; 13 Jahre nach der 1. Jerusalemreise war Paulus mit Barnabas beim "Apostelkonvent" wieder in Jerusalem. Durch seine kompromisslose Verkündigung eines Evangeliums frei von Gesetzesbedingungen an die Adresse von Nichtjuden war Paulus in scharfen Gegensatz zum Judenchristentum der Urgemeinde gekommen. In Jerusalem gelang es Paulus, Petrus, den Herrnbruder Jakobus und die Gemeinde von der Richtigkeit seiner Botschaft und Haltung zu überzeugen und damit die Einheit des frühen Christentums zu bewahren. Zypern, Kleinasien, Syrien, Kilikien, Makedonien und Achaia sind weitere Stationen seiner Missionstätigkeit. Längere Zeit verbrachte er in Korinth und Ephesos. Zahlreiche Gemeinden aus Juden und Heiden waren das Ergebnis. Die letzte Phase seiner Wirksamkeit führte ihn wieder nach Jerusalem. Dort erfolgte seine Verhaftung durch die römischen Behörden. Prozesse in Jerusalem und Caesarea führten nach 2 Jahren zur Deportation nach Rom und zur Verurteilung. Dort erlitt er wahrscheinlich unter Nero den Märtyrertod.

Die Bedeutung des Paulus für Kirche und Christentum ist kaum zu überschätzen. Ihm ist es zu verdanken, dass die Übersetzung der Botschaft von Jesus, seinem Kreuz und seiner Auferstehung in Vorstellungs- und Denkformen des Hellenismus gelang. Die Traditionen aus Jerusalem, die er an vielen Stellen zitiert, sind für ihn nicht unveränderliche Norm. Norm ist das Evangelium von der die Verlorenheit des Menschen beendenden freien Gnade Gottes, die in Jesus offenbar geworden ist und den Menschen von Sünde, Gesetz und Tod (Römer 5 ff.) zur Liebe befreit, in der sich der Glaube bewährt. - Fest: 29. 6.

2) Calvin Caulvin, Cauvin,  Johannes,
Reformator der französischen Schweiz, * 10. 7. 1509 Noyon, Picardie, † 27. 5. 1564 Genf; Studien in Paris, Orléans und Bourges, nach Bekanntschaft mit reformatorischen Gedanken hatte er 1533 oder 1534 ein Bekehrungserlebnis und musste 1534 nach Basel auswandern. Auf einer Reise gewann ihn 1536 in Genf G. Farel als Helfer bei der Durchführung der Reformation. 1538 zusammen mit Farel verbannt, wandte sich Calvin nach Straßburg. 1541 kehrte er nach Genf zurück, schuf eine neue kirchliche Ordnung und Verfassung mit 4 Gemeindeämtern (Reformierte Kirche), wobei er besonders über die Kirchenzucht wachte. Entscheidender Ausgangspunkt seiner Theologie ist das Bekenntnis zur Allmacht Gottes, dem in unbedingtem Gehorsam die Ehre gegeben werden muss. Daraus ergibt sich Calvins Lehre von der doppelten Prädestination. In der Abendmahlslehre, in der er die Gegenwart Christi im Geist vertrat, unterscheidet er sich von H. Zwingli und M. Luther.
Calvinismus,
durch Persönlichkeit und Lehre J. Calvins geprägte Form reformatorischen Christentums; fasst die Vielzahl reformierter Kirchen zusammen, die schon zu Lebzeiten Calvins in zahlreichen europäischen Gebieten entstanden (Schweiz, Frankreich, Niederlande, England u. a.); auch Puritaner, Presbyterianer. Unter den - nicht allen reformierten Kirchen gemeinsamen - Bekenntnisschriften besitzen die Confessio Helvetica posterior und der Heidelberger Katechismus besonderen Rang. Theologisch betont der Calvinismus die Ehre Gottes, für die sich der Christ aus Dankbarkeit unermüdlich in der Welt einsetzt.

3) Luther  Martin,
deutscher Reformator, * 10. 11. 1483 Eisleben, † 18. 2. 1546 Eisleben; Sohn des Bergmanns Hans Luther, trat infolge eines bei einem heftigen Gewitter abgelegten Gelübdes am 17. 7. 1505 in den Orden der Augustiner-Eremiten zu Erfurt ein, wo er 1507 zum Priester geweiht wurde. 1512 wurde er in Wittenberg zum Doktor der Theologie promoviert. Seine erste Vorlesung über die Psalmen hielt Luther 1513-1515, 1515/16 folgten Vorlesungen über den Römerbrief und 1516-1518 über Galater- und Hebräerbrief.

Die Verkündigung des Ablasses zugunsten des Neubaus der Peterskirche in Rom durch den Dominikaner J. Tetzel in marktschreierischer Weise rief bei Luther Widerspruch hervor. Luther formulierte seine Bedenken in 95 Thesen  , die er am 31. 10. 1517 zum Zweck einer Disputation mit Gelehrten in Wittenberg anschlagen ließ und dem Mainzer Erzbischof und dem Bischof von Brandenburg zusandte mit der Aufforderung zu einer schriftlichen Gegenäußerung. Luthers Thesen fanden, ihm selbst unerwartet, eine ungeahnt weite Verbreitung. Schon 1518 erhoben der Erzbischof von Mainz und die Dominikaner Klage in Rom. Im Verhör durch den Kardinallegaten T. Cajetan de Vio im Oktober 1518 zu Augsburg lehnte Luther einen Widerruf ab. Auf der Leipziger Disputation im Juli 1519 zwischen J. Eck und A. Karlstadt lehnte Luther die Irrtumslosigkeit der allgemeinen Konzilien ab. Aus seiner Rechtfertigungsverkündigung ergab sich notwendig die Kritik am Papsttum, das sich nach Luthers Auffassung über den klaren Wortlaut der Schrift hinwegsetzte. Die Bulle "Exsurge Domine" vom 15. 6. 1520 forderte seine Unterwerfung. Luther antwortete mit der Veröffentlichung seiner 3 großen Programmschriften "An den christlichen Adel deutscher Nation von des christlichen Standes Besserung" (August 1520), "Von der babylonischen Gefangenschaft der Kirche" (Oktober 1520) und "Von der Freiheit eines Christenmenschen" (November 1520), durch die er den größten Teil des deutschen Volkes für sich gewann. Die päpstliche Bulle seiner Verurteilung übergab er am 10. 12. 1520 feierlich der Verbrennung.

Am 3. 1. 1521 wurde Luther von Papst Leo X. exkommuniziert. Auf dem Reichstag zu Worms im April 1521 lehnte Luther den Widerruf und die stumme Unterwerfung unter ein allgemeines Konzil ab; Kaiser Karl V. verhängte darauf über Luther die Reichsacht. Kurfürst Friedrich der Weise von Sachsen ließ Luther nach einem Scheinüberfall auf die Wartburg bringen, wo die Übersetzung des Neuen Testaments entstand, die 1522 im Druck erschien und 1534 durch die Übersetzung des Alten Testaments ergänzt wurde. Während des Wartburgaufenthalts hatten sich vielerorts lutherische Gemeinden gebildet. Seine Schrift gegen die Mönchgelübde bewog zahlreiche Mönche und Nonnen, die Klöster zu verlassen. Die 1524/25 allenthalben im Reich ausbrechenden Bauernaufstände beriefen sich vielfach auf Luthers Lehren, doch die verübten Gräuel veranlassten ihn nach anfänglichem Verständnis für die Anliegen der unter Rechtsunsicherheit leidenden Bauern, die Fürsten "wider die räuberischen und mörderischen Rotten der Bauern" aufzurufen. Am 13. 6. 1525 heiratete Luther die ehemalige Zisterziensernonne Katharina von Bora.

Der Gegensatz zu H. Zwingli und den Wiedertäufern trat nun schärfer hervor. Das Marburger Religionsgespräch (1529) mit Zwingli führte nur zu teilweiser Übereinstimmung, weil Luther an der wirklichen Gegenwart Christi im Abendmahl festhielt. Zur Belehrung für das Volk verfasste Luther 1529 den "Kleinen Katechismus", für die Pfarrer den "Großen Katechismus". Auf dem Augsburger Reichstag 1530 legten mehrere evangelische Reichsstände ihre hauptsächlich von Melanchthon verfasste Bekenntnisschrift ("Confessio Augustana", "Augsburger Bekenntnis") vor. 1539 legte er in der Schrift "Von den Conciliis und Kirchen" seinen Kirchenbegriff dar. Er leugnete nicht die Heilsmöglichkeit für den römisch-katholischen Christen innerhalb einer vom Papst geleiteten Kirche, zeigte aber den Ursprung der Kirche in Wort und Sakrament, ohne menschliche Zusätze, auf. In seinen letzten Lebensjahren widmete sich Luther dem Ausbau seiner Gemeinden. Luthers Schriften und Bibelübersetzungen haben zur Verbreitung und Durchsetzung einer allgemeinen deutschen Hochsprache wesentlich beigetragen. Seine Sprache war geprägt vom Stil der meißnischen Kanzleien und der mittelalterlichen Prosaliteratur.

Luthers Theologie hat ihr Zentrum in der Rechtfertigungsverkündigung, die christozentrisch interpretiert werden muss. In seiner genialen Bibelauslegung ist ein Reichtum theologischer Neuansätze angelegt, der sich schlecht in ein System einfangen lässt. In unerbittlichem Ringen um die Wahrheit der Offenbarung Gottes in Christus bereitete Luther auch der neuzeitlichen Problematik (Welt- und Menschenbild) die Bahn. Im politischen und sozialethischen Bereich keineswegs prinzipiell konservativ, ordnete sich Luther doch dem Rahmen des 16. Jahrhunderts in mancher Hinsicht ein (Dreiständelehre). Er verstand sich als Lehrer der Heiligen Schrift, nicht als Reformator der Kirche oder des Staats im Rahmen der damaligen Gesellschaftsordnung.

4) Wesley [-li], John,
englischer Kirchenstifter, * 17. 6. 1703 Epworth, Lincolnshire, † 2. 3. 1791 London; begann nach seiner 1738 in London unter dem Einfluss der Herrnhuter Brüdergemeine erfolgten Bekehrung Predigt- und Seelsorgetätigkeit (der sich sein Bruder Charles Wesley, * 1707, † 1788, anschloss) und gründete Gemeinschaften innerhalb der anglikanischen Kirche, aus denen die Erweckungsbewegung der Methodisten hervorging.

5) Augustinus,  Aurelius,
Kirchenlehrer und Heiliger, * 13. 11. 354 Tagaste, Numidien, † 28. 8. 430 Hippo; zunächst Rhetor in Karthago, Rom und Mailand, wo er unter dem Einfluss des Ambrosius und seiner christlichen Mutter Monika Christ wurde (387 getauft), nachdem er zuvor den Manichäismus und die neuplatonische Skepsis innerlich überwunden hatte; Rückkehr nach Nordafrika 388; 395 Bischof von Hippo. Hauptwerke: "Confessiones" ("Bekenntnisse", Biografie seines inneren Werdegangs); "De trinitate" ("Über die Dreieinigkeit"); "De civitate Dei" ("Vom Gottesstaat"); "Enchiridion".

Als Theologe war Augustinus richtungweisend für die Trinitäts-, Gnaden- und Kirchenlehre (Kampf gegen Pelagius), für die theologische Schau der Geschichte, für die Stellung der Kirche zum Staat und für die Entwicklung des westlichen Mönchtums. Durch seine zahlreichen Schriften beeinflusste er die christliche Theologie bis in die Gegenwart. Fest: 28.8

6) Polykarp
der ersten Hälfte des 2. Jahrhunderts Bischof von Smyrna, gilt als Schüler des Apostels Johannes. Er stand in Verbindung mit bekannten Leuten wie Ignatius von Antiochien, mit dem er 116 zusammentraf und von dem er Briefe empfing. Irenäus von Lyon war sein Schüler. Er vertrat die Kirchen Kleinasiens auf Zusammenkünften mit dem römischen Bischof Anicetus, wobei ergebnislos über den Zeitpunkt des Osterfestes verhandelt wurde.
Zeitgenossen sahen in Polykarp "einen Fels in der Brandung", einen glaubensfesten Mann, wie er in den damals unruhigen Zeiten gebraucht wurde. Deshalb zählt er zu den Apostolischen Vätern, den Säulen der Kirchengeschichte. Sein Hauptanliegen war, die junge Gemeinde mit all ihren suchenden, auch auseinander strebenden Tendenzen zusammenzuhalten und zu einen. Er ermutigte seine Gemeinde, am Glauben festzuhalten auch um den Preis eines Martyriums.
Diesen Preis musste Polykarp selbst zahlen: auf Verlangen der Menge wurde er im Circus vorgeführt und ihm der Prozess gemacht. Der Proconsul weigerte sich, Polycarp von Tieren zerfleischen zu lassen, weil dieser Programmpunkt bereits beendet sei, aber er erlaubte, Polycarp zu verbrennen. Das Volk nahm dies umgehend in die Hand; inmitten der johlenden Menge wurde er auf einem Scheiterhaufen verbrannt. Als die Flammen ihn nicht töten können, wurde mit einem Dolch nachgeholfen.
Christen bestatteten Polykarp und begingen von da an den Gedenktag an seinem Grab.
 

7) Tertullian, Quintus Septimius Florens,
Gedenktag evangelisch: 26. April
Name bedeutet: der dreimal im Gewölbe
des römischen Stattsgefängnisses war (latein.)
Theologe
* um 160 in Karthago beim heutigen Tunis
+ nach 220 daselbst
Quintus Septimius Florens wurde als Sohn eines römischen Offiziers geboren und war nach seiner Ausbildung als Rechtsanwalt tätig. Zwischen 190 und 195 trat er zum Christentum über. 197 kehrte er von Rom nach Karthago zurück und wurde Presbyter der Kirche. Er schloss sich dem Montanismus an, der strenge ethische Regeln und Askese lehrte, und stieg bis um 207 zu einem seiner führenden Vertreter auf.
Tertullian verfasste zahlreiche theologische Abhandlungen zur Verteidigung das Christentums, dabei bekämpfte er das Heidentum ebenso wie die Gnosis. Er vertrat einen rigorosen ethischen Standpunkt und setzte sich für strenge Kirchendisziplin ein. Tertullian übte nachhaltigen Einfluss auf die späteren Kirchenväter aus, insbesondere auf Cyprianus. Viele seiner Werke wurden in die Sammlung der Schriften der Kirchenväter aufgenommen. Mehr als 30 seiner Werke sind erhalten geblieben. Das bedeutendste, "Apologeticus", schrieb er um 197.
Tertullian war der erste Lehrer der Kirche, der auf lateinisch schrieb. Seine Begriffe prägten die Kirchensprache, so das von ihm eingeführte Wort "trinitas" für die Dreieinigkeit Gottes. Als erster formulierte er eine Theologie, die prägend für die Auffassungen der Frühkirche wurden. Er äußerte sich zur Christologie, zu den Sakramenten und zum Wesen der Trinität. Da ihm keine Vorbilder zur Verfügung standen, entwickelte er eine Terminologie, die er aus vielen Quellen ableitete, insbesondere aus dem Griechischen und der römischen Rechtssprache.
 

8) Origenes,
altchristlicher Kirchenschriftsteller, * um 185 Alexandria, † 253/54 Tyrus; Haupt der alexandrinischen Katechetenschule (bis 231), etwa seit 232 in Caesarea, wo er wiederum eine Schule gründete; hier unter Decius gefoltert. Origenes beeinflusste stark Theologie und Frömmigkeit (Mönchtum), bemühte sich als Erster um einen wissenschaftlich geklärten Bibeltext in seiner Hexapla, in der in 6 Spalten synoptisch hebräische und griechische Texte zusammengestellt sind, und stellte der Gnosis das erste christliche Lehrsystem gegenüber; Hauptwerk: "Von den ersten Dingen" (lateinisch "De principiis"). Bekannt ist seine Lehre von der Wiederherstellung aller Dinge (Apokatastasis), nach der das "Weltende" nur ein vorläufiger Abschluss ist (Leugnung der Ewigkeit der Hölle). Im 4. und 6. Jahrhundert kam es zu den sog. Origenistischen Streitigkeiten, die 553 mit der Verurteilung des Origenismus endeten.

9) Konstantin I., Konstantin der Große,
 Flavius Valerius Constantinus, römischer Kaiser 306-337, * nach 280 Naissus, † 22. 5. 337 Nikomedia; Sohn des Constantius Chlorus und der Christin Flavia Helena, 306 vom Heer zum Kaiser ausgerufen; 307 von Maximian, dem ehemaligen Mitkaiser des Diocletian, im Kampf gegen den Augustus von Italien, Maxentius, zum Augustus erhoben. Der Sieg über Maxentius an der Milvischen Brücke bei Rom 312 machte Konstantin zum Herrscher über den Westteil des Reichs. In bewusster Anlehnung an Augustus ließ Konstantin den Konstantinsbogen (Rom) errichten (312-315). Mit Licinius, dem Herrscher des Ostens, einigte sich Konstantin 313 in Mailand (Mailänder Edikt) auf ein religionspolitisches Programm, das dem Christentum wie den heidnischen Kulten Religionsfreiheit zusicherte. Zwischen Konstantin und Licinius kam es zu Konflikten. Nach zwei Siegen 324 über Licinius war Konstantin Alleinherrscher und kehrte durch Ernennung seiner Söhne zu Caesaren zur Erbmonarchie zurück. Das Reich wurde gegen die die Grenzen bedrohenden germanischen Franken (328) und Goten (332) gesichert, indem man diese als Verbündete ins Heer eintreten und den Grenzschutz übernehmen ließ. Trotzdem konnte Konstantin die ständige Bedrohung der Grenzen nicht beseitigen (335 Aufgabe des obergermanisch-rätischen Limes). Innenpolitisch führte er die Verfassung, Verwaltung und Verteidigung nach den Richtlinien Diocletians weiter, verstärkte den Absolutismus mit strengem Hofzeremoniell und Betonung der Heiligkeit des Kaisers, untersagte aber die Darbringung von Opfern. Er errichtete einen betont militärisch organisierten Beamtenstaat. 321 führte Konstantin offiziell den Sonntag (dies solis) ein, ab 330 eröffnete er den Kampf gegen das Heidentum unter Schonung Roms und dessen heidnischer Tradition (Kaiserkult). Zur Beilegung innerkirchlicher Streitigkeiten über die Natur Christi berief Konstantin 325 das Konzil von Nicäa. Konstantin förderte die Bautätigkeit u. a. in Rom (Peterskirche), Palästina (Grabeskirche in Jerusalem), Trier und Byzanz. Rom trat als Hauptstadt zurück, und 330 wurde Byzanz unter dem Namen Konstantinopel zur neuen Hauptstadt des Reiches erhoben. Trotz seiner Bemühungen um die Kirche ließ sich Konstantin erst kurz vor seinem Tod taufen.

10) Athanasius,
 griechischer Kirchenlehrer, Patriarch von Alexandria, Heiliger, * 295 Alexandria, † 2. 5. 373 Alexandria; Hauptverteidiger der Wesensgleichheit Christi mit dem Vater gegen die Arianer und der Lehre von den zwei Naturen (göttlich und menschlich) in Christus; trug zur Verbreitung der Mönchsidee im Abendland bei. Fest: 2. 5.
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ATHANASIUS der Große, Bischof von Alexandrien, der »Vater der Orthodoxie«, * um 295 in Alexandrien, † daselbst 2.5. 373. - A. wurde 319 Diakon und Sekretär des Bischofs Alexander von Alexandrien, den er 325 nach Nicäa in Bithynien zur ersten ökumenischen Synode (s. Arius) begleitete. Am 17.4. 328 starb Alexander. A. wurde einstimmig zu seinem Nachfolger gewählt und empfing am 8.6. 328 die Bischofsweihe. Er war der hervorragendste Theologe des Nicänums, der Führer der kirchlichen Orthodoxie im Kampf um die Geltung des Nicänums. Sein eigener Einfluß in Nicäa ist von der Nachwelt überschätzt worden. An den synodalen Beratungen der Bischöfe hat A. nicht teilgenommen, wohl aber in außersynodalen Debatten »freimütig gegen die Arianer polemisiert«. Seine antiarianischen Hauptschriften sind mindestens 13 bis 14 Jahre jünger als das Nicänum. Mit allem Nachdruck betonte A. die ewige Zeugung des Logos. Bis zu seiner zweiten Verbannung (339) verwandte er mit Vorliebe die Termini »dem Wesen nach ähnlich« und »ähnlich in jeder Beziehung«. Später wurde seine Terminologie eine andere und er ein entschiedener Verfechter der nicänischen Formel »dem Vater wesenseins«. Sein Anliegen war es, die Gottheit Christi gegen alle Irrlehren zu verteidigen. An dem philosophischen Logosbegriff hatte A. kein Interesse; ihm ging es vielmehr um die Verbindung von Christologie und Erlösungslehre. Ein Geschöpf oder Halbgott kann uns nicht erlösen; darum bekämpfte er den Arianismus. Nur der Logos, der wesentlich Gott ist, kann die Unvergänglichkeit in die der Vergänglichkeit verfallene Menschheit bringen. Nur die volle Gottheit Christi verbürgt uns die Erlösung, die in der Erlangung des göttlichen Wesens, in der Vergottung des Menschen besteht: »Er wurde Mensch, damit wir vergottet würden.« Durchdrungen von der Heilsbedeutung des nicänischen Glaubens, hat A. für das Bekenntnis zur Wesenseinheit des Sohnes mit dem Vater gekämpft und gelitten. Eusebius von Nikomedien bemühte sich um die kirchliche Rehabilitation seines Freundes Arius und erreichte, daß der Kaiser A. aufforderte, Arius wieder in sein Amt als Presbyter in Alexandrien einzusetzen. Da sich aber A. weigerte, wurde Eusebius sein Todfeind. Die Gegner des A. verbanden sich mit den Anhängern des Meletius von Lykopolis, die verleumderische Anklagen lieferten, so daß Konstantin I. A. 331 zum Verhör nach Nikomedien lud. A. konnte sich glänzend rechtfertigen, so daß ihm der Kaiser ein Schreiben an die Alexandriner mitgab, in dem er ihm sein Wohlwollen bezeugte. Als A. auf Grund neuer Beschuldigungen und Verleumdungen 334 vor eine Synode nach Cäsarea geladen wurde, reiste er nicht dorthin, sondern überzeugte Konstantin I. brieflich von der Grundlosigkeit der Anklagen. Aber seine Gegner ruhten nicht. Sie redeten dem Kaiser ein, A. sei der Störenfried und müsse darum beseitigt werden. So willigte Konstantin I. ein, daß auf einer Synode gegen A. verhandelt würde, bevor man in Jerusalem zur Einweihung der Grabeskirche zusammenkäme, und forderte A. auf, vor der Synode zu Tyrus zu erscheinen, falls er nicht mit Gewalt herbeigeholt werden wolle. A. reiste am 11.7. 335 aus Alexandrien zur Synode nach Tyrus ab. Die Meletianer waren seine Kläger, die Eusebianer seine Richter. Da die Verhandlungen der Synode für A. ungünstig verliefen, verließ er heimlich Tyrus und reiste nach Konstantinopel, damit der Kaiser ihm sein Recht verschaffe. Die Synodalen begaben sich von Tyrus nach Jerusalem, wo sie ihre Beratungen fortsetzten und die Wiederaufnahme des Arius in die Kirchengemeinschaft beschlossen. A. traf am 30.10. in Konstantinopel ein und erreichte von Konstantin I., daß die Synodalen an den Hof geladen wurden. Eusebius von Nikomedien, Eusebius von Cäsarea, Theognos von Nicäa, Patrophilus von Skythopolis und die Führer der abendländischen Arianer Ursacius von Singinduum (jetzt: Belgrad) in Mösien und Valens von Mursa in Pannonien leisteten der Vorladung Folge. Sie klagten A. politischer Umtriebe an und erreichten, daß Konstantin I. ihn ohne Verhör Ende 335 nach Trier verbannte. Der Kaiser starb am 22.5. 337, und alle Verbannten wurden zurückgerufen. A. zog am 23. 11. 337 in Alexandrien wieder ein. Die drei Söhne Konstantins I. teilten das Reich so unter sich, daß Konstantius den Orient, Konstantin II. Gallien, Britannien und Spanien und Konstans Italien, Illyrien und Afrika erhielt. Eusebius von Nikomedien erneuerte seine Bemühungen, A. zu stürzen, und gewann Konstantius für seine antinicänische Kirchenpolitik. Anfang 339 wurde A. auf einer Synode zu Antiochien abgesetzt und der Kappadozier Gregor zum Bischof von Alexandrien geweiht. Am 18.3. erschien der Exarch von Ägypten in Alexandrien und gab bekannt, daß laut kaiserlichem Erlaß Gregor zum Nachfolger des A. bestellt sei. In der darauffolgenden Nacht wurde A. verfolgt und flüchtete, während die Kirche des Theonas brannte. Vier Tage später zog Gregor unter militärischem Schutz in Alexandrien ein. Die Unruhen und Parteikämpfe dauerten an. Als A. in der außerhalb der Stadt gelegenen Nachbarkirche seines Lebens nicht mehr sicher war, reiste er nach Rom. Einige Zeit später trafen dort auch andere verbannte Nicäner ein, u. a. Marcellus von Ancyra. Das Abendland wurde dadurch in den Arianischen Streit hineingezogen und stellte sich entschlossen auf die Seite des A. Die Herbst 340 von Julius I. einberufene römische Synode sprach A. und Marcellus von allen gegen sie erhobenen Beschuldigungen frei und erklärte ihre Absetzung für rechtswidrig. Im Auftrag der Synode teilte der Papst den Orientalen das mit. Anläßlich der Einweihung der von Konstantin I. begonnenen und von Konstantius vollendeten sog. goldenen Basilika in Antiochien tagte dort Sommer 341 eine Synode, die die Lehre des Marcellus verurteilte und das Nicänum durch drei verschiedene Formeln ersetzte, die sowohl das »mit dem Vater wesenseins« als auch die arianischen Schlagworte vermieden. Auf einer neuen Synode Herbst 341 einigte man sich auf eine 4. antiochenische Formel. Konstantin II. fiel 340 im Kampf gegen Konstans, der nun das ganze Abendland beherrschte. Er beschied Spätherbst 342 A. zu sich nach Mailand und teilte ihm mit, er habe auf Bitten einiger Bischöfe bei seinem Bruder die Einberufung einer Reichssynode angeregt. A. blieb in Mailand, bis Konstans nach seinem britischen Feldzug ihn Sommer 343 nach Trier kommen ließ. Von dort reiste A. mit Hosius von Corduba nach Sardica oder Serdica, dem heutigen Sofia, wo Spätherbst 343 (oder 342?) die Synode zusammentrat. Die etwa 80 orientalischen Eusebianer verlangten von den etwa 90 bis 100 abendländischen Bischöfen und den zu ihnen haltenden homousianischen Orientalen den Ausschluß der anwesenden gebannten Bischöfe A., Marcellus von Ancyra und Asklepas von Gaza. Als das abgelehnt wurde, zogen sich die Eusebianer zu einer Sondersynode zurück. Die Mehrheitssynode erklärte nach erneuter Untersuchung A., Marcellus und Asklepas für unschuldig und ihre Nachfolger für Eindringlinge. Jede Partei verhängte über die andere den Bann. Damit war die Kirchengemeinschaft zwischen dem Morgen- und dem Abendland aufgehoben. Der Versuch des Konstantius, die Synodalbeschlüsse der Eusebianer im Osten mit Gewalt durchzuführen, kam durch die steigende Bedrängnis des Perserkrieges zum Stillstand. Gregor von Alexandrien starb am 26.6. 345. Nun erlaubte Konstantius A. die Rückkehr aus der Verbannung. Am 22.10. 346 traf er in Alexandrien ein. Durch den Tod seines Bruders Konstans, der 350 auf der Flucht vor dem Usurpator Magnentius in Elno am Fuß der Pyrenäen ermordet wurde, bzw. durch die siegreiche Schlacht bei Mursa in Pannonien im September 351 und den Selbstmord des Magnentius und seines Bruders im August 353 wurde Konstantius Alleinherrscher. Die Eusebianer stellten 351 auf der 2. Synode zu Sirmium in Pannonien ein allgemein gehaltenes Glaubensbekenntnis auf, das das Nicänum verdrängen sollte, die sog. 1. sirmische Formel, die mit dem Symbol der Synode zu Antiochien von 341 übereinstimmt. Unter dem Einfluß der Hofbischöfe Ursacius und Valens wurde des Kaisers arianische Politik aggressiv. Auf der Synode zu Arles 353 und besonders auf der zu Mailand 355, die von mehr als 300 aus dem Westen, aber nur von wenigen aus dem Osten besucht wurde, verlangte Konstantius vom abendländischen Episkopat die Verurteilung des A. und die Preisgabe des Nicänums, die Anerkennung der 1. sirmischen Formel von 351 und somit Kirchengemeinschaft mit den Orientalen. Der Kaiser setzte sich durch. Wer sich weigerte, diesen Forderungen zuzustimmen, wurde verbannt. So wanderten Eusebius von Vercelli, Lucifer von Calaris, Dionysius von Mailand, Liberius von Rom, Hilarius von Poitiers und Paulinus von Trier in die Verbannung. Nun galt es, A. zu verdrängen. Sommer 355 traf in Alexandrien ein Beamter der Reichskanzlei ein, der aber nach vier Monaten die Stadt verließ, weil er sah, wie treu die Bevölkerung zu ihrem Bischof stand, und darum nichts gegen ihn zu unternehmen wagte. Dem Chef der Militärverwaltung in Ägypten, der im Januar 356 in Alexandrien erschien, erklärte A., er werde nur einem schriftlichen Ausweisungsbefehl Folge leisten. Am 9.2. 356 drang während des nächtlichen Gottesdienstes Militär in die Kirche des Theonas ein; es kam zu Tumult und Blutvergießen. A. konnte im Gedränge der Verhaftung entrinnen und floh zu den Mönchen der ägyptischen Wüste. Am 24.2. 357 zog der Kappadozier Georg als Nachfolger des A. in Alexandrien ein. Die Einheit unter den Gegnern des Nicänums war nur eine scheinbare. Das zeigte sich bald nach ihrem Sieg. Sie spalteten sich in drei Parteien: 1. die radikalen Arianer unter Führung des Aëtius und des Eunomius, die man nach ihren Stichworten Exukontianer, Anhomöer und Heterusiasten nannte; 2. die Homöusianer, ein großer Teil der origenistischen Mittelpartei unter Führung des Basilius von Ancyra, der 358 auf der Synode zu Ancyra die Formel aufstellte, der Sohn sei »dem Vater ähnlich dem Wesen nach«; 3. die Homöer, die Hofpartei unter Ursacius und Valens, die 357 auf der 3. Synode zu Sirmium in der sog. 2. sirmischen Formel die »unbiblischen Ausdrücke« »wesenseins« und »wesensgleich« mied und an der Unterordnung des Sohnes unter den Vater festhielt. Mai 359 kam es auf der 5. Synode zu Sirmium in Gegenwart des Kaisers zu einer Verständigung zwischen den Homöern und den Homöusianern auf Grund der sog. 4. sirmischen Formel, die den Sohn als »dem Vater ähnlich entsprechend der Heiligen Schrift« bezeichnete und am Schluß wiederholte: »dem Vater ähnlich in jeder Hinsicht«. Konstantius berief 359 zwei getrennte Synoden, die eine nach Rimini (Ariminum) in Italien für den Westen, die andere nach Seleucia in Isaurien für den Osten. Jede Synode sollte für sich ohne Rücksicht auf die andere verhandeln und dann je 10 Abgeordnete nach Konstantinopel an den Hof schicken, damit sich dort der Westen und der Osten verständige. Mai 359 trat die abendländische Synode zusammen. Anwesend waren 300 bis 400 Bischöfe, darunter etwa 80 Arianer. Die Mehrheit erklärte sich für das Nicänum und belegte am 21.7. Valens und Ursacius mit dem Bann, sandte 10 Abgeordnete an den Kaiser und bat, nach Hause zurückkehren zu dürfen. Auch die Gegenpartei schickte ihre Legaten nach Konstantinopel. Konstantius teilte der Synode mit, daß die Abgeordneten in Adrianopel auf ihn warten müßten, weil er »kriegerischer Unternehmungen wegen« sie jetzt nicht empfangen könnte. Den Synodalen, die ihre Bitte um Entlassung wiederholten, gebot der Kaiser, in Rimini zu bleiben. Inzwischen verständigten sich die Abgeordneten der Mehrheit mit denen der Minderheit und nahmen bei Verhandlungen zu Nice in Thrazien am 10.10. die von Valens veränderte 4. sirmische Formel an: das »in jeder Hinsicht« ist gestrichen. Nach ihrer Rückkehr erkannte die Mehrheit in Rimini die Formel an und bat den Kaiser um Auflösung der Synode. Da aber noch etwa 20 ihre Zustimmung zu dieser Formel verweigerten, mußten alle bleiben, bis schließlich im Dezember auch die letzten nachgaben. Valens reiste mit den Abgeordneten der geeinten Synode nach Konstantinopel zum Kaiser. Im September 359 begann in Seleucia die Synode für den Osten. Die Homöusianer bildeten die Mehrheit. Acacius von Cäsarea, der Führer der Minderheit, legte eine Formel vor, die mit der 4. sirmischen Formel inhaltlich übereinstimmte, nur das »unähnlich« verurteilte und das »in jeder Hinsicht« strich. Die Synode spaltete sich. Die Homöusianer verhandelten unter sich weiter, setzten Acacius und andere Hauptvertreter der Gegenpartei ab und sandten gemäß der kaiserlichen Weisung 10 Abgeordnete nach Konstantinopel. Dort warteten schon die Vertreter der Acacianer auf sie. Der Kampf der Parteien wurde fortgesetzt. Die Homöusianer erreichten die Verurteilung des Aëtius. Mit den Acacianern verbündeten sich Valens und die Abgeordneten der Synode von Rimini, die im Dezember in Konstantinopel eintrafen. Unter dem Druck des Kaisers nahmen auch die Abgeordneten von Seleucia am 31.12. 359 die Formel von Nice an, und Acacius feierte 360 mit seinen Anhängern auf der Synode zu Konstantinopel den Sieg der Homöer. Am 3.11. 361 starb Konstantius, und mit dem Regierungsantritt des Kaisers Julian begann der letzte Abschnitt des Arianischen Streites (361-381). Alle Verbannten durften zurückkehren. A. traf am 21.2. 362 in Alexandrien ein und konnte sofort seinen Bischofssitz wieder einnehmen, weil der Gegenbischof Georg in einem Volksaufstand am 30.11. 361 eingekerkert und am 24.12. ermordet worden war. A. erstrebte den Zusammenschluß aller Gegner des Arianismus und verlangte darum 362 auf der Synode zu Alexandrien nur die allgemeine Anerkennung des Nicänums, während er die spezielle Auslegung dem einzelnen unter Ausschluß des Arianismus überließ. Es kam zu einer bedeutsamen Annäherung der beiden Gruppen, der Homöusianer und der Homousianer, der »Altnicäner«. So entstand die dogmatische Richtung der »Neuorthodoxie« oder der »Jungnicäner«. Das altnicänische »wesenseins« wurde neunicänisch als »wesensgleich« verstanden. Um eine weitere Einigung der Alt- und Jungnicäner waren die »drei großen Kappadozier« Basilius der Große, Gregor von Nazianz und Gregor von Nyssa bemüht. Nach kurzer Wirksamkeit wurde A. von Julian des Landes verwiesen. Am 24.10. 362 verließ er Alexandrien und begab sich nach der Thebais. Als ihn die Kunde von Julians Tod († 26.6. 363) erreichte, reiste A. zum Kaiser Jovian, der ihn in Antiochien ehrenvoll aufnahm, und traf am 20.2. 364 in Alexandrien ein. Nach Jovian († 17.2. 364) regierte im Westen Valentinian I. (364-375), im Osten sein arianischgesinnter Bruder Valens (364 bis 378). Die homöusianische Synode zu Lampsacus im Herbst 364 erklärte die Beschlüsse der Synode zu Konstantinopel von 360 für ungültig und die bald nach jener Synode durch die Homöer erfolgte Absetzung der homöusianischen Bischöfe für unrechtmäßig. Valens gebot Frühjahr 365, alle unter Konstantius abgesetzten Bischöfe, die unter Julian ihre Sitze wieder eingenommen hätten, wiederum zu verjagen. A. floh am 5.10. 365 heimlich aus der Stadt nach der »Villa am neuen Fluß« in der Nähe von Alexandrien, bevor die vom Präfekten erbetene kaiserliche Entscheidung eintraf, ob auch A. unter dieses Edikt falle. Auf kaiserlichen Befehl wurde er am 1.2. 366 wieder in sein Amt eingesetzt und blieb die letzten 7 Jahre seines Lebens unangefochten. A. hat das Ende des Arianischen Streites nicht mehr miterlebt, aber den endgültigen Sieg der nicänischen Theologie kommen sehen. Er wurde herbeigeführt durch das Religionsedikt von Thessalonich vom 28.2. 380, das alle römischen Untertanen zur Annahme des Christentums verpflichtete und das von Damasus I. von Rom und Petrus II. von Alexandrien vertretene Bekenntnis für alleinberechtigt erklärte. Es wurde von Theodosius I. erlassen und als Reichsgesetz auch von Gratian und Valentinian II. unterzeichnet. Die »zweite ökumenische« Synode zu Konstantinopel beendete 381 im Osten den Arianischen Streit. Sie bestätigte das Nicänum und erkannte die jungnicänische Trinitätslehre an. Im weströmischen Reich fand der Arianische Streit 388 sein Ende durch den Tod der Justina, der Mutter Valentinians II., gegen deren Versuch, das homöische Bekenntnis zu erneuern, Ambrosius erfolgreichen Widerstand leistete. Bei den ostgermanischen Stämmen, zu denen das Christentum durch die arianischen Westgoten und ihren Bischof Wulfila (Ulfilas) gelangte, hielt sich der Arianismus bis ins 7. Jahrhundert. - A. entfaltete eine reiche schriftstellerische Tätigkeit, um den nicänischen Glauben zu verteidigen und den Arianismus zu bekämpfen. Seine Streitschriften sind wichtige Quellen für die Erforschung des Arianischen Streites und der neualexandrinischen Theologie. Als Freund und Förderer des Mönchtums warb A. mit seinem »Leben des Antonius« erfolgreich für das mönchische Ideal. Seine Osterbriefe fanden weit über seinen Sprengel hinaus Verbreitung. - Fest: 2. Mai.
 

11) Benedikt von Nursia,
BENEDIKT von Nursia, Gründer des Klosters Monte Cassino, Verfasser der »Regula Benedicti«, Heiliger, um 480 in Nursia (Norcia) in Umbrien, † um 547 in Monte Cassino. - B. erhielt seine Erziehung und Schulbildung in Rom, beschloß aber mit 14 Jahren, dem sittenlosen Treiben seiner Umgebung zu entfliehen und in harter Askese der Welt zu entsagen. Er zog zunächst nach Effide (Affile im Sabinergebirge), wählte dann aber zu seinem Aufenthalt die Höhle einer Bergschlucht am Anio bei Subiaco. Ein Mönch verschaffte ihm ein Mönchsgewand und versorgte ihn notdürftig mit Nahrung. In dieser schauerlichen Einsamkeit verbrachte B. drei Jahre als Eremit. Da entdeckten ihn Hirten und verbreiteten den Ruf seiner Heiligkeit. So kamen die Mönche des nahen Klosters Vicovaro zu ihm und baten ihn, der Nachfolger ihres verstorbenen Abtes zu werden. B. siedelte nach Vicovaro über. Die Mönche fügten sich nur widerwillig der klösterlichen Zucht und Strenge ihres neuen Abtes. Darum beschlossen sie, seiner Tyrannei ein Ende zu setzen. Nach einem vereitelten Giftmordversuch der Mönche kehrte B. in die Höhle bei Subiaco zurück. Da die Schar der Eremiten, die sich um ihn sammelte, immer größer wurde, gründete er kleine Klostergemeinden von je 12 Mönchen unter einem »pater«, die ihn als ihren Abt anerkannten und verehrten. Mit nur wenigen Getreuen zog B. 529 nach Kampanien und baute auf dem Monte Cassino (nordöstlich von Capua) ein Kloster, das zur Hochburg des abendländischen Mönchtums und zum Stammkloster des Benediktinerordens wurde. B. arbeitete für sein Kloster eine »Regula« aus, die militärische Disziplin mit christlichem Geist vereinigte und alle älteren Regeln übertraf. Sie forderte von den Mönchen: stabilitas loci: dauerndes Verbleiben im Kloster im Gegensatz zum Vagabundieren so vieler Asketen; conversatio morum: Abkehr vom Weltleben, Verzicht auf persönliches Eigentum, Keuschheit, Demut, Schweigsamkeit; oboedientia sub abbate: unbedingten Gehorsam gegen den von den Mönchen gewählten Abt. B.s asketische Forderungen waren maßvoll. Der Grundsatz »Ora et labora« beherrschte den Tageslauf. »Septies in die laudem dixi tibi. Media nocte surgebam ad confitendum tibi« (Psalm 119, 164. 62). Darum sollten die Mönche siebenmal während des Tages und einmal in der Nacht sich zum Chorgebet in der Kirche versammeln. Auch die Arbeits- und Freizeit war durch die »Regula« genau festgelegt: »Der Müßiggang ist ein Feind der Seele. Deshalb müssen sich die Brüder zu gewissen Zeiten mit Handarbeit beschäftigen, zu anderen Stunden mit dem Lesen heiliger Bücher.« Das ganze Leben im Kloster sollte so verlaufen, »ut in omnibus glorificetur Deus«. »Wenn einer neu zum mönchischen Leben hinzukommt, so werde ihm kein leichter Eintritt gewährt«, schreibt die »Regula« vor; erst nach einjährigem Noviziat »werde er der Kongregation zugezählt«. Eltern können schon ihre Knaben dem Kloster zur Erziehung für das Mönchsleben übergeben. Für diese pueri oblati muß darum das Kloster eine Schule unterhalten. Die »Regula Benedicti« verdankte ihre Verbreitung Gregor I., Gregor II., Wynfrith Bonifatius, Alkuin und Karl dem Großen. Sie verdrängte die alten Mönchsregeln und wurde fast die alleinige Regel des abendländischen Mönchtums. - Fest: 21. März.
(aus  http://www.bautz.de/bbkl/b/benedikt_v_n.shtml)
Benediktiner, lateinisch Ordo Sancti Benedicti, Abkürzung OSB, ältester katholischer Mönchsorden im Abendland, gegründet im 6. Jahrhundert. Die Benediktiner leben nach der von Benedikt von Nursia verfassten Regel, die eine ständige Anwesenheit im Kloster (stabilitas) verlangt. Die regelmäßige Arbeit wird zur Pflicht gemacht; Grundsatz: ora et labora (lateinisch, "bete und arbeite"). Die Arbeit, Handarbeit und geistige Tätigkeit, steht gleichberechtigt neben dem Chordienst. Eine Neubelebung erfuhr das Benediktiner-Mönchtum durch die Cluniazensische Reform. Ursprünglich bestanden die einzelnen Benediktinerklöster unverbunden nebeneinander; seit dem 14./15. Jahrhundert schlossen sie sich zu Kongregationen zusammen; 1893 wurde daraus die benediktinische Konföderation unter einem Abtprimas gebildet. Tracht: schwarz, meistens mit Kapuze, ledernes Cingulum und beim Chordienst schwarze Kukulle.

12) Thomas von Aquin,
 Theologe und Philosoph, "Doctor communis", "Doctor angelicus" genannt, Heiliger, * um 1225 Roccasecca bei Aquino, † 7. 3. 1274 Fossanova; Grafensohn, Dominikaner, studierte u. a. bei Albertus Magnus in Köln; lehrte 1252-1259 in Paris, 1259-1268 in Italien, 1269-1272 erneut in Paris, seit 1272 in Neapel.

Thomas von Aquin war in erster Linie Theologe. In der Bibelerklärung bemühte er sich um ein sachliches Verständnis der Hl. Schrift unter Einbeziehung der Überlieferung der Kirchenväter. In der systematischen Theologie versuchte er, zur Klärung der Glaubensgeheimnisse die natürliche Vernunft, insbesondere das philosophische Denken des Aristoteles, heranzuziehen und der Theologie den Charakter einer Wissenschaft zu geben: Die Offenbarung ist nicht wider-, sondern übervernünftig. Die Verteidigung dieses Versuchs zwang ihn zur Auseinandersetzung mit einem gewissen "unweltlichen" Augustinismus einerseits und dem naturalistisch orientierten lateinischen Averroismus andererseits. Diese Diskussionen nötigten ihn, das gesamte vielschichtige theologische wie philosophische Gedankengut der antiken und christlichen Vorzeit aufzunehmen und neu zu durchdenken. Grundlegend ist das Verhältnis von Form und Materie: Die Einzeldinge entstehen, indem die Formen von Raum und Zeit bis hinauf zur Gottheit die Materie bestimmen. Gott ist absolute Form, seine Wesenheit und sein Dasein sind eins; bei den endlichen Wesen tritt das Dasein zu ihrem Wesen im Schöpfungsakt hinzu. Natur und Vernunft sind hingeordnet auf Gott. Das sittliche Ziel des Menschen liegt in der Entwicklung seiner vernünftigen Natur. Sein freier Wille muss sich von seiner Vernunft leiten lassen (Intellektualismus). Als politisches Wesen ist der Mensch von Natur aus auf Geselligkeit und Verbindung in Familie, Gemeinde und Staat angelegt. Der Staat ist eine rein weltliche Einrichtung. Die beste Staatsform ist die durch aristokratisch-demokratische Garantien gegen Despotismus geschützte Monarchie. Jedoch ist der weltliche Staat nur Vorbereitung auf den in der Kirche bereits sinnbildlich gegenwärtigen himmlischen Staat.

Hauptwerke: "Summa contra gentiles" 1258-1264 (Auseinandersetzung mit dem nichtchristlichen, besonders islamischen Denken); "Summa theologica" 3 Teile 1266-1274 (System der Theologie und Philosophie); "Quaestiones disputatae" (Niederschriften der akademischen Disputationen); Kommentare zur Bibel, zu Aristoteles und den Sentenzen des Petrus Lombardus. - Erhebung zum Kirchenlehrer 1567. Fest: 28. 1.

13) Franz von Assisi, Franziskus, eigentlich Giovanni Bernardone,
FRANZ von Assisi (Taufname: Giovanni; von seinem Vater Francesco genannt), Stifter der Franziskaner, Klarissen und Terziaren, Heiliger, * 1181 oder 1182 in Assisi (der am Berg gelagerten Stadt des schönen Tals von Spoleto) als Sohn des wohlhabenden Tuchhändlers Pietro Bernardone und seiner aus der Provence (Südfrankreich) stammenden Gattin Pica, † daselbst 3.10. 1226. - F. verlebte eine sorglose und fröhliche Kindheit und Jugend. Er besuchte die Pfarrschule bei S. Giorgio und blieb bis 1202 im väterlichen Geschäft. F. hatte Freude an Festen und heiterer Geselligkeit und war im Kreis seiner Altersgenossen "princeps iuventutis"; doch zeigten sich in seinem Wesen auch Züge liebevoller Hinwendung zu den Armen. Sein Sinn war nicht auf Gewinn und Reichtum gerichtet, sondern auf den Glanz irdischer Ehren. So nahm er 1204 an dem Städtekrieg zwischen Perugia und Assisi teil und verbrachte ein Jahr in harter Gefangenschaft, der eine schwere Krankheit folgte. Es war eine Zeit der Einkehr und Besinnung. Ein Kriegszug nach Apulien sollte ihm Ruhm und Ritterschlag bringen. Eine Vision und eine Stimme vom Himmel geboten ihm aber die Rückkehr. Nun kam es zu einer vollkommenen Lebenswende. F. sonderte sich von der Welt ab und lebte dem Gebet und den Werken der Buße und Liebe. Sein Vater enterbte und verstieß ihn; aber F. verzichtete freudig auf alles. Er verbrachte die Jahre 1206-08 als Eremit und widmete sich der Baureparatur zerfallener Kirchen in und um Assisi, vor allem seiner Lieblingskapelle Santa Maria degli angeli, Portiuncula genannt, eine halbe Stunde unterhalb Assisi. Als er am 24.2. 1209 dort der Messe beiwohnte, hörte F. die Worte des Herrn verlesen (Mt 10, 7 ff.), mit denen er seine Jünger aussandte: sie sollten hinausgehen und das Evangelium verkünden, kein Gold und Silber, kein Geld im Gürtel, keine Reisetasche, keine Schuhe noch Reisestab haben. Diese Worte erschienen ihm als ein an ihn persönlich gerichteter Befehl und offenbarten ihm seinen Beruf und die Idee seines Ordens. F. entschloß sich zu einem Leben in völliger apostolischer Armut und begann das an Mühen und Entbehrungen so reiche Leben eines Wanderpredigers. Ihm schlossen sich Gefährten an, die er zu zweit aussandte als arme Bußprediger und als Pfleger der Kranken und Elenden. Für ihr Zusammenleben schrieb F. die erste - aber verlorene - Regel, die nur aus einigen Worten der Schrift bestand. 1209/10 reiste er mit seinen Gefährten nach Rom zum Papst. Innozenz III. (s. d.) bestätigte mündlich die Regel der Armen von Assisi, die sich "Fratres minores" "Minderbrüder" nannten. 1212 gründete F. mit der 18jährigen adligen Klara von Assisi (s. d.) seinen 2. Orden, den Klarissenorden. Er hatte sie durch seine Predigt für das Armutsideal gewonnen. Darum floh sie 18./19.3. 1212 aus dem Elternhaus zu F. und legte in der Portiunculakapelle in seine Hände die drei Ordensgelübde ab. Klara wurde von ihm zuerst im Benediktinerinnenkloster S. Paolo untergebracht, dann wegen der Verfolgung ihrer Verwandten im Kloster St. Angelo de Panso (beide außerhalb der Stadt), endlich mit ihrer jüngeren Schwester Agnes in einem Häuschen bei der von ihm wiederhergestellten Kapelle S. Damiano. Der klösterlichen Gemeinschaft traten später die 3. Schwester, Beatrix, und ihre verwitwete Mutter Hortulana bei. F. durchzog Italien 1214-15, Südfrankreich und Spanien auf einer Missionsreise nach Marokko zur Bekehrung der Mauren; doch eine Krankheit hinderte ihn, nach Afrika überzusetzen. 1219 kam er auf dem 5. Kreuzzug nach Ägypten und predigte vor dem Sultan. 1220 übernahm die Ordensleitung als Vertreter des erkrankten, fast erblindeten F. Petrus Cataneo und nach dessen Tod 1221 Elias v. Cortona (s. d.). F. zog sich in die Einsamkeit der Alverner Berge bei Arezzo zurück. Für die Männer und Frauen, die in ihrer Familie und ihrem Beruf bleiben, aber nach den Grundsätzen des F. leben wollten, gründete er 1221 den "Dritten Orden", den Orden der "Terziaren", und gab ihnen eine "Lebensform" unter Mitwirkung des Kardinals Ugolino von Segni, des späteren Papstes Gregor IX. (s. d.), dessen organisatorische Begabung als Protektor der Minoriten für die Gestaltung des Franziskanerordens von größter Bedeutung war. F. entwarf 1221 für seinen Orden eine ausführlichere Regel als die erste; sie wurde umgestaltet und am 29.11. 1223 von Honorius III. (s. d.) endgültig bestätigt. Am 17.9. 1224 empfing F. in mystischer Verzückung die Wundmale Christi. Es ist die erste geschichtlich feststehende Stigmatisation der Kirchengeschichte. Nach einer mißglückten Augenoperation 1225 ließ sich F. im September 1226 zur Portiuncula zurückbringen. Sein Testament ist erfüllt von der Sorge um den Bestand und die weitere Entwicklung des Ordens. F. wurde am 15.7. 1228 von Gregor IX. heiliggesprochen und am 18.6. 1939 von Pius XII. (s. d.) zum Schutzheiligen Italiens erklärt. Sein Fest ist der 4. Oktober. - F. ist auch bekannt durch seine Dichtung "Sonnengesang" ("Cantico delle creature", auch: "Cantico di frate solo"). F. lobt den Schöpfer mit allem und für alles, was er uns gegeben hat. Zum allgemeinen Lobpreis werden die vier Elemente aufgerufen: Himmel, Wasser, Feuer und Erde, die wie auch der Wind, die Gestirne und der Tod Brüder und Schwestern sind. Bei dem "Sonnengesang" handelt es sich um eine rhythmische Prosa, thematisch in Anlehnung an den 148. Psalm. Er gehört zu den allerersten dichterischen Gestaltungen der italienischen Sprache überhaupt.
(aus   http://www.bautz.de/bbkl/f/franz_v_as.shtml)
Franziskaner, lateinisch Ordo Fratrum Minorum, Abkürzung OFM, Orden der Minderbrüder des hl. Franziskus, Bettelorden, geht auf die 1209 erfolgte Gründung des Franz von Assisi zurück; päpstliche Bestätigung der endgültigen (3.) Regel 1223 durch Honorius III. (1. Regel 1210, 2. Regel 1221). Die Franziskaner lehnten jeglichen Besitz ab. Ihr Hauptarbeitsgebiet war und ist neben der Seelsorge die Pflege der Wissenschaft. Über die Auslegung des Armutsideals kam es von Anfang an zu Richtungskämpfen. 1517 wurde der Orden geteilt in Konventualen und Observanten, von denen sich die Kapuziner trennten. - An der Spitze des Ordens steht ein Generalminister. - Tracht der Franziskaner (Observanten): braune Kutte mit Kapuze. Der 2. Orden des Franz von Assisi ist der Klarissenorden, gegründet von Klara von Assisi. Den 3. Orden der Franziskaner bilden die Terziaren.
 

14) Wiclif, Wyclif,
 John, englischer Kirchenreformer, * um 1330, † 31. 12. 1384 Lutterworth; Professor in Oxford, seit 1374 Pfarrer in Lutterworth. Wiclif entwickelte in zahlreichen Schriften und Predigten seine Lehren von Prädestination, Armutsideal, Demut, Gottes- und Nächstenliebe. Die Bibel war ihm die einzige Glaubensquelle; Papsttum, Mönchtum, Hierarchie, Güterbesitz der Kirche, Ohrenbeichte und Zölibat lehnte er ab; die kirchliche Lehre über Messopfer, Sakramente, Heiligen- und Reliquienverehrung verwarf er. Wiclif begann eine Bibelübersetzung  ins Englische. Seine Ideen lebten in den Kreisen der Lollarden fort. Nach Niederwerfung des Bauernaufstands von 1381 unternahmen englische Bischöfe energische Schritte zur Eindämmung der kirchen- und sozialkritischen Bewegung. Doch konnte auch die nach dem Tod Wiclifs einsetzende blutige Verfolgung die Lollarden nicht vollständig unterdrücken. Wiclifs Lehren wurden von J. Hus übernommen und vom Konzil zu Konstanz 1415 verurteilt.

15) Jeanne d'Arc [zhan 'dark], Jungfrau von Orléans, Heilige Johanna, La Pucelle,
 * um 1411 Domrémy (-la-Pucelle, an der oberen Maas), † 30. 5. 1431 Rouen; erwirkte, durch "göttliche Stimmen" veranlasst, die Anerkennung König Karls VII. als rechtmäßigen Herrscher und vermochte ihn aus seiner Lethargie zu reißen. Sie wurde als "Retterin Frankreichs" (1429 Entsatz von Orléans und Krönung Karls VII. in Reims) am Ende des Hundertjährigen Krieges gegen die Engländer verehrt; 1430 von Burgundern, den Verbündeten Englands, gefangen genommen und für eine hohe Geldsumme an England ausgeliefert. Vom französischen Hof im Stich gelassen, wurde sie in einem Prozess in Rouen unter Leitung des Bischofs von Beauvais wegen Hexerei und Ketzerei verurteilt und verbrannt. Ein Revisionsprozess hob das Urteil auf (1456). 1909 Selig-, 1920 Heiligsprechung (Fest: 30. 5.). Im 19. Jahrhundert wurde Jeanne d'Arc zur französischen Nationalheldin.

Literarisch behandelt wurde der Stoff in Form zeitgenössischer Preisgedichte; dann u. a. von F. Villon (1461); F. H. d'Aubignac (1642); Voltaire (1759); Schiller ("Die Jungfrau von Orléans", uraufgeführt am 11. 9. 1801 Leipzig); A. Dumas (1842); G. B. Shaw ("Saint Joan" 1924); P. Claudel ("Johanna auf dem Scheiterhaufen" 1939, von A. Honegger vertont); M. Mell (1956); J. Anouilh ("L'Alouette" 1953); B. Brecht ("Die heilige Johanna der Schlachthöfe" 1932); A. Seghers (1952); M. Anderson (1946). - Oper: G. Verdi ("Giovanna d'Arco" 1845).

16) Mennoniten, Taufgesinnte, evangelische Gemeinschaften,
die durch die Lehren Menno Simons' (* 1496, † 1561) geprägt sind; Menno wandte sich der Wiedertäuferbewegung zu, deren radikale Form er ablehnte. Erwachsenentaufe, Eidesverweigerung, Kriegsdienstverweigerung sind die Hauptmerkmale der mennonitischen Gemeinden. Von Deutschland verbreiteten sich die Mennoniten seit 1683 nach Amerika und seit 1789 nach Russland.
Mehr:   http://www.bautz.de/bbkl/m/menno_s.shtml

17) Swedenborg [-borj],  Emanuel,
schwedischer Mathematiker, Naturforscher, visionärer Theologe, * 29. 1. 1688 Stockholm, † 29. 3. 1772 London; entwarf seit 1745 aufgrund angeblicher Kundgaben jenseitiger Geister und Engel eine umfassende Schau von Diesseits und Jenseits und wirkt damit bis heute fort. Um seine Botschaft (u. a. Leugnung der Trinität, der leiblichen Auferstehung) bildeten sich seit 1782 einige Gemeinden der "Neuen Kirche" in den USA, England, Mitteleuropa, West- und Südafrika
 

18) Ricci ['ritshi], Matteo,
RICCI, Matteo, Jesuit, Gründer der modernen Chinamission, * 6.10. 1552 in Macerata (Mark Ancona) als Sohn vornehmer Eltern, + 11.5. 1610 in Peking. - Nachdem R. seine erste schulische Ausbildung am Jesuitenkolleg seiner Heimatstadt empfangen und in Rom zunächst Jurisprudenz studiert hatte, trat er 1571 sein Noviziat an und begann am Collegium Romanum sowie in Florenz ein Studium der artes liberales, Philosophie und Mathematik (letzteres bei C. Clavius). 1577 für die Mission bestimmt, studierte er nach einem Zwischenaufenthalt in Coimbra seit 1578 in Goa Theologie, wurde 1580 in Cochin zum Priester geweiht und 1582 nach Macau entsandt. Bis dahin waren die Versuche zahlreicher Missionare, sich auf Dauer im eigentlichen China niederzulassen, gescheitert. Nunmehr gelang es R. nach intensivem Sprachstudium, sich zusammen mit seinem Mitbruder Ruggieri 1583 in Zhaoqing (Chao-ch'ing), der westlich von Kanton gelegenen Residenzstadt des Vizekönigs, zu etablieren. Dort baute er, manchen Angriffen zum Trotz, 1585 eine Kirche und verfertigte die erste Version seiner Weltkarte. Nach seiner Ausweisung aus Zhaoqing und nach Gründung weiterer, immer weiter nördlich gelegener Missionsstationen in Shaozhou (Shao-chou) (1589), Nanchang (Nan-ch'ang) (1595) und Nanking (1599) glückte ihm dies schließlich im zweiten Anlauf auch in Peking (1601). Zunächst als Tributgesandter behandelt - wobei die mitgebrachten Uhren und ein Clavicembalo wesentlich dazu beitrugen, ihm ein Aufenthaltsrecht zu verschaffen -, starb er 1610 in hohem und fortdauerndem Ansehen, ohne allerdings den Kaiser je zu Gesicht bekommen zu haben. Das Geheimnis von R.s Erfolg - bei dem Tod des 1597 zum Oberen der Chinamission ernannten Missionars umfaßte diese jeweils acht europäische Priester und chinesische Laienbrüder sowie ca. 2000 oder 2500 Gläubige - lag in seiner beeindruckenden Persönlichkeit, seiner profunden Kenntnis im Bereich der europäischen Mathematik und Naturwissenschaften und seiner Fähigkeit und Bereitschaft, in die chinesische Kulturwelt einzudringen. Nachdem er sich anfänglich das Aussehen eines buddhistischen Mönchs gegeben hatte, trat R. unter dem Namen Li Madou (bzw. Li Matou) seit 1595 mit Erlaubnis seiner Ordensoberen als Gelehrter aus dem Westen auf. Dank seines phänomenalen Gedächtnisses und einer besonderen, von ihm entwickelten Mnemotechnik beherrschte er schließlich in bemerkenswertem Maße nicht nur die chinesische Sprache und Schrift, sondern auch die klassische konfuzianische Literatur. Außerdem veröffentlichte er seit 1595 über 20 chinesische Werke, nicht nur solche theologischer Natur (z.B. 1605 chinesischer Katechismus), sondern auch moralphilosophischen Inhalts (u.a. über die Freundschaft) bzw. mathematisch-naturwissenschaftlicher Art (z.B. 1607 Teilübersetzung der Geometrie Euklids). All dies trug ihm die Achtung und Freundschaft einflußreicher Literatenbeamter ein, von denen sich einzelne sogar taufen ließen. R. konzentrierte seine Missionsarbeit auf die Oberschichten und betrachtete den ursprünglichen Konfuzianismus als eine hochstehende Morallehre, auf dem das Christentum sozusagen als Krönung aufbauen könne. In diesem Zusammenhang schrieb er den Ahnen- und Konfuzius-Riten auch keinen wesenhaft religiösen Charakter zu. Diese missionspolitischen Ansätze stellten die erste Version der später fortentwickelten sog. Akkommodationsmethode der jesuitischen Chinamission dar, gegen die vor allem Missionare aus den Bettelorden bald grundlegende dogmatische Einwände erhoben (Ritenstreit). Noch im 20. Jahrhundert blieben Chancen und Berechtigung dieser Missionsmethode umstritten. Nachdem die von R. verfaßte Geschichte der frühen Jesuitenmission in China 1615 von seinem Mitbruder Trigault in einer freien lateinischen Übersetzung mit Modifikationen und Ergänzungen publiziert worden war und seitdem die Hauptgrundlage fast aller biographischen Darstellungen der Person R.s bildete, stehen nunmehr jedoch viele der Originalschriften R.s der Forschung in gedruckter Form zur Verfügung.
http://www.bautz.de/bbkl/r/ricci_m.shtml

19) Carey
CAREY, William, Gründer der Baptistischen Missionsgesellschaft, * 17.8. 1761 in Paulersbury bei Northampton als Sohn eines Webers, † 9.6. 1834 in Sirampur bei Kalkutta. - C. erlernte das Schuhmacherhandwerk. Er schloß sich 1783 den Baptisten an und wurde 1785 in Moulton ihr Prediger. C. trieb eifrig Sprachstudien und las mit lebhaftem Interesse die Berichte des James Cook von seinen Entdeckungsfahrten in der Südsee. Sie weckten in ihm den Gedanken an die Heidenmission, für die er auf einer Konferenz der Baptistenprediger eintrat, aber wenig Verständnis fand. C. wandte sich 1786 in seiner berühmten Schrift »An enquiry into the obligations of Christians to use means for the conversion of the heathen« an die Öffentlichkeit und widerlegte darin die angeblich großen Hindernisse gegen die Heidenmission. Am 31.5. 1792 hielt C. in Northampton die gewaltige Predigt über Jes. 54, 2. 3 mit dem Thema »Erwarte Großes von Gott und unternimm Großes für Gott!« Ihre Frucht war die am 2.10. 1792 erfolgte Gründung der »Baptist Missionary Society«. Als ihr erster Missionar ging C. 1793 nach Bengalen (Britisch-indien). Da ihn die »Ostindisdle Gesellschaft« daran hinderte, auf britischem Gebiet zu missionieren, mußte er in Mudnabati auf dänischem Gebiet als Pflanzer Eingang suchen. In der entbehrungsvollen Anfangszeit starb ihm ein Kind, und seine Frau wurde unheilbar irrsinnig. C. ließ sich 1800 mit Josua Marshman und William Ward in dem dänischen Sirampur nieder. 30 Jahre war er in Kalkutta Professor des Bengali an dem College Fort William, einer Schule für junge englische Beamte. C. leistete Hervorragendes als Sprachforscher, z. B. durch Herausgabe berühmter altindischer Schriften und mehrerer Grammatiken und Wörterbücher, wandte aber seine ganze Kraft und Sprachbegabung an die Übersetzung der Bibel, so daß bis zu seinem Tod in der Missionsdruckerei in Sirampur Bibeln und Bibelteile in etwa 40 Sprachen gedruckt wurden. 1818-21 baute C. mit seinen Mitarbeitern das Sirampurer College, in dem Eingeborene zu Missionsgehilfen ausgebildet werden sollten. Er rief auch eine indische Volksschule ins Leben und gründete die erste Zeitung in ostindischer Sprache. Zur Erforschung der Pflanzen- und Tierwelt des Landes legte C. einen großen botanischen Garten an. Er erreichte, daß 1829 der Mädchenmord und 1832 die Witwenverbrennung verboten wurden. C. trennte sich 1827 von der Baptistischen Missionsgesellschaft, setzte sie aber in seinem Testament zur Erbin seines ganzen Werkes ein.

Werke: An Enquiry into the Obligations of Christians to use Means for the Conversion of the Heathens, 1792. - New facsimile edition with an introduction by Ernest A. Payne, London 1961.
http://www.bautz.de/bbkl/c/carey_w.shtml
 
 

20) Moody
MOODY, Dwight Lyman Ryther (1837-1899), * in Northfield/Mass., verlor bereits mit 4 Jahren seinen Vater, von Beruf zunächst Schuhverkäufer: 2 Jahre in Boston, dann in Chikago. Schon als Geschäftsmann Mitarbeit in der kongregation. Sonntagsschule und einer Missionsgruppe der Methodisten. Danach eigene Sonntagsschule gegründet im Norden der Stadt, dann in der Markthalle mit 1500 Schülern und über 60 Lehrern. Ab 1860 war M. hauptamtlicher Vorsitzender des CVJM und Leiter der geistl. Arbeit. Im amerik. Bürgerkrieg 1861-65 sammelte er 150 Geistliche und Laien zu seelsorgerlicher Arbeit unter Soldaten und Kriegsgefangenen. Bei der Evangelisation stand ihm ab 1870 der Sänger Ira C. Sankey zur Seite. Entscheidend für sein weiteres Leben waren die drei Großevangelisationen, die M. in Großbritannien durchführte: 1873-75, 1881-84 und 1891-92. Durch seine Evangelisationen übte er großen Einfluß auf Großbritannien aus und mit seinen Schriften auf das europäische Festland. In 40 Jahren konnte M. zu etwa 20 bis 50 Millionen Menschen predigen. Er war ein begabter Systematiker der Organisation. Bei der Vorbereitung und Durchführung mußten die Pastoren vor Ort allianzmäßig zusammenarbeiten. Zentrum seiner vollmächtigen Predigt waren Buße, Glaube, Rechtfertigung und Wiedergeburt. M. war auch ein Lehrer und Erzieher. Für junge Frauen eröffnete er 1879 in seiner Heimat Northfield/Mass. ein Seminar und 1881 die Mount-Hermon-Schule für junge Männer. 1889 gründete er das berühmte Chikago-Bibelinstitut.

21) Barth  Karl, reformierter schweizerischer Theologe,
* 10. 5. 1886 Basel, † 10. 12. 1968 Basel; Bruder von Heinrich Barth; seit 1935 Professor in Basel. In Ablehnung des neuprotestantischen Religionsbegriffs fasste Barth Religion und christliche Offenbarung als Gegensätze auf; Thema der Theologie ist Gott und nicht die menschliche Religion (so in "Römerbrief" 1919 und verändert 1922). Glaube wird paradox als "unmögliche Möglichkeit" verstanden, wird von Gott ermöglicht. Seine Lehre fasste Barth in Auseinandersetzung mit der kirchlichen Überlieferung in seinem vielbändigen Werk "Die kirchliche Dogmatik" (1932 ff.) zusammen. Barth beeinflusste stark die Auseinandersetzung der evangelischen Kirche mit dem Nationalsozialismus und griff nach 1945 mehrfach in kirchliche und politische Fragen durch seine Schriften ein.
Weitere Infos:
http://www.bautz.de/bbkl/b/barth_k.shtml

22) Johannes XXIII.,
  Papst 1958-1963, eigentlich Angelo Giuseppe Roncalli, * 25. 11. 1881 Sotto il Monte bei Bergamo, † 3. 6. 1963 Rom; seit 1925 im päpstlichen diplomatischen Dienst, 1953 Kardinal und Patriarch von Venedig. Er ernannte viele Kardinäle aus allen Nationen und räumte seinen Mitarbeitern größere Selbständigkeit ein. Seine bedeutendste Leistung ist die Einberufung, Vorbereitung und Eröffnung des 2. Vatikanischen Konzils  (1962). Hauptanliegen des Konzils war eine den Notwendigkeiten der Zeit Rechnung tragende innere Reform der katholischen Kirche. Auch die Beziehungen zu den anderen Konfessionen wurden verbessert (Schaffung eines Sekretariats für die Einheit der Christen, Zulassung nichtkatholischer Beobachter beim Konzil); den Ostkirchen wandte Johannes besondere Aufmerksamkeit zu.
Mehr darüber:   http://www.bautz.de/bbkl/j/Johannes_XXIII.shtml
 

23) King [king],   Martin Luther,
Geistlicher und Führer der Farbigen in den USA, * 15. 1. 1929 Atlanta, Ga., † 4. 4. 1968 Memphis, Tenn. (ermordet); Baptisten-Pfarrer; Gründer der Bürgerrechtsorganisation Southern Christian Leadership Conference (SCLC, Christliche Führungskonferenz des Südens). Im Geist Jesu und nach dem Vorbild Gandhis wollte King ohne Gewalt und durch passiven Widerstand die Rassenschranken zu Fall bringen. Sein erster großer Erfolg war die Aufhebung der Rassentrennung in den öffentlichen Verkehrsmitteln von Montgomery (1956). Danach organisierte er viele Demonstrationen, u. a. den Marsch auf Washington (1963). Erhielt den Friedensnobelpreis 1964.
Weitere Infos:
http://www.bautz.de/bbkl/k/King.shtml

Kapitel 4 - Repräsentanten einzelner Kirchen und Religionsgemeinschaften

Theodosius I.,
Theodosius der Große,   Flavius, römischer Kaiser 379-395, * 11. 1. 347 Cauca (Spanien), † 17. 1. 395 Mailand; von Gratian 379 zum Mitkaiser erhoben; schloss 382 mit den Westgoten einen Friedens- und Bündnisvertrag, nachdem die Goten in Gauverbänden gegen Verpflichtung zum Heeresdienst in Mösien und Thrakien angesiedelt wurden (foederati); diese Regelung wurde Vorbild für spätere Germanenansiedlungen auf Reichsboden. Theodosius vereinigte 394 das Römische Reich noch einmal in seiner Hand. Er verhalf auf dem 2. ökumenischen Konzil von Konstantinopel 381 der Lehre des Athanasius endgültig zum Sieg und verbot alle heidnischen Kulte. Vor seinem Tod 395 teilte er das Reich unter seine beiden Söhne Arcadius und Honorius in ein Ost- und ein Westreich.
mehr unter: http://www.bautz.de/bbkl/t/theodosios_r_k_i.shtml

Antonius
Einsiedler, Mönchsvater
* um 250 in Kome, dem heutigen Kema bei Heraclea
+ 356 (?) in Tabennisi
Antonius wurde als Sohn reicher christlicher Eltern geboren; mit zwanzig Jahren übernahm er nach dem Tod der Eltern die Verwaltung der Familiengüter und zog seine jüngere Schwester groß.
Ein Satz Jesu im Matthäusevangelium (19, 21) veränderte sein Leben: "Wenn Du vollkommen sein willst, dann verkaufe alles, was Du hast, und gibt es den Armen." Er verkaufte seinen gesamten Besitz und wurde Einsiedler in radikaler Armut und zunehmender Abgeschiedenheit.
Die Schweine, mit denen er dargestellt wird, stehen für seine berühmten Versuchungen: So erschien ihm nach der Überlieferung der Teufel in Gestalt einer oder mehrerer schöner Frauen; in anderen Fällen wurde er mit Krallen, Zähnen oder Hörnern verwundet, zu Boden geschlagen, an den Haaren gerissen und, während seine Zelle in Flammen aufging, schließlich in die Lüfte gehoben und von allen Seiten bedrohlich angegriffen. Seine kraftvolle Standhaftigkeit veranlasste eine Verehrung, vor der er sich auf einen Berg jenseits des Nils flüchtete.
Zwanzig Jahre später kehrte ein äußerlich unveränderter, dennoch völlig verwandelter Antonius zurück, jemand "der in tiefe Geheimnisse eingeweiht und gotterfüllt" war. Immer mehr Jünger sammelten sich nun um ihn, es bildeten sich kleine Unterkünfte und zahlreiche Einsiedeleien. Somit stand Antonius am Anfang des Mönchtums und Klosterwesens und wird "Vater des Mönchtums" genannt. Die von ihm geprägte Form des Mönchtums beruht auf Askese und Zurückgezogenheit, sie steht im Gegensatz zur Regel des Benedikt von Nursia. Antonius schrieb die Bestimmungen des auf diese Weise gegründeten Ordens nicht auf, diese Aufgabe übernahm nach seinem Tod sein Freund Athanasios, der auch eine Biographie über ihn verfasste.
Im Alter von 90 Jahren bewegte ein Traum Antonius, den 110 Jahre alten Einsiedler Paulus von Theben aufzusuchen. Ein Wolf führte ihn durch die Wüste zu ihm, dem der Rabe an diesem Tage zwei Brote statt des gewohnten einen brachte. Auch dessen Tod wurde Antonius später durch ein Gesicht kund: er fand den Entschlafenen in betender Haltung und bestattete ihn mit Hilfe zweier Löwen, die das Grab scharrten. Als Vermächtnis nahm Antonius das aus Palmstroh geflochtene Gewand mit sich.
Sein Leben in Einsamkeit und Abgeschiedenheit hatte Antonius weder menschenscheu noch unpolitisch gemacht. Mehrfach verließ Antonius seine Einsiedelei. Um 311 stand er den von Kaiser Maximinus verfolgten Christen in Alexandria bei. Er setzte sich für Arme und Gefangene ein, stand ständig mit Kaiser Konstantin in Briefkontakt. In Briefen an dessen Sohn und Nachfolger versuchte er, diesem die Unterstützung des Arianismus auszureden. 350 reiste Antonius nach Alexandria und unterstützte öffentlich Athanasios im Kampf gegen den Arianismus.

Antonius soll 105 Jahre alt geworden sein. Als seine Jünger ihn begruben, wurden Engel um ihn stehend gesehen.
Antonius' Verehrung begann schon im 5. Jahrhundert. Seine Reliquien wurden 561 nach Alexandria überführt, kamen 635 nach Konstantinopel, um 1000 nach Südfrankreich, 1491 wurden sie nach Arles in Südfrankreich gebracht. Im Osten wird der Mönchsvater, im Westen der Wunderheiler besonders geschätzt. Nach der Gründung des Ordens der Antoniter 1059 in St-Didier-de-la-Motte in Südfrankreich nahm seine Verehrung im Westen regen Aufschwung. Antonius ist einer der vierzehn Nothelfer, er wird besonders angerufen zum Wiederfinden verlorener oder vergessener Dinge, und er ist einer der vier heiligen Marschälle. In Rom wird, beginnend mit seinem Gedenktag, jährlich das einwöchige Fest der Weihe der Haustiere vor der Antoniuskirche begangen.
 

Dominikus,
 Heiliger, * um 1170 Caleruega, Spanien, † 6. 8. 1221 Bologna; gründete 1215 in Toulouse eine Predigervereinigung, aus der der 1216 approbierte Orden der Dominikaner hervorging; wirkte besonders für die Bekehrung der Albigenser in Südfrankreich. Heiligsprechung 1234 (Fest: 7.8.).
Dominikaner, lateinisch Ordo Fratrum Praedicatorum, Abkürzung OP, Prädikantenorden, katholischer Bettelorden, aus der Auseinandersetzung des hl. Dominikus  mit den Albigensern und Waldensern 1216 entstandener Predigerorden. Ordensziel ist das Apostolat des Wortes in Predigt und Lehre; auf eine gründliche theologische Ausbildung der Angehörigen des Dominikanerordens wird besonderer Wert gelegt. Als belastende Aufgabe wurde seit 1231 den Dominikanern die Inquisition übertragen. Tracht: Tunika, Skapulier und Kapuze in Weiß, darüber schwarzer offener Mantel. Ordenszentrale in Rom.

Heinrich VIII.,
 König von England 1509-1547, * 28. 6. 1491 Greenwich, † 28. 1. 1547 Westminster; Sohn von Heinrich VII. von England; besiegte den Schottenkönig Jakob IV. (Schlacht bei Flodden Field 1513) und bekämpfte in mehreren Kriegen Frankreich, dem er Boulogne abgewann. - Heinrich war zunächst ein gläubiger Katholik. Dennoch trennte er England von Rom (1534) und errichtete die anglikanische Staatskirche, als der Papst seine Ehe mit Katharina von Aragón nicht scheiden wollte. 1533 hatte Heinrich diese seine Ehe für nichtig erklären lassen und heiratete Anna Boleyn  , die er 1536 wegen angeblichen Ehebruchs hinrichten ließ. Seine 3. Frau, Johanna Seymour, starb kurz nach der Geburt ihres Sohnes Eduard (VI.). Von seiner 4. Frau, Anna von Cleve, ließ sich Heinrich bereits nach wenigen Monaten wieder scheiden. Seine 5. Frau, Katharina Howard, erlitt das gleiche Schicksal wie Anna Boleyn. Seine 6. Frau, Katharina Parr, überlebte ihn. - Heinrich benutzte die Trennung von Rom unter geschickter Hinzuziehung des Parlaments zum Ausbau der königlichen Machtstellung (Begründung des königlichen Supremats über die Kirche 1535, Säkularisierung der Klöster 1538-1540).

Williams ['wilj(e)mz], Roger,
nordamerikanischer Geistlicher und Staatsmann, * um 1603 London, † 1683 Providence, R. I.; da seine tolerante Haltung auf den Widerstand der puritanischen Orthodoxie in Massachusetts stieß, gründete er 1636 als erstes modernes Gemeinwesen die Kolonie Providence.

Ignatius von Loyola [-lo'jola],
 Gründer des Ordens der Jesuiten, Heiliger, * 1491 Schloss Loyola, Provinz Guipúzcoa (Spanien), † 31. 7. 1556 Rom; bis 1521 spanischer Offizier; schwer verwundet, bekehrte er sich zu einem religiösen Leben. Während seines Aufenthalts in Manresa (1522/23) entwarf er sein Exerzitienbuch. Er studierte in Paris und Venedig und erhielt 1537 die Priesterweihe. Nachdem Ignatius von Loyola bereits in Paris die ersten Gefährten für eine dauernde Gemeinschaft zusammengeführt hatte, erhielt der Orden der Jesuiten 1540 die päpstliche Bestätigung. 1541 wurde Ignatius.von Loyola zum ersten Ordensgeneral gewählt. Seit 1537 hielt er sich ständig in Rom auf, betätigte sich seelsorgerisch, stellte die Ordensverfassung auf, errichtete Schulen und wirkte so für die kirchliche Erneuerung des 16. Jahrhunderts. Heiligsprechung 1622; Fest: 31. 7.
Jesuiten, lateinisch Societas Jesu, Abkürzung SJ, Gesellschaft Jesu,  katholischer Orden, 1534 von Ignatius von Loyola gegründet und von Papst Paul III. 1540 bestätigt. Er breitete sich im 16. Jahrhundert in Europa aus und war vor allem das Instrument der Gegenreformation. Als Missionare waren und sind die Jesuiten in Asien, Afrika und Amerika tätig. Bekannt sind die sog. Reduktionen in Paraguay  zum Schutz der Indianer.

Der große Einfluss der Jesuiten auf Kirche und Staat im 17. und 18. Jahrhundert rief so starken Widerstand hervor, dass Klemens XIV. unter dem Druck der romanischen Staaten den Orden 1773 auflöste. 1814 wurde der Orden durch Pius VII. wieder eingeführt. In Deutschland war er 1872-1917 verboten.

Die Jesuiten sind in einer militärisch straffen Organisation zusammengefasst und werden streng und sorgfältig ausgewählt (Ausbildung der Professen 17 Jahre). Sie tragen kein eigenes Ordenskleid und haben kein gemeinsames Chorgebet. Geistliche Übungen führen zu einer starken Zucht des eigenen Willens. Zu den drei üblichen Ordensgelübden kommt als 4. noch der unbedingte Gehorsam gegenüber dem Papst hinzu. Die Jesuiten werden von einem Jesuitengeneral, dem 4 Generalassistenten beratend zur Seite stehen, von Rom aus geführt. Die Mitglieder der SJ (rund 23 000) werden unterschieden in: Professen, Koadjutoren (Priester und Laienbrüder), Scholastiker und Novizen. Die Jesuiten widmen sich besonders der Mission, Erziehung, Wissenschaft und Großstadtseelsorge. Ihr Wahlspruch: "Omnia ad maiorem Dei gloriam" (lateinisch, "Alles zur größeren Ehre Gottes").

Franz Xaver,
Heiliger, Jesuit, * 7. 4. 1506 Schloss Javier bei Sangüessa, Navarra, † 3. 12. 1552 Insel Sancian bei Canton; schloss sich als Student in Paris Ignatius von Loyola an; verkündete das Evangelium in Indien und Japan. Seit 1842 gibt es den Franziskus-Xaverius-Missionsverein.
 

Fox George,
englischer Wanderprediger, * 1624 Drayton, † 13. 1. 1691 London; Gründer (1652) der Quäker; sein Leben war von dem "inneren Christus" als einziger Autorität bestimmt.
Quäker [englisch, "Zitterer"], Society of Friends, Gesellschaft der Freunde,  im 17. Jahrhundert von George Fox innerhalb des Puritanismus in England im Gegensatz zur Staatskirche begründete (ursprünglich enthusiastische, apokalyptische) christliche Gemeinschaft von Laien. Durch William Penn  verbreiteten sich die Quäker besonders in Nordamerika (Pennsylvania), wo sie sich vor allem um die Abschaffung der Sklaverei verdient machten. Ihre Eigenart ist gekennzeichnet durch praktische (soziale) Frömmigkeit sowie durch Einfachheit, Verweigerung von Eid und Kriegsdienst, dogmatische Toleranz, Ablehnung des Kultus, stattdessen stiller Gottesdienst zur Erfahrung des "inneren Lichts". Die Quäker besitzen große Hilfsorganisationen in Amerika und England (Quäkerspeisungen nach den Weltkriegen in Europa), die den Friedensnobelpreis 1947 erhielten. Seit 1970 haben sich die Quäker besonders stark in Ostafrika verbreitet. Weltweit wird die Zahl der Quäker auf etwa 250 000 geschätzt.
 

Spener,  Philipp Jakob,
evangelischer Theologe, * 13. 1. 1635 Rappoltsweiler, Oberelsass, † 5. 2. 1705 Berlin; Oberhofprediger in Dresden (1686), Propst in Berlin (1691); der bedeutendste Vertreter des lutherischen Pietismus, schrieb die Programmschrift "Pia desideria oder Herzliches Verlangen nach gottgefälliger Besserung der wahren Evangelischen Kirchen" (1675), forderte darin eine intensivere Beschäftigung mit der Bibel, eine stärkere religiöse Betätigung der Laien, ein Christentum der Tat und eine erweckliche statt einer gelehrten Predigt.
 

Zinzendorf,  Nikolaus Ludwig Reichsgraf von Zinzendorf und Pottendorf,
Begründer der Herrnhuter Brüdergemeine, * 26. 5. 1700 Dresden, † 9. 5. 1760 Herrnhut; gründete 1722 auf seinem Gut Berthelsdorf mit Emigranten aus Kreisen der Mährischen Brüder die "erneuerte Brüderunität" als religiöses und soziales Gemeinwesen, das über den konfessionellen Gegensätzen stehen sollte. 1734 wurde Zinzendorf zum lutherischen Geistlichen ordiniert, 1737 nahm er das Bischofsamt der alten Brüderunität an. Er unternahm Auslandsreisen bis nach Russland und Amerika, wo zahlreiche Tochtergründungen der Brüdergemeinde entstanden, und förderte die Mission in Westindien und Grönland. Zinzendorf war auch ein bedeutender Kirchenlieddichter.
Brüdergemeine, Brüderunität, Herrnhuter, evangelische Gemeinde, die aus Resten der Böhmischen Brüder und deutschen Pietisten um 1722 unter Leitung des Grafen N. von Zinzendorf auf dessen Gut Berthelsdorf (Oberlausitz) entstand, wo der Stammort Herrnhut gegründet wurde; gekennzeichnet durch heitere Frömmigkeit, arbeitsames Leben, Missions-, Erziehungs- und Pflegetätigkeit. Ihre Losungen (ausgeloste Bibelstellen aus dem Alten Testament und ausgewählte Lehrtexte aus dem Neuen Testament) sind weit verbreitet. In Deutschland wirkt die Europäisch-Festländische Brüderunität, Direktionen in Bad Boll und Herrnhut; "Provinzen" in Tansania, Surinam, Südafrika und Indien; insgesamt rund 620 000 Mitglieder.
 

Booth [bu:],  William,
Gründer (1878) und erster General der Heilsarmee  , * 10. 4. 1829 Nottingham (England), † 20. 8. 1912 London; sein 1890 erschienenes Buch "Im dunkelsten England" erregte großes Aufsehen. Sein ältester Sohn William Bramwell Booth (* 1856, † 1929) wurde sein Nachfolger; seine Tochter Evangeline Cory Booth (* 1865, † 1950) war 1934-1939 Generalin der Heilsarmee.
Heilsarmee,englisch Salvation Army, Salutisten ["Seligmacher"],   eine 1865 durch W. Booth in London gegründete, militärisch straff organisierte christliche Gruppenbewegung, die sich der Großstadtbevölkerung annimmt. An der Spitze der Heilsarmee steht ein General; die volksmissionarische Arbeit wird in der Hauptsache von Offizieren geleistet; sozial-karitative Maßnahmen u. a. Nachtasyle, Suppenküchen, Trinkerfürsorge, Tagesschulen. Die Heilsarmee fand weite Verbreitung, wirkt aber besonders in England und in den USA.
 

Baker-Eddy ['beik(e) 'edi], Mary,
Gründerin und Leiterin der Christian Science, * 16. 7. 1821 Bow bei Concord, USA, † 3. 12. 1910 Newton bei Boston; verband starke persönliche Wirkungskraft mit praktischem Blick für das Organisatorische.
Christian Science ['kristsh(e)n 'sai(e)ns], Christliche Wissenschaft, Szientismus, eine von Mary Baker-Eddy gegründete Glaubensgemeinschaft. In ihrem Buch "Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Hl. Schrift" 1875 entwickelte sie eine Erlösungslehre, für die der Satz grundlegend ist: Gott ist Geist, ist gut und ist die alleinige Wirklichkeit; alles andere - Materie, Sünde, Krankheit, Tod - ist unwirklich, Täuschung, "sterblicher Irrtum". Durchschaut der Mensch diesen Irrtum, dann fallen dessen Auswirkungen dahin. Zentrum ist die 1879 gegründete Mutterkirche in Boston (USA). Über 2000 Kirchen und Vereinigungen in 69 Ländern (Schwerpunkt USA).
 

Charles Taze Russel
Jehovas Zeugen, früher Ernste Bibelforscher,   seit 1953 auch Neue-Welt-Gesellschaft, 1878/79 von Charles Taze Russell (* 1852, † 1916) in Pittsburgh (USA) gegründete apokalyptische Religionsgemeinschaft, die aufgrund von Russells Berechnungen für 1914 die Wiederkunft Christi und den Anbruch des 1000-jährigen Reichs erwartete. Als dies ausblieb und eine Krise eintrat, wurde die Gemeinschaft durch Joseph Franklin Rutherford (* 1869, † 1942), seit 1917 Präsident, lehrmäßig und organisatorisch grundlegend verändert. Er gab ihr eine „theokratische Organisation” unter autoritärer Führung und verpflichtete alle Mitglieder zum „Felddienst” als „Verkündiger” oder „Pioniere”. Das Bundesverwaltungsgericht in Berlin entschied 1997, Jehovas Zeugen werden nicht als Körperschaft des öffentlichen Rechts anerkannt und somit nicht den großen Kirchen gleichgestellt.
Die Leitung beansprucht für alle Anordnungen die Autorität Gottes und macht das zukünftige Heil von Jehovas Zeugen von ihrem unbedingten Gehorsam abhängig, besonders von ihrer propagandistischen Aktivität. Die 1914 begonnene „Zeit des Endes” soll ihren Abschluss mit der Schlacht von Harmagedon finden, in der Christus alle Menschen außer Jehovas Zeugen vernichtet. Dann errichtet er mit ihnen die „Neue Welt”.
Kirchliche Lehren wie Dreieinigkeit, ewige Verdammnis, Unsterblichkeit der Seele werden verworfen, Taufe und Abendmahl umgedeutet. Jehovas Zeugen lehnen die christlichen Kirchen ab und verweigern Militärdienst und Wahlbeteiligung. Besonders in diktatorisch regierten Ländern sind sie Verfolgungen ausgesetzt. Weltweit hat die Gemeinschaft ca. 6 Mio. Mitglieder. Organisatorisches Zentrum ist die „Watch Tower Bible and Tract Society” in Pittsburgh und Brooklyn (USA); deutsches Zweigbüro in Selters (Taunus). Zeitschriften: „Der Wachtturm”, „Erwachet!”.
 

Herbert ['h(e):b(e)t], Edward,
Baron Cherbury, englischer Philosoph und Politiker, * 5. 3. 1583 Eyton, Shropshire, † 20. 8. 1648 London; Bruder von George Herbert; Vorläufer der englischen Aufklärungsphilosophie durch seine Lehre von der Naturreligion (Deismus); lehrte in der Erkenntnistheorie, dass es Wahrheiten (angeborene Ideen) gebe, deren Quelle der Naturinstinkt sei.
Deismus [lateinisch], die Ansicht, dass Gott zwar die Welt geschaffen habe, aber nicht weiterhin in die Natur und das Weltgeschehen eingreife. Diese Vorstellung eines "untätigen" Gottes (deus otiosus) im Hintergrund der Welt und des Weltgeschehens findet sich bereits in Religionen von Naturvölkern in den sog. "Hochgöttern". In entwickelteren Religionen bilden deistische Anschauungen den Übergang zum Skeptizismus. In Europa setze sich der Deismus in der Zeit der Aufklärung im England des 17./18. Jahrhunderts durch.

Whitefield ['waitfi:ld], George,
englischer Erweckungsprediger, * 16. 12. 1714 Gloucester, † 30. 9. 1770 Newburyport, Mass.; wirkte zunächst in enger Verbindung mit John Wesley führend in der methodistischen Erweckungsarbeit in England, Schottland, Irland und besonders in Nordamerika, später mehr calvinistisch ausgerichtet.
Mehr unter:
http://www.bautz.de/bbkl/w/whitefield.shtml
 
 

16) William Tennent, Sr.
TENNENT, William, * 1673 in Irland, + 6.5. 1746 in Neshaminy, Pa., USA. - W.T. war ein an der Universität Edinburg graduierter Theologe im Dienst der Church of Ireland, jedoch ohne dort je Pfarrer in einer Gemeinde gewesen zu sein, weil er deutlich nonkonformistische Neigungen hatte. Am 2. Mai 1702 verheiratete er sich mit Catharine Kennedy, der Tochter eines bekannten schottischen Pfarrers der Presbyterianer. Zwischen 1716 und 1718 entschloß er sich, mit seiner Familie - vier Söhne, die alle Pfarrer wurden und mit einer Tochter - zur Auswanderung nach Amerika. Dort trat er nach der Annahme durch die Synode der Presbyterianer in deren Dienst. Zuvor hatte er die bischöfliche Kirchenleitung und den Arminianismus als schriftwidrig verworfen. Er betreute zwischen 1718 und 1720 die Gemeinde in East Chester, N.Y., anschließend bis 1726 eine Gemeinde in Bedford. Im Herbst 1726 wurde er Pastor der Gemeinde von Neshaminy, Pa., wo er bis zu seinem Tod 1746 blieb. Bedeutungsvoll war, daß er 1736 beim zwischen Philadelphia und New York gelegenen Neshaminy ein Stück Land erwarb, dort eine Blockhütte erbaute und darin das in die amerikanische Kirchengeschichte eingegangene »Log-College« (Blockhütten-College) unterbrachte. Die Veranlassung dazu gab ein inzwischen ausgebrochener Streit innerhalb der presbyterianischen Synode, der zu dem Beschluß führte, zukünftig nur noch ausgebildete Theologen in den Pfarrdienst zu nehmen. Eine solche Möglichkeit zur Ausbildung gab es aber nur in Neu-England und in Übersee. Die kleine Ausbildungsstätte »Log-College« wurde für die Geschichte der amerikanischen Kirchen auch bedeutsam, weil sie einige Prediger mit hervorragenden evangelistischen Fähigkeiten hervorbrachte, unter ihnen den bekannt gewordenen Erweckungsprediger Jonathan Edwards. Dies College war natürlich nicht unumstritten, weil es sich nicht scheute, die evangelistischen Praktiken des englischen Methodisten George Whitefield (s.d.) aufzugreifen, die u.a. darin bestanden, daß der Reisepredigerdienst als ein der mobilen Gesellschaft angepaßter das traditionelle Parochialsystem unter der Vorherrschaft einer Konfession in Frage stellte. Dazu gehörte selbstverständlich die Ausübung einer glaubenbegründenden Verkündigung für die Menschen, die ohne Gott und Glauben nach Amerika gekommen waren. Dieser Verkündigung und ihrer theologischen Zielsetzung kann man einen aggressiven Charakter nicht absprechen. Durch die Ansätze zur Ausbildung von Predigern und Evangelisten in Amerika wurden die dortigen Gemeinden auf den Weg der Unabhängigkeit von den europäischen `Mutterkirchen' geführt. Gleichzeitig wurden damit die Voraussetzungen verstärkt, kirchliche Strukturen zu entwickeln, die sich mehr und mehr von den Vorbildern des klassischen europäischen Staatskirchentums befreiten und einen für die neue gesellschaftliche Situation relevanten Weg einschlagen konnten. Dieser war vom Freikirchentum aller bestimmt und bereitete den Schritt vom abgrenzenden Konfessionalismus zum stärker ökumenisch ausgerichteten Denominationalismus vor, in dem sich die unterschiedlichen Kirchen gegenseitig als Teile der einen Kirche Christi anerkennen.....
Karl Heinz Voigt
 

17) George Williams
Gründer der YMCA [waiemsi'ei], Abkürzung für englisch Young Men's Christian Association, Weltorganisation der Christlichen Vereine Junger Männer bzw. Menschen (CVJM), wesentlich vom Methodismus Nordamerikas geprägt. Aufgaben u. a. Missionstätigkeit, in und nach dem 2. Weltkrieg Kriegsgefangenenbetreuung, Sitz: Genf. Entsprechende Organisation für die weibliche Jugend: YWCA (Young Women's Christian Association)

18) John Smyth
SMYTH (Smith), John, anglik. Theologe; später Nonkonformist, puritanischer Dissenter und Begründer des neuzeitlichen Baptismus. * zwischen 1565 und 1568 in Ostengland, + Ende Aug. 1612 in Amsterdam. - Über S.s Herkunft ist kaum etwas bekannt. Nach W. H. Burgess wurde S. in Sturton/Nottinghamshire geboren. Er studierte am Christ's College in Cambridge, wo er 1594 ordiniert wurde und bis 1598 als Lehrer wirkte. Dort geriet er unter calvinistisch-puritanischen Einfluß und kam auch mit separatistischem Gedankengut in Berührung durch seinen Tutor Francis Johnson, der später selbst nach Holland emigrierte. Ab 1600 wirkte S. als Stadtprediger in Lincoln, wurde aber schon zwei Jahre später wegen »parteiischer« bzw. »aufrührerischer« Predigt entlassen. Der eigentliche Grund für seine Entlassung dürfte ein kirchenpolitischer gewesen sein, da Streitigkeiten entstanden waren, weil S. die Sünden prominenter Bürger der Stadt öffentlich angeprangert hatte. Zwei Schriften, »The Bright Morning Star« (1603) und »A Pattern of True Prayer« (1605), enthalten seine in Lincoln vorgetragenen Predigten und sollten die kirchlichen Behörden von seiner Unschuld überzeugen. Die Predigten weisen S. als orthodoxen Puritaner aus, der zu dieser Zeit separatistische bzw. anabaptistische Tendenzen zurückweist. - Eine Anstellung in der anglikanischen Kirche blieb ihm jedoch versagt. Um 1606 aber schloß sich S. - als Reaktion auf die antipuritanische Religionspolitik des Königs Jakob I (Hampton Court Conference) - der Separatistenbewegung an und wurde einer ihrer Führer in der Gegend von Gainsborough/Lincolnshire und Scrooby/Nottinghamshire. Mit seinen Anhängern, darunter Thomas Helwys, floh er zu Beginn des Jahres 1608 nach Amsterdam. - In dieser Zeit schrieb S. drei Werke, die sich in erster Linie mit ekklesiologischen Fragen beschäftigten: »Principles and Inferences Concerning the Visible Church« (1607), »The Differences of the Churches of the Separation« (1608), und »Parallels, Censures, Observations« (1609). Neben einem strengen Kongregationalismus werden darin noch weitere Gründe angeführt für die Trennung von der engl. Staatskirche, die u.a. den sittlichen Verfall dulde und keine Kirchenzucht (»discipline«) ausübe. Gegen die bereits in Amsterdam lebenden, von Francis Johnson u. a. angeführten engl. Separatisten (»Ancient Church«) grenzte er sich ebenfalls ab, indem er - neben gemeindeorganisatorischen Einwänden - seinen spiritualistischen Neigungen folgte und das Vorlesen bzw. -singen aus Büchern und Schriften, die Bibel eingeschlossen, im eigentlichen Gottesdienst verbot, weil dadurch das freie Wirken des Geistes eingeschränkt würde. - Um 1609 führte S. in seiner von Spaltung erschütterten Gemeinde die Glaubens- bzw. Erwachsenentaufe ein. Er begann damit, daß er sich zunächst selbst - wahrscheinlich durch Begießung - taufte, was ihm den engl. Spottnamen »Se-Baptist« eintrug. Nach J. R. Coggins unternahm S. aufgrund eigenständiger theol. Erkenntnis diesen historischen Schritt, ohne dabei von Mennoniten primär beeinflußt worden zu sein, wie das von der älteren Forschung (so z. B. I. B. Horst) angenommen wurde. In seiner Schrift »The Character of the Beast« (1609) führt er die bibl.-theol. Gründe für die Glaubenstaufe an. - Um 1610 schufen S. und seine Anhänger in 20 auf Latein verfaßten Artikeln das erste baptistische Glaubensbekenntnis »Corde Credimus«. S. bereute nun seine vorschnell und eigenmächtig vollzogene Taufe und suchte Verbindung mit den Waterländer-Mennoniten, die er als »wahre Kirche« anerkannte. 1615, mehr als zwei Jahre nach S.s Tod, vereinigten sich seine verbliebenen Anhänger - ohne Wiedertaufe, da sie ja von S. bereits getauft waren - mit den Mennoniten. S.s letzte theol. Entwicklungen, die ihn als überzeugten Anabaptisten (Täufer) ausweisen, sind in einem von seiner Gemeinde 1612 veröffentlichten Werk (in 4 voneinander unabhängigen Teilen) »The Confession of Faith...«, von dem uns nur ein Exemplar erhalten geblieben ist, dokumentiert. Die Lehre vom freien Willen und die damit verbundene Ablehnung der Prädestination, sein Verhältnis zur Obrigkeit - Wehrlosigkeit und Ablehnung staatl. Ämter und des Eides -, die spiritualistisch-monophysitische Sicht der Inkarnation, sowie seine Vermischung von Rechtfertigung und Heiligung zeigen deutlich, daß er sich zuletzt von seiner früheren calvinistischen Position distanziert hatte und ins täufer. Lager übergewechselt war.- S. war sukzessive Puritaner, Separatist, Baptist und Anabaptist und gilt heute als Gründervater des Baptismus, der weltweit größten prot. Freikirche, obwohl seine Gemeinde von den holländischen Mennoniten gänzlich absorbiert wurde. Thomas Helwys, der einen Zusammenschluß mit den Mennoniten vehement ablehnte und sich deswegen von S. getrennt hatte, kehrte 1612 nach London zurück, wo er eine eigenständige Täufergemeinde gründete, von der sich später der Baptismus als unabhängige Konfession (»General Baptists«) ableitete.

Werke: Walter H. Burgess, J. S. the Se-Baptist, Thomas Helwys and the First Baptist Church in England, London 1911; The Works of J. S. Fellow of Christ's College, 1594-8, 2 Bde., Tercentenary Edition for the Baptist Historical Society with Notes and a Biography, hrsg. v. W. T. Whitley, Cambridge 1915.
 

19) Barton Stone

http://www.freedomsring.org/heritage/chap7.html

http://www.cccdisciples.org/BStone.html

http://religiousmovements.lib.virginia.edu/nrms/restor3.html

http://www.mun.ca/rels/hrollmann/restmov/people/bstone.html

20) A. J. Tomlinson

21) Cowman
 

Smith [smi], Joseph,
US-Amerikaner, * 23. 12. 1805 Sharon, Vt., † 27. 6. 1844 Carthago, Ill.; gründete, gestützt auf das angeblich von ihm durch Offenbarung entdeckte Buch Mormon, 1830 die Kirche der Mormonen. In der Folge eines Konflikts mit seinen Gegnern wurde er 1844 verhaftet und im Gefängnis von einer Volksmenge ermordet.
Mormonen, Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage, englisch Church of Jesus Christ of Latter-Day-Saints,  von Joseph Smith 1830 in den USA gegründete Glaubensgemeinschaft, die auf angeblich von ihm gefundenen, von einem Engel Moroni gesammelten Schriften beruht, "The Book of Mormon" 1830, das als gleichwertiges Gegenstück zur Bibel gilt. - Nach schweren Verfolgungen wurde 1848 von Brigham Young der Mormonenstaat "Deseret" in der Ebene des Großen Salzsees gegründet und nach Verzicht der Mormonen auf die 1843 eingeführte Mehrehe 1896 als Staat Utah in die USA aufgenommen. Besonderheiten der Kirche sind ein vielgliedriges Priestertum mit abgestuften Vollmachten, Tempeldiensten  , Siegelungen und Handlungen an Verstorbenen ("Totentaufe").

Andere Darstellung aus:
http://www.geschichte.2me.net/bio/cethegus/s/smithj.html
Joseph Smith (1805-1844 nach Christus)
Stifter des Mormonentums.
Schon als Kind hatte der am 23. Dezembre 1805 in Sharon, Vermont geborene Farmersohn mehrere Visionen. Im Jahre 1827 erschien ihm eigenen Aussagen zufolge ein Engel namens Moroni. Dieser wies ihm einen Ort an, wo die Schriften des Propheten Mormon zur Geschichte der Ureinwohner Amerikas versteckt seien.

Mit Hilfe zweier Steine übersetzte Smith die "reform-ägyptischen" Texte und gab sie 1830 als "Buch Mormons"heraus. Noch im selben Jahr gründete er die "Kirche Jesu Christi der Heiligen der letzten Tage", die schnell anwuchs. Mißtrauen und offene Feindschaft der Bevölkerung vertrieb die Mormonen, die autonom wirtschafteten und nach eigenen Regeln (Polygamie, Verbot der Sklaverei) lebten, von Fayette nach Kirtland, Missouri und Nauvoo.

Smiths Entschluß 1844, für das Amt des Präsidenten zu kandidieren, stieß auf großen Ärger bei seinen Anhängern. Mehrere gewalttätige Auseinandersetzungen führten zur Verhaftung des Sektenführers. Am 27. Juni 1844 wurde er von einer aufgebrachten Volksmenge im Gefängnis von Carthago, Illinois, niedergeschossen. Noch heute leben Mormonen in den USA, insbesondere in Salt Lake City, Utah.
 

Young [jng], Brigham,
US-amerikanischer Mormonenführer, 6. 1801 Witingham, Vt., † 22. 8. 1877 Salt Lake City; nach dem Tod von J. Smith führte er die Mormonen 1846/47 in die Ebene des Großen Salzsees und baute dort ein blühendes Siedlungswerk auf, aus dem der spätere US-Staat Utah hervorgegangen ist.
 

24) William Miller
(1782 – 1849, founder of the Adventist churches)
Adventisten, eine Glaubensgemeinschaft, die der von William Miller (* 1782, † 1849) seit 1831 in den USA verkündigten Endzeitbotschaft entsprang. Als die für 1844 angekündigte Wiederkunft Christi ausblieb, zersplitterten sich die Anhänger. Ein Teil sammelte sich um die Visionen der Prophetin Ellen G. White (* 1827, † 1915) und empfing von ihr die hauptsächlichen Lehrelemente: Erwartung der nahen Wiederkunft, Heiligung des Sabbats statt des als heidnisch-antichristlich bezeichneten Sonntags (deshalb "Siebenten-Tags-Adventisten"), Vegetarismus und Gesundheitspflege. Als das "Endzeitvolk" Gottes treiben die Adventisten eine weltweite Mission, auch durch Schriften sowie Radio und Fernsehen ("Stimme der Hoffnung"). Sie unterhalten ein umfangreiches Gesundheits- und Bildungswerk, u. a. Krankenhäuser und Kliniken, höhere Schulen und Universitäten. Weltweit haben sie rund 9 Mio. Mitglieder. Sitz der Generalkonferenz ist Washington.
 

Rahner Karl,
katholischer Theologe, * 5. 3. 1904 Freiburg im Breisgau, † 30. 3. 1984 Innsbruck; Bruder von Hugo Rahner; Jesuit, einflussreicher Dogmatiker (unter Einbeziehung von Existenzphilosophie und Anthropologie), Konzilstheologe; 1949 Professor in Innsbruck, 1964 in München, 1967-1971 in Münster; engagierte sich in der ökumenischen Bewegung. Hauptwerke: "Geist in Welt" 1939; "Schriften zur Theologie" 1954 ff.; Mitherausgeber des "Lexikons für Theologie und Kirche" und "Sacramentum Mundi".
 

Temple, William,
anglikanischer Theologe, * 15. 10. 1881 Exeter, † 26. 10. 1944 Canterbury; 1921 Bischof von Manchester, 1929 Erzbischof von York, 1942 von Canterbury. Temple war besonders um soziale Gerechtigkeit bemüht und führend an der ökumenischen Bewegung beteiligt. Er war 1938 erster Präsident des Vorläufigen Ausschusses des Ökumenischen Rates der Kirchen.
siehe auch:
http://www.bautz.de/bbkl/t/temple_w.shtml

 

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