Erzbischof weist Vatikan Ultimatum zurück

Mittwoch, 25. Juli 2001, 20:12 (Eastern Time)

Washington DC (UPI)

Der römisch katholische Erzbischof Emmanuel Milingo antwortete auf die Androhung der Exkommuikation aus dem Vatikan aufgrund seiner Heirat vor einigen Wochen, indem er sagte, dass er durch seine Frau "die andere Seite von Gottes Herz" kennen gelernt hat und dass die katholische Kirche den Pflichtzölibat für Priester aufgeben sollte.

"Wie kann ich meine Frau verlassen?" fragte Milingo. Bei einer Pressekonferenz in Washington sagte Milingo, dass er mit der Akupunkturärztin Maria Sung, mit der er im Mai von Reverend Sun Myung Moon getraut wurde, das Eheleben begonnen hat.

Am 17. Juni gab der Vatikan eine öffentliche kanonische Ermahnung heraus, in der es heißt: "Sollte der Erzbischof bis 20. August 2001 nicht in aller Form das erfüllen, was der Vatikan von ihm fordert, werde über ihn die Exkommunikation, die dem Heiligen Stuhl vorbehalten ist, verhängt.

Laut Reverend John Beal, einem Kirchenrechtsexperten, kann diese spezielle Art der Strafe ausschließlich vom Papst selbst verhängt werden. Das Ultimatum aber trug die Unterschrift von Josef Kardinal Ratzinger, Präfekt der Glaubenskongregation im Vatikan.

Milingo bezeichnete sich nach wie vor als "gläubigen Katholiken, der fortfährt den Rosenkranz zu beten und die Heilige Messe zu lesen" und fuhr dann fort: "Als zölibatär lebender Priester kannte ich Gott als Mann. Jetzt, durch die Einheit mit meiner Ehefrau Maria, entdeckte ich die andere Seite des Herzens Gottes, die weiblich ist."

Er sagte seinen Zuhörern, dass eine geheiligte, treue und monogame Ehe vom Zölibat aus gesehen nicht ein Schritt nach hinten sei, sondern ihn auf eine neue Ebene der Treue hebt. Es ist nun Zeit für die Kirche, den selben Schritt zu tun.

Milingo beschuldigte den Vatikan in Silbenrätseln zu sprechen.

"Der Zölibat ist zu einer Fassade geworden, geheime Affären und eheliche Gemeinschaften, Vergewaltigungen von Nonnen, uneheliche Kinder, üppige Homosexualität, Pädophilie und verbotener Sex stellt die Priesterschaft vor große Rätsel. Christus wird verspottet, der Teufel lacht."

Der Erzbischof erinnerte seine Zuhörer, dass seit dem 2. Vatikanischen Konzil 1960 etwa 120.000 Priester geheiratet haben und zu Ex-Geistlichen geworden sind. "Sie wurden zu Bastarden, zu Bürgern zweiter Klasse innerhalb der Kirche" sagte Milingo.

"Was ich in Gehorsam Gott gegenüber getan habe, ist geschehen, um ein Modell anzubieten," sagte er. Durch den Zusammenschluß der Sakramente Priesterweihe und Ehe werden wir sie beide stärken und erneuern."

Der Vatikan forderte von Milingo auch, sich von Moon und der Familienföderation für Weltfrieden zu trennen. Der Monsignore jedoch hielt an seinen früheren Aussagen fest "Ich bin nicht der Kirche Reverend Moons beigetreten". Er sagte: Er sein ein "Katholik durch und durch."

Als dann ein Journalist Milingo nach der Anschuldigung seitens traditioneller Christen fragte, ob denn die Behauptung, dass Jesus als Messias versagt habe, nicht Blasphemie sei, antwortete Milingo: "Jesu Tod wurde erzwungen. Jesus wurde getötet, bevor er all seine Pläne verwirklichen konnte."

 Milingos Weihe als Erzbischof ist "ad aeternam", für die Ewigkeit. Theoretisch könnte er sogar seine eigene Bekenntnisgemeinschaft gründen und auch in den Augen des Vatikans rechtmäßig Priester einsetzen, allerdings nicht in Einheit mit der katholischen Kirche.

"Denken sie, dass Sie das tun würden, falls der Vatikan Sie exkommuniziert?" wurde er gefragt: "Ich möchte keine Trennung", sagte Milingo.

Warum ließ er sich von Moon seine Braut aussuchen?

"Das ist eine Gabe und seine Aufgabe", antwortete der Erzbischof. "Reverend Moon benutzt diese Gabe, um die Familien zu erneuern."

"Wir heben die erste Institution hervor, die Gott im Garten Eden geschaffen hat: die Familie, die in all unseren Gesellschaftskreisen in eine Krise geraten ist", sagte Milingo. "Das ist ein Wert, den wir alle teilen. Wenn sich der Vatikan schmalspurig gegen diese Zusammenarbeit stellt, so hat er den Geist der Versöhnung, den der Heilige Vater einleitete, vollkommen verfehlt."

"In seiner Arroganz versteht er (der Vatikan) gar nichts."