Religion und die ideale Welt

Reverend Sun Myung Moon

3. IRFWF Kongress

21. August 1995

Hilton Hotel, Seoul, Korea

Ins Deutsche übertragen von Johannes Stampf

Das Thema des 3. Internationalen Kongresses der Interreligiösen Föderation für den Weltfrieden (IRFWF) ist "Die Verwirklichung des Ideals und die Verantwortung der Weltreligionen". Das Thema "Ideale Welt" liegt jeder einzelnen der Weltreligionen sehr am Herzen. Alle Religionen erkennen die Realität des Bösen an und alle Religionen lehren eine Alternative zu dieser Welt des Bösen und der Unkenntnis. Diese alternative Welt ist die "Ideale Welt".

Das Streben nach einer idealen Welt ist aber nicht nur ein Ziel der Religionen, denn alle Menschen, ob religiös oder nicht, sehnen sich nach dem Ideal und streben danach, es zu errichten. Aber auch gute Intentionen und mutige Schritte, die nicht mit dem Weg des Himmels übereinstimmen, werden keine Früchte bringen und rufen oft mehr Schaden hervor als sie Gutes tun. Um daher das Ideal erreichen zu können, müssen wir klar über Gott Bescheid wissen und wir müssen auch Gottes Ideal und Gottes Willen kennen.

In diesem Jahrhundert lernten wir alle das Desaster des atheistischen Kommunismus kennen und wir alle wurden Zeugen der tragischen Ergebnisse des Eiferns nach einem falschen Ideal. Der Kommunismus war eine überhebliche und eingebildete soziale Bewegung, die Gott verneinte und auf dieser Basis versuchte, eine ideale menschliche Gesellschaft ohne Gott zu erschaffen. Die demokratische Gesellschaft ist diesbezüglich besser als der Kommunismus, aber auch sie wird fortfahren zu zerfallen und sich schließlich selbst zerstören, wenn sie sich gegen die Vorsehung Gottes stellt. Der Weg des Guten und der Weg Gottes sind ein und das selbe. Das Gute und die Ideale des Menschen können ohne den Bezug zur göttlichen Realität weder erreicht noch aufrecht erhalten werden. Aus diesem Grund können wir sagen, dass jeder, der nach dem Ideal strebt, den Willen Gottes und die Bedeutung der Religion verstehen muss.

Das Prinzip

Seit meiner Kindheit habe ich verzweifelt nach den Antworten auf die grundlegenden Fragen des Lebens und des Universums gesucht. Ich war mir sicher, dass Gott niemals eine Welt erschaffen würde mit einem Ideal, das unerreichbar ist und in dem das Böse, das Leiden und die Disharmonie ewigen Bestand haben und das Gute immer besiegen sollten. Ich konnte nicht verstehen, warum die Welt, die ich erlebte, so voll des Bösen war. Ich habe jetzt nicht die Zeit genauer auf die Erlebnisse meiner Jugend einzugehen.

Es genügt zu sagen, dass meine Jugend erfüllt war von einer tiefen Sehnsucht nach der Wahrheit. Die Lehre, die als "Das Prinzip" bekannt ist und die ich an die Menschen weitergebe, wurde nicht auf einfachem Weg entdeckt. Es braucht nicht extra erwähnt zu werden, dass die Essenz des Prinzips nur durch eine tiefe, glühende und gebetsvolle Kommunikation mit Gott und den großen Heiligen in der geistigen Welt empfangen werden konnte. Es ist ein Sieg, der nur in einem verzweifelten Kampf mit Satan errungen werden konnte.

Ich widme jeden Moment meines Lebens der Lehre und der Verwirklichung dieses Prinzips. Das Prinzip wurde auf die ganze Welt verbreitet und es transformiert das Leben der Menschen, indem es sie in eine neue Beziehung mit dem lebendigen Gott bringt.

Gottes Ideal

Als von Gott geschaffene Menschen wurden wir mit einer Hoffnung nach einer idealen Welt geboren. Wenn wir sagen: "Ideale Welt", so sollten wir wissen, dass das Konzept dieses Ideals von Gott kommt. Gott schuf nicht eine Welt der Macht, der Herrlichkeit und des Reichtums. Gott sehnt sich nicht nach diesen. Aber es wäre falsch, zu sagen, dass Gott überhaupt keine Sehnsucht hat. Gott existiert als der Sitz der wahren Liebe. Gottes Schöpfungsmotiv war die Erschaffung der wahren Liebe und Gottes ersehntes Objekt oder Gegenüber ist der ideale Mensch. Auch der allmächtige Gott braucht, um wahre Liebe erleben zu können, ein Gegenüber, mit dem er eine Liebesbeziehung eingehen und aufrecht erhalten kann. Wahre Liebe kann ausschließlich in einer Beziehung zwischen einem "Subjekt" und einem "Objekt" erlebt werden. Kein isoliertes Wesen kann Liebe erleben. Nur Wesen, die fähig sind ein freies Geben und Erwidern zu vollführen, können eine Liebesbeziehung eingehen. Gott schuf den Menschen, damit dieser zum Vollkommenen Objekt seiner Liebe werde. Er schuf ihn als ein Wesen, das frei einen Austausch der Liebe mit Gott pflegen kann. Die Menschen sind Gottes Söhne und Töchter, die mit einer natürlichen Neigung zu Gottes Liebe hin geschaffen wurden. Gott ist Wahre Eltern der Menschheit. Er schuf uns als Wesen, die an Seiner wahren Liebe teilhaben und diese ererben. Weiters schuf Er die Welt um uns herum als eine schützende Umgebung für die Menschheit. In ihrer Liebesbeziehung sollten beide, Gott und Mensch, die höchste Form der Freude erleben.

Gott wollte, dass Adam und Eva ausgerichtet auf wahre Liebe in Reinheit zu wahren Menschen heranwachsen. Gott hat mit großer Sorgfalt eine Umgebung für ihre biologische Entwicklung und Ernährung vorbereitet. Gottes zentrale Besorgnis aber galt ihrem Inneren.

Menschen können das Ideal verwirklichen, wenn sie Gottes Liebe erwidern. Gott schuf die Kraft der Liebe als die stärkste aller inneren Kräfte. Wenn daher Menschen auf dem himmlischen Weg die Kraft der Liebe Gottes erfahren, so werden sie Gott ähnlich, sie werden eins mit Gott und erreichen so ihre Vollkommenheit. Aus diesem Grund können wir sagen, dass Gottes Liebe die Basis der Freude, des Lebens und des Ideals des Menschen ist.

Adam und Eva sollten in Gottes Liebe heranwachsen und so zu wahren Menschen werden, dann sollten sie zu Mann und Frau und gemeinsam zu Wahren Eltern werden. Mann und Frau werden zu Wahren Eltern, wenn sie ihren Charakter vervollkommnen und Gottes selbstlose, bedingungslose, elterliche Liebe erfahren.

Die Menschen erleben die Liebe Gottes stufenweise, indem sie die Wachstums- oder Entwicklungsperioden ihres Lebens durchlaufen. Im Laufe ihres Lebens sollte jedes Individuum die Liebe eines Kindes, die geschwisterliche Liebe, die eheliche Liebe von Mann und Frau und die gebende Liebe von Eltern erleben. Die Grundlage, auf der diese vier Grundarten der Liebe erfahren werden können, ist die Familie. Die Familie ist die Basis für Liebe, Freude, Leben und Blutslinie. In gleicher Weise ist die wahre Liebe auch die Hoffnung der Menschheit und die Essenz von Gottes Schöpfungszweck.

Die wahre Vollkommenheit des Individuums, der Familie, der Gesellschaft und der Umwelt hat ihre Wurzeln in der Verwirklichung der wahren Liebe innerhalb der Familie. Menschen, die zur Verkörperung der Liebe Gottes geworden sind, können Gottes Willen gegenüber niemals ungehorsam sein, auch können sie andere Menschen niemals entehren oder die Schöpfung missbrauchen.

Der Fall und die Wiederherstellung

Wie aber sieht die Realität der heutigen Welt aus? Alle Arten von Unordnung und Krankheit, einschließlich Krieg, Ausbeutung und Drogen, haben die Menschheit infiziert. Noch wichtiger, der Zerfall der sexuellen Moral unter den jugendlichen, die steigenden Scheidungsraten, das Problem der unehelichen jungen Mütter sowie der Zerfall der Familie zerstören in rapidem Tempo die menschliche Gesellschaft. All das hat seine Wurzeln im Sündenfall. Der Sündenfall kam zustande, indem Adam und Eva während ihrer Wachstumsperiode die wahre Liebe verunreinigten. Evas Essen der Frucht, zu der sie Satan verführte, ist ein Symbol für das Eingehen einer Liebesbeziehung, die außerhalb des Prinzips stand.

Adams und Evas Unglaube an Gott, ihre liebenden Eltern und ihre Unterwürfigkeit Satan gegenüber, durch die sie zu falschen oder verfälschten Eltern wurden, war der Beginn der Menschheitsgeschichte. Das Erbe der Menschheit enthielt von Adams Familie an auch Sünde, Falschheit, unerlaubte Liebe und Gewalttätigkeit. Während dieser Zeit der "Letzten Tage" sehen wir, dass der Same, den Adam und Eva gepflanzt haben, überall auf Erden seine Früchte trägt. Wie traurig muss Gottes Herz darüber sein!

Gott muss Sein ursprüngliches Ideal der wahren Liebe unter allen Umständen wiederherstellen. Gottes Vorsehung der Erlösung ist eine Vorsehung der Wiederherstellung. Zum Zwecke der Wiederherstellung errichtete Er die Religionen und weitete durch sie den Bereich des Guten aus. Der von Gott gesandte Messias ist die Person, die mit dem Auftrag kommt, die Vorsehung der Wiederherstellung abzuschließen. Daher muss der Messias als Wahre Eltern kommen. Die Mission der Wahren Eltern ist es, durch wahre Liebe die Menschen zu wahren Menschen wiederherzustellen und sie als wahren Mann und wahre Frau und schließlich als Wahre Eltern heranzuziehen.

Die Verantwortung der Religionen

Wer sollte die Probleme der Welt lösen, die dem Willen Gottes widersprechen? Die religiösen Führer sollten die Verantwortung auf sich nehmen, die Realität der Missetaten, der Sünde und des Leidens zu ändern. Seit dem Tag, an dem ich meine Mission von Gott erhalten habe, habe ich mich der Erfüllung dieser Verantwortung hingegeben. Während ich ohne Wenn und Aber den Weg der Vorsehung und des Prinzips ging, habe ich gegen das Böse gekämpft, das über Zeit und Raum hinaus in die Tiefe des menschlichen Lebens eingedrungen ist. Mit meinem ganzen Herzen und mein ganzes Fundament einsetzend habe ich mein Bestes für die Zusammenarbeit der Weltreligionen und deren religiöser Führer gegeben. Auf diesem Weg bin ich niemals vor der Verantwortung, die zu erfüllen ich Gott gelobte, davongelaufen.

Anläßlich der Versammlung der Weltreligionen in San Francisco im Jahre 1990, als ich die Gründung der Interreligiösen Föderation für den Weltfrieden bekanntgab, erklärte ich Gottes Schöpfungszweck, die Essenz der wahren Liebe und die Rolle von Wahren Eltern. Ich machte die Teilnehmer mit Nachdruck darauf aufmerksam, an der Errichtung einer ethischen menschlichen Gesellschaft zu arbeiten, die dekadente Kultur zu beseitigen und die wahre Liebe und die Ideologie der Wahren Elternschaft zu praktizieren. Die Arbeit durch wahre Liebe ideale Familien zurückzugewinnen und eine neue ethische menschliche Gesellschaft zu errichten, ist eine sehr kostbare Verantwortung, die den religiösen Führern dieser Zeit gegeben ist.

Weiters sollten die religiösen Führer die Führerschaft zur Beendigung der Korruption und der Missetaten übernehmen. Solange sich die Religionen der verbreiteten Gesetzlosigkeit, Chancenungleichheit und Ungerechtigkeit gegenüber indifferent verhalten, können sie niemals den Weg aus dem gegenwärtigen Morast heraus finden, noch sich in die Richtung von Gottes Ideal bewegen. Es ist klar, dass religiöse Praktiken den Weg zu einem lebendigen Glauben zum Ziel haben. Religiöse Führer sollten mit gutem Beispiel vorangehen und andere aus ihrer geistigen Verzweiflung herausführen und ihnen dabei helfen, ihre ursprüngliche Natur des Guten wiederzuerlangen.

Weiters bin ich der Ansicht, dass religiöse Führer die Aufgabe haben ein bedingungsloses und opfervolles Leben zum Wohle der anderen vorzuleben und diese Lebenshaltung den anderen zu vermitteln. Auch heute gibt es noch viel Armut und Hunger auf der Welt. Gleichgültigkeit hat sich auf der Welt breit gemacht. Die Verantwortung religiöser Menschen in diesem Punkt ist sehr groß.

Während der vergangenen zwanzig Jahren habe ich mich ausgiebig in Unternehmungen, die mit dem Meer zu tun haben, investiert und bin selbst viel auf dem Meer gewesen. Ich konzentriere mich auf diese Arbeit, um das Übel des Hungers zu überwinden. Ich bin der Ansicht, dass mit Hilfe der Entwicklung der Landwirtschaft und der wirtschaftlichen Nutzung des Meeres religiöse Organisationen all ihre Kraft und ihren Einsatz zusammenlegen sollten, um Nahrungsmittel zu produzieren, um den armen Ländern damit zu helfen.

Wäre es nicht für die Verwirklichung der Liebe Gottes, so wäre das Universum niemals erschaffen worden. In Übereinstimmung mit dem universellen Gesetz sorgt sich das Subjekt um sein Objekt, so wie Eltern sich um ihre Kinder sorgen oder Lehrer um ihre Schüler. Aber statt dass die Subjekte für ihre Objekte sorgen versuchen die Menschen in der gefallenen Welt andere selbstsüchtig zu ihrem eigenen Wohl auszunutzen. Das ist der Grund für ihren Untergang. Ich glaube, dass Religion selbst den Weg des himmlischen Prinzips "zuerst das Wohl des anderen zu suchen" praktizieren und anderen lehren soll.

Verehrte religiöse Führer! Ich glaube, dass IRFWF konstruktiv zum Wohle der Harmonie der Religionen untereinander und für den Frieden in der Welt arbeiten sollte. IRFWF sollte der Welt als Gewissen dienen. Diese Organisation sollte nicht nur Führer aller Ebenen einschließlich der Politik, der Wirtschaft und der Bildung beraten und leiten, sondern selbst mit gutem Beispiel vorangehen. Da die großen Religionen aus dem Boden des Märtyrertums und der Verfolgung ihre Nahrung ziehen und auf dem großartigen Fundament ihrer jeweiligen Gründer stehen, sollte niemand von uns die Opfer scheuen, die es braucht, um die ursprüngliche Integrität der Religion wiederherzustellen.

Ich danke Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit.