6. Jahresversammlung der NCCSA

(National Council for Church and Social Action)
BOTSCHAFT AN DIE PRIESTER

Reverend Moon

21. März 1984
Übersetzung aus dem Englischen
Ausgegeben 1984

Der "Nationalrat für Kirche und soziale Aktivität" wurde 1977 als ein Instrument für die Zusammenarbeit von Kirchen, Bürgerinitiativen und Privatpersonen gegründet. Die ursprüngliche Idee dazu entstand aus Vorschlägen von schwarzen Geistlichen verschiedener Bekenntnisse im Gespräch mit Mitgliedern der Abteilung "Interfaith" der Vereinigungskirche. Heute verfügt NCCSA über ein Netzwerk von über tausend Servicestellen in den Städten des Landes. Die diesjährige Jahresversammlung war dem Thema "Hunger" gewidmet, weil 35 Millionen Menschen in den USA mit weniger als dem Existenzminimum auskommen müssen. Viele von ihnen leiden an chronischem Hunger und Unterernährung.

Ehrenwerte Vorstandsmitglieder und werte Teilnehmer an dieser Jahresversammlung: Ich freue mich, daß ich, hier die Gelegenheit habe, einige meiner Überzeugungen mit Ihnen zu teilen. Zunächst einmal möchte ich Ihnen meinen größten Dank aussprechen für all die Arbeit, die die NCCSA in den vergangenen Jahren geleistet hat. Ich möchte Sie auch beglückwünschen zur Erweiterung des Rates, der sich seit der letzten Jahresversammlung mehr als verdoppeln konnte.

In diesem Jahr wird sich unser Treffen mit dem Problem des Hungers befassen, welches nur eines von vielen Problemen darstellt, denen sich Gott und unsere Welt heute gegenübersehen. Durch zahlreiche geistige Erlebnisse, die ich mein ganzes Leben hindurch hatte, bin ich zu der Erkenntnis gelangt, daß der Geist Gottes sehr weit ist. Er möchte mit Seiner Liebe sowohl die Christen als auch die Nichtchristen gleichermaßen umarmen. Ich möchte Ihnen gerne heute etwas über meine Vision für die Kirche in der Gesellschaft erzählen.

Ich denke seit langem, daß religiöse Führer Pioniere im Bereich des Gewissens sein und die Menschheit durch ihre mutigen und entschlossenen Taten inspirieren sollten. Das ist absolut notwendig, um mit den Problemen der menschlichen Geschichte fertigzuwerden und das Ideal der Menschheit zu erfüllen.

Mein grundlegendes Ziel - das Ziel aller Christen - ist es, das leidende und mit Sehnsucht erfüllte Herz Gottes, das Herz von Jesus und das Herz der gesamten Menschheit zu trösten und bei der Errichtung des Reiches Gottes auf Erden, jetzt und für alle Ewigkeit mitzuhelfen. Um dieses Ziel zu erreichen, muß man die sich deutlich zeigenden Schwierigkeiten anpacken und lösen. Diese Schwierigkeiten liegen in drei Bereichen:

Eine grundlegende Schwierigkeit ist das Vorherrschen von egoistischer Liebe, die bereits extreme Ausmaße annimmt. Egoistische Liebe kommt in einem Mangel an wohltätiger Moral und Ethik zum Ausdruck. Das ist nicht ein Problem, das nur den einzelnen betreffen würde, sondern es sind auch unsere Kirchen davon betroffen. Gesellschaftlich gesehen ist egoistische Liebe die Ursache für kriminelle Handlungen, Gleichgültigkeit dem Nächsten gegenüber, die Zersplitterung in den Gemeinden und Feindseligkeit unter jenen, die wahrlich Nachbarn sein sollten. Kurz gesagt, die egoistische Liebe zerstört die Gesellschaft.

Die Kirche ist von Jesus eingesetzt worden, um ein Körper zu sein, der in wahrer Liebe vereinigt ist, die Liebe, die Jesus gegeben hat. Die Kirchen sollten Menschen der Liebe hervorbringen und wahre Liebe und Einheit in die Gesellschaft hinaustragen. Aber das Christentum selbst hat sich zersplittert, und die Christen vieler verschiedener Konfessionen halten es noch immer für schwierig, miteinander für Liebe und Einheit zu arbeiten. Das ist die zweitgrößte Schwierigkeit, um das Herz Gottes zu trösten und Sein Reich der Liebe zu errichten. Die Geschichte jener Christen, die einander verfolgen und gegeneinander kämpfen, muß der Vergangenheit angehören.

In der Geschichte wurden die vielen Fehler und Tragödien festgehalten, die sich ereigneten, wenn eine religiöse oder rassische Gruppe sich für den einzigen Kandidaten hielt, der in der Gunst Gottes steht, oder wenn sie eine Position einnahm, von wo aus sie den Glauben und die Moral der anderen beurteilte. Wie können wir Gott helfen, wenn wir zulassen, daß wir selbst in Herz und Tat gespalten sind?

Die dritte Schwierigkeit liegt natürlich darin, daß noch immer große Ungerechtigkeit und Entbehrung vorhanden sind. Armut, Ausbeutung und die Unterdrückung von Frauen, von Minderheiten und jungen Menschen sind ein Zeugnis für das Versagen der christlichen Gesellschaft, für die Schwäche der Kirche als einer gesellschaftlichen Kraft, und für die begrenzte Wirksamkeit einzelner Christen. Jesus lehrte - und die Kirche verkündet es seit langem - die Liebe, die Gerechtigkeit und ein Leben, in dem uns überreichlich gegeben werden wird. Aber gegenwärtig haben viele Menschen, insbesondere die Jugend, die Hoffnung verloren und können leicht nicht nur die Gesellschaft, sondern auch das Christentum und sogar Gott anklagen und verwerfen. Dann versinken sie in der Geistlosigkeit oder sogar in der gewalttätigen Art des Marxismus-Leninismus, dessen Grundlage die Dialektik der Zerstörung ist.

Angesichts dieser Schwierigkeiten und ihrer Ursachen haben Sie sich heute hier in Memphis über alle Spaltungen hinweg mit der Verpflichtung versammelt, daß das Christentum wieder in der Gesellschaft wirken und die Gesellschaft selbst verändern soll. Ich bin entschlossen, zu einer neuerlichen Initiative für ökumenische Bemühungen beizutragen - für eine Erneuerung unseres Lebens, unserer Kirchen und unserer Gesellschaft.

Durch das Leben und die Mission Jesu kennen wir die richtige grundlegende Rolle der Christen in der Gesellschaft. Jesus kam als die Verkörperung des Wortes Gottes, als ein absoluter Standard der Liebe. Er kam, um die Welt zu erlösen. Und er kam als ein Diener. Die Kirchen sollen daher den höheren Standard der Liebe, den Christus hatte, zum Ausdruck bringen und zur Versöhnung beitragen, indem sie ihren Brüdern und Schwestern - jedem Menschen. - helfen mit der dienenden Einstellung Jesu. Besonders heute braucht Amerika den Geist und die Tatkraft des christlichen Dienens.

Es hat viele Programme für eine gesellschaftliche Veränderung gegeben, aber Amerika braucht eine Organisation für soziale Aktivitäten besonderer Art, eine mit dem höchsten Standard an Christentum. Nur allzu oft war soziales Handeln mit politischer Macht verbunden, oder nur auf äußerliche Veränderungen konzentriert. Mitglieder der Bewegung für soziale Aktivität Christi sollten stets danach streben, einen reinen Geist zu haben, völlig ergeben und nicht nur über unmittelbare Probleme besorgt zu sein, sondern auch über das Leben nach dem Tod. Nur eine solche Bewegung wird die Menschen in Amerika motivieren können, über sich selbst hinauszuwachsen, sich für ihre Gemeinde einzusetzen und sogar noch darüber hinaus für die Veränderung der Nation und der Welt, sowohl materiell als auch geistig.

Ich habe schon vor langer Zeit erkannt, daß der Konfessionalismus nicht der Weg Gottes ist. Religionen haben ihren Anfang genommenen um den Willen Gottes zu erfüllen. Wir müssen darüber sehr tief nachdenken: es sollte heißen "alle Religionen unter Gott", nicht Gott unter den Religionen. Der Wille Gottes kann nicht durch den Konfessionalismus erfüllt werden. Daher habe ich in den fünfziger Jahren in Korea mit der "Interfaith"-Arbeit unter ungeheuren finanziellen Schwierigkeiten begonnen. Ich habe eine Bewegung ins Leben gerufen, nicht eine Konfession, um diese Interfaith-Arbeit durchzuführen. Der ursprüngliche Name dieser Bewegung lautet: Holy Spirit Association for the Unification of World Christianity (Heilige Geist-Gesellschaft für die Vereinigung des Weltchristentums) - es war keine Kirche oder Konfession, sondern eine Bewegung.

In dieser kritischen Stunde der amerikanischen Christenheit habe ich beschlossen, den Großteil der Anstrengungen der Mitglieder dieser Bewegung einer ökumenischen christlichen Bewegung zur Erneuerung der Kirchen und Gesellschaft zu widmen.

Diese neue Anstrengung hat von unserer Seite bereits begonnen, und wir werden uns mit Christen im ganzen Land darüber beraten, wie sie sich entwickeln kann. Als erster Schritt sind unsere reisenden Missionsteams zur Unterstützung angeboten worden, um eine Neubelebung in örtlichen Kirchen im ganzen Land zu bewirken. Diese Neubelebung soll nicht der Vereinigungskirche dienen, sondern die örtliche Kirche stärken und die Gemeinde inspirieren. Die Neubelebungen haben als Motto: christliche Einheit und Dienen.

Möge Gott Sie und Ihre Familie segnen. Danke schön.